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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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»Strathclyde nimmt sich die Leiche vor und London die Verdächtigen. Und wenn einer Glück hat und was entdeckt und die Kommunikation nicht richtig klappt, wird alles unter den Teppich gekehrt.«
    »Aber unter wessen Teppich?«
    »Ja, das ist die Kernfrage, nicht?« Lynley starrte auf den Konferenztisch, wo unzählige Kaffeeringe sich in einem Ringelmuster über das braune Holz zogen. »Was ist eigentlich passiert?« fragte er Macaskin.
    »Das Mädchen, Mary Agnes Campbell, fand die Tote heute morgen um zehn vor sieben. Wir wurden um zehn nach sieben angerufen. Um neun waren wir dort.«
    »Fast zwei Stunden?«
    Lonan antwortete: »Westerbrae ist ungefähr acht Kilometer vom nächsten Dorf entfernt, Inspector. Die Straßen waren nach dem Schneesturm gestern nacht noch nicht alle frei.«
    »Wieso haben sich diese Leute aus London ausgerechnet so ein gottverlassenes Nest für ihren Wochenendurlaub ausgesucht?«
    »Francesca Gerrard - eine Witwe, die Eigentümerin von Westerbrae - ist Lord Stinhursts Schwester«, antwortete Macaskin. »Sie hat anscheinend vor, aus dem Gästehaus ein elegantes Landhotel zu machen. Es steht direkt am Loch Achiemore. Wahrscheinlich meint sie, das wäre genau das Richtige für einen romantischen Urlaub in der Natur. Oder für die Flitterwochen. Sie wissen schon.« Macaskin schnitt eine Grimasse. »Einen Teil des Hauses hat sie schon renovieren lassen, und soweit ich heute morgen hörte, kam Stinhurst mit seinen Leuten zu einer Art Probelauf herauf, damit sie eventuelle Mängel noch ausbügeln kann, ehe sie den Betrieb offiziell eröffnet.«
    »Was wissen Sie über die Tote, Joy Sinclair?«
    Macaskin verschränkte stirnrunzelnd die Arme und wünschte, er hätte der Truppe in Westerbrae mehr Informationen herauskitzeln können, ehe er Befehl erhalten hatte, das Feld zu räumen. »Nicht viel. Sie war die Autorin des Stücks, an dem sie dieses Wochenende arbeiten wollten. Eine literarisch begabte Dame nach dem, was Vinney sagte.«
    »Vinney? Wer ist das?«
    »Jeremy Vinney, Theaterkritiker bei der Times. Er scheint mit der Sinclair gut befreundet gewesen zu sein. Und über ihren Tod betroffener als alle anderen, soweit ich feststellen konnte. Schon seltsam.«
    »Wieso?«
    »Weil ihre Schwester auch auf Westerbrae ist. Aber während Vinney sofortige Verhaftung verlangte, hüllte sich Irene Sinclair in völliges Schweigen. Sie fragte nicht einmal, wie ihre Schwester umgekommen sei. Meiner Ansicht nach war's ihr völlig egal.«
    »Ja, das ist wirklich seltsam«, meinte Lynley.
    St. James mischte sich wieder ins Gespräch. »Sagten Sie, daß mehrere Zimmer eine Rolle spielen?«
    Macaskin nickte. Er ging zu einem zweiten Tisch und griff nach mehreren Ordnern und einer Papierrolle. Die Rolle breitete er auf dem Konferenztisch aus. Es war ein Lageplan des Hauses, der in Anbetracht der knappen Zeit, die ihm am Morgen in Westerbrae zur Verfügung gestanden hatte, ungewöhnlich genau und detailliert war. Macaskin betrachtete mit einem Lächeln der Befriedigung sein Werk, dann beschwerte er das Papier an beiden Enden mit den Heftern und zeigte mit dem Finger auf die rechte Seite.
    »Das Zimmer der Toten befindet sich auf der Ostseite des Hauses.« Er schlug einen der Ordner auf und warf einen Blick hinein, ehe er fortfuhr. »Im Nebenzimmer auf der einen Seite wohnt Joanna Ellacourt mit ihrem Mann - David Sydeham; auf der anderen Seite wohnt eine junge Frau - ah, da haben wir's schon. Lady Helen Clyde. Dieses Zimmer wurde ebenfalls versiegelt.« Als er aufsah, bemerkte er gerade noch die Überraschung auf den Gesichtern der drei Besucher aus London. »Kennen Sie die Leute?«
    »Nur Lady Helen Clyde. Sie arbeitet mit mir zusammen«, antwortete St. James. Er sah Lynley an. »Wußtest du, daß Helen nach Schottland wollte, Tommy? Ich dachte, sie hatte vor, mit dir nach Cornwall zu fahren.«
    »Sie hat letzten Montag abgesagt, darum bin ich allein gefahren.« Lynley betrachtete den Lageplan und tippte nachdenklich mit dem Finger darauf. »Warum wurde Lady Clydes Zimmer versiegelt?«
    »Es schließt an das Zimmer der Toten an«, antwortete Macaskin.
    »Das nenne ich Glück«, sagte St. James lächelnd. »So was bringt nur Helen fertig, sich direkt neben einem Zimmer einzumieten, in dem ein Mord passiert. Da müssen wir gleich mit ihr sprechen.«
    Macaskin runzelte die Stirn, als er das hörte. Er beugte sich zwischen den beiden Männern weit über den Tisch, um auf diese Weise ihre Aufmerksamkeit zu erhalten.

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