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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Mr Duchamp2924?« fragte einer der Kritiker und rückte seine sichelförmige Brille zurecht.
    »Ich nenne sie Das Innere Es«, sagte der junge Künstler in
    großer Demut. Er vermied die Blicke der Umstehenden und
    presste angestrengt seine Fingerspitzen zusammen. Er trug
    einen langen schwarzen Kittel und seine Koteletten waren so
    spitz, als ob er damit jemand die Augen ausstechen wollte. »Sie
    spiegelt die zahlreichen Beschränkungen, in denen unsere
    Gesellschaft heute befangen ist. Die äußere Schicht ist ein
    Abbild und zugleich die Überwindung des harten Ektoskeletts,
    das wir der Außenwelt zeigen. Es ist hart, aber zugleich auch
    dünn und zerbrechlich. Darunter wartet eine weichere Schicht.
    Sie ist von gleicher Gestalt und fast derselben Große. Je tiefer
    man dringt, desto mehr Schichten findet man, alle von gleicher
    Gestalt und immer ein wenig kleiner als die davor. Es ist eine
    tränenreiche Reise, und wenn man zum Mittelpunkt kommt, ist
    beinahe nichts da, und die Ähnlichkeit mit der äußeren Form
    erweist sich in gewissem Sinne als illusionär.«
    »Es ist eine Zwiebel«, erklärte ich laut.
    Verblüfftes Schweigen folgte auf diesen Ausruf. Die Kunstkritiker sahen erst mich, dann die Zwiebel und schließlich
    Duchamp2924 an.
    Ich hatte gedacht, sie würden jetzt irgendwas sagen wie:
    »Vielen Dank, dass Sie uns darauf aufmerksam machen. Da
    hätten wir uns ja beinahe zum Narren gemacht.« Aber das taten
    sie nicht. Sie fragten bloß: »Trifft das zu?«
    »Faktisch, ja«, erklärte Duchamp2924 ungerührt, »aber künstlerisch ist es natürlich eine starke Vereinfachung.« Zur Bekräftigung seiner These zog er einen Bund Schalotten aus seiner
    Jacke und sagte: »Ich habe hier ein anderes Werk, auf das ich
    Ihre Aufmerksamkeit lenken möchte. Es heißt Das Innere Es II
    (Gruppe) und ist eine Formation von konzentrischen, dreidimensionalen Figuren, die um einen Mittelpunkt angeordnet zu
    sein scheinen …«
    Während sich die Kritiker mit erneuertem Interesse vorbeugten, zog mich Cordelia davon. »Du scheinst heute ziemlich
    streitlustig zu sein, Thursday«, lächelte sie. »Komm, ich möchte
    dich mit jemand bekannt machen.«
    Sie stellte mir einen gut frisierten jungen Mann in einem gut
    geschnittenen Maßanzug vor. »Das ist Harold Flex«, sagte sie.
    »Harry ist der Agent von Lola Vavoom, ein sehr einflussreicher
    Mann in der Filmindustrie.«
    Flex schüttelte mir die Hand und erklärte mir, dass er sich
    ganz besonders geehrt durch meine Gegenwart fühle. »Ihre
    Geschichte schreit danach, einem großen Publikum nahe ge-bracht zu werden, und Lola ist sehr interessiert.«
    Ich ahnte plötzlich, worauf das hinauslaufen sollte. »Nein,
    nein«, sagte ich. »Auf gar keinen Fall!«
    »Hör dir erst mal an, was Harry zu sagen hat, Schätzchen«,
    ermahnte mich Cordelia. »Er ist ein Agent, der wirklich gute
    Bedingungen für dich herausschlagen könnte. Er würde darauf
    achten, dass deine künstlerischen Ansichten und persönlichen
    Wünsche in allen Einzelheiten berücksichtigt werden. Von der
    fabelhaften PR für SpecOps ganz zu schweigen.«
    »Ein Film?« sagte ich. »Sind Sie wahnsinnig? Erinnern Sie
    sich nicht an die Adrian-Lush-Show? SpecOps und Goliath
    würden von der Geschichte nichts übrig lassen.«
    »Wir würden es natürlich als fiktionale Geschichte verfilmen,
    Miss Next«, sagte Flex. »Wir haben auch schon einen Titel: Der
    Fall Jane Eyre. Wie finden Sie das?«
    »Ich glaube, Sie sind beide verrückt. Bitte entschuldigen Sie
    mich.« Ich überließ Ms Flakk und Mr Flex ihren Träumen und
    ging zu Bowden hinüber, der nachdenklich vor einem Mülleimer voller Pappteller stand.
    »Wie können die das als Kunstwerk bezeichnen?« fragte er.
    »Das sieht doch bloß wie ein Mülleimer aus.«
    »Das ist auch ein Mülleimer«, erklärte ich ihm. »Deshalb
    steht er neben dem Büfett.«
    »Ah!« sagte er. »Wie war denn die Pressekonferenz bei Lord
    Volescamper?«
    Ich sagte ihm, dass ich nicht ganz verstanden hätte, was die
    Whigs mit dem Cardenio vorhätten.
    »Kaine will Stimmen gewinnen«, erklärte mir Bowden. »Es
    kann gar nicht anders sein. Mit hundert Millionen Pfund könn-te er zwar eine Menge Fernsehspots kaufen, aber den Cardenio
    freizugeben ist noch viel besser. Damit wird er die Stimmen der
    Shakespearianer auf sich ziehen – und das ist eine Gruppe von
    Wählern, die sich von der üblichen Werbung nicht sehr beeindrucken lässt.«
    Daran hatte ich bisher nicht gedacht.

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