02_In einem anderen Buch
zwischen den Gemeindemitgliedern war höchst erwünscht. Der Erfolg der neuen
Kirche war überschaubar, und was Gott davon hielt, wusste
ja sowieso niemand.
PROF. M. BLESSINGTON, PR, a. D.
– Die Globale Standard-Gottheit
Ich bezahlte den Strafzettel für meinen Porsche mit einem
Scheck, von dem ich wusste, dass er nicht gedeckt war, dann
fuhr ich nach Hause, duschte, aß eine Kleinigkeit und machte
mich aufden Weg nach Wanborough zu Joffys Les Arts Modernes de Surindon-Vernissage. Joffy hatte mich um eine Liste
meiner Kollegen gebeten, um den Besucheransturm zu steigern,
und deshalb erwartete ich durchaus, Bekannte zu treffen. Ich
hatte sogar Cordelia eingeladen, die wirklich eine nette Person
war, wenn sie nicht gerade PR machte.
Die Kunstausstellung fand in der GSG-Kirche in Wanborough statt und war eine halbe Stunde vor meiner Ankunft von
Frankie Saveloy eröffnet worden, dem Moderator von Name
That Fruit. Die Ausstellung schien gut besucht, als ich eintrat.
Die Betstühle waren alle ausgeräumt, und zwischen den eklektischen Kunstwerken wuselten zahlreiche Maler, Bildhauer,
Kritiker, Journalisten und potentielle Käufer herum. Ich nahm
mir ein Glas Wein vom Tablett eines vorbeieilenden Kellners,
aber dann fiel mir ein, dass ich besser keinen Alkohol trinken
sollte. Ich schnupperte sehnsüchtig an meinem Glas, stellte es
dann aber brav wieder weg. Mein Bruder Joffy sah äußerst
elegant aus in seinem Smoking mit geistlichem Hemdkragen.
Als er mich entdeckte, sprang er vergnügt auf mich zu.
»Hallo, Doofus!« rief er und umarmte mich innig. »Schön,
dass du kommen konntest. Hast du Mr Saveloy schon begrüßt?«
Ohne auf eine Antwort zu warten, schob er mich auf einen
dicken Mann zu, der abseits an einer Wand stand. Er stellte
mich vor und rannte dann eilig davon. Frankie Saveloy sah im
wirklichen Leben noch mehr wie eine Kröte aus als im Fernsehen. Ich wartete geradezu darauf, dass eine lange Zunge aus
seinem Maul schießen und mich wie eine freche Fliege fangen
würde, aber ich lächelte trotzdem so höflich wie möglich.
»Mr Saveloy?« sagte ich und hielt ihm meine Hand hin. Er
ergriff sie mit klammen Fingern und hielt sie fest.
»Ich bin entzückt!« grunzte er, und seine Augen bohrten sich
in meinen Ausschnitt. »Tut mir leid, dass wir Sie nicht für
unsere Show haben konnten, aber es ist Ihnen wahrscheinlich
trotzdem eine Ehre, mich kennen zu lernen.«
»Ganz im Gegenteil«, versicherte ich ihm und zog meine
Hand leicht gewaltsam zurück.
»Aha!« sagte Saveloy und grinste so heftig, dass sein Mund
an die Ohren stieß und ich schon Angst hatte, der obere Teil
seines Kopfes könnte abstürzen. »Draußen steht mein RollsRoyce. Vielleicht möchten Sie eine kleine Spritztour mit mir
machen?«
»Ich glaube, ich möchte lieber rostige Nägel fressen«, erwiderte ich.
Aber er ließ sich nicht abschrecken. Er grinste noch breiter
und sagte: »Ein Jammer, solche herrlichen Titten zu verschwenden, Miss Next.«
Ich hatte schon die Hand gehoben, um ihm eine zu schallern,
da wurde mein Arm von Cordelia gestoppt, die offenbar beschlossen hatte, dass sie besser eingreifen sollte.
»Na, Frankie, mal wieder beim Baggern?«
Saveloy verzog das Gesicht. »Hol dich der Teufel, Dilly –
willst du mir den Spaß verderben?«
»Kommen Sie, Thursday, es gibt noch viel größere Narren
hier, mit denen Sie Ihre Zeit totschlagen können.«
Ms Flakk hatte ausnahmsweise mal kein rosa Kleid an, aber
ihre Farben waren immer noch schrill genug, um einen Farbfilm auf vierzig Meter erblinden zu lassen. Sie nahm mich an
der Hand und führte mich zu den Kunstwerken. »Sie haben
mich ganz schön an der Nase herumgeführt, Thursday«, sagte
sie leicht aggressiv. »Ich brauche schließlich bloß zehn Minuten
von Ihrer kostbaren Zeit für unsere Preisträger.«
»Tut mir leid, Dilly. Es war alles ein bisschen hektisch. Wo
sind sie denn jetzt?«
»Na ja, sie sollten bei Richard III mitspielen, im Ritz.«
»Aber?«
»Sie sind zu spät gekommen und man konnte ihnen keine
Rolle mehr geben. Können Sie sich bitte morgen Zeit für sie
nehmen?«
»Ich werd es versuchen.«
Wir erreichten eine kleine Versammlung, in deren Mittelpunkt ein junger Künstler sein neuestes Kunstwerk erklärte.
Seine aufmerksame Zuhörerschaft bestand vor allem aus Männern in kragenlosen schwarzen Anzügen, die eifrig in ihren
Katalogen herumkritzelten.
»Welchen Titel haben Sie dieser Plastik gegeben,
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