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02_In einem anderen Buch

02_In einem anderen Buch

Titel: 02_In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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ist nun mal keine exakte Wissenschaft. Vielleicht müssen wir uns eine Weile von den Ereignissen leiten
    lassen, um herauszufinden, was jetzt zu tun ist. Wie läuft es
    denn sonst so?«
    »Goliath hat Landen genichtet«, sagte ich trübsinnig.
    »Wen?«
    »Meinen Ehemann.«
    »Oh!« sagte er betroffen. »Gab es irgendeinen besonderen
    Grund?«
    »Goliath will Jack Schitt aus dem ›Raben‹ herausholen.«
    »Aha!« sagte er. »Eine Erpressung! Tut mir leid, das zu hören, mein Kind. Aber sei deswegen nicht traurig. Wir sagen
    immer: Niemand ist wirklich tot, solange man noch an ihn
    denkt.«
    »Willst du damit sagen, er wäre endgültig weg, wenn ich ihn
    vergesse?« fragte ich.
    »Genau«, sagte mein Vater und goss sich Kaffee ein. »Das ist
    auch der Grund, warum ich solche Probleme habe, Winston
    Churchill und Nelson wieder zu re-aktualisieren. Ich muss
    jemanden finden, der sich genau an ihr Leben erinnert. Nur so
    kann ich feststellen, wann und wo man sie genichtet hat.« Er
    lachte verlegen und stand auf. »Tja, zieh dich an, wir gehen.«
    »Wohin denn?«
    »Na, wir wollen deinen Landen retten! Was sonst?«
    Das waren gute Nachrichten. Ich flitzte ins Schlafzimmer
    und streifte mir hastig ein paar Sachen über, während mein
    Vater die Zeitung las und einen Teller Müsli aß.
    »Schitt-Hawse behauptet, sie hätten den Sommer 1947 so fest
    im Griff, dass nicht mal eine transtemporale Mücke dort reinkäme«, sagte ich atemlos, als ich wieder zurückkam. »Dann
    müssen wir sie wohl überlisten«, sagte mein Vater nachdenklich. »Sie erwarten bestimmt, dass wir zur rechten Zeit zum
    rechten Ort kommen, aber so werden wir es nicht machen. Wir
    werden zu früh kommen, und dann einfach warten. Das könnte
    man doch mal probieren, was meinst du?«
    Ich lächelte. »Ja!« sagte ich.

    Ich spürte ein paar schnelle Blitze, dann wurde es Nacht und
    wir fuhren in einem verdunkelten Humber Snipe an einem
    mondbeglänzten Gewässer entlang. Am Horizont erkannte ich
    Flakscheinwerfer, die den düsteren Himmel nach Flugzeugen
    absuchten, und in regelmäßigen Abständen hörte ich das
    wummernde Krachen von Bombeneinschlägen.
    »Wo sind wir?« fragte ich.
    Dad schaltete behutsam herunter. »Wir nähern uns Henleyon-Thames im besetzten England, September 1946.«
    Ich schaute erneut hinaus auf den Fluss, und ein unbehagli-ches Gefühl begann meine Magengrube zu füllen. »Ist das die
    Stelle, wo Landen …? Ich meine, wo der Autounfall passiert
    ist?«
    »Das ist die Stelle, wo es passieren wird, aber so weit sind wir
    noch nicht. Wenn wir direkt in den kritischen Zeitraum gesprungen wären, hätte uns Lavoisier gleich beim Wickel. Hast
    du je Räuber und Schandi gespielt?«
    »Ja, sicher.«
    »Na, dann weißt du ja, worum's geht. Geduld und List und
    ein bisschen Schummeln, das sind unsere Waffen. So, da sind
    wir.«
    Wir hatten eine Stelle erreicht, wo die Straße eine scharfe
    Kurve machte. Ich konnte mir ohne weiteres vorstellen, dass ein
    unaufmerksamer Fahrer hier die Kontrolle über sein Fahrzeug
    verlor und im Fluss landete. Ich fröstelte.
    Wir stiegen aus und Dad ging quer über die Straße zu ein
    paar Birkenstämmen, die aus einem Farn-und Ginsterdickicht
    herausragten. Es war ein guter Beobachtungsposten, wir waren
    kaum zehn Meter von der gefährlichen Kurve entfernt. Dad zog
    eine große Plastiktüte aus seiner Tasche und breitete sie auf
    dem feuchten Gras aus. Wir setzten uns und lehnten uns an die
    größte Birke.
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir warten acht Monate.«
    »Acht Monate? Dad, bist du irre? Wir können doch hier
    nicht acht Monate hocken?«
    »So wenig Zeit, so viel zu lernen«, sagte mein Vater. »Magst
    du ein Sandwich? Die stellt mir deine Mutter jeden Morgen ans
    Fenster. Ich bin nicht gerade scharf auf Corned beef mit Senf-soße, aber es hat einen gewissen exzentrischen Charme – und
    außerdem macht es satt.«
    »Acht Monate?« wiederholte ich noch einmal.
    Er biss von seinem Sandwich ab. »Lektion Nummer eins
    beim Zeitreisen, Thursday. Wir sind alle Zeitreisende. Die
    überwiegende Mehrzahl schafft allerdings täglich bloß einen
    Tag. Wenn wir uns aber etwas beschleunigen können, zum
    Beispiel so …«
    Die Wolken über uns nahmen an Fahrt auf, und die Bäume
    schienen heftiger in der leichten Brise zu schwanken. Im Mondlicht konnte ich sehen, dass der Fluss schneller strömte, und
    dann fegte ein ganzer Konvoi von Lastwagen in großem Tempo
    vorbei.
    »So, das sind jetzt

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