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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Pfeifentabak. Die Wände waren mit gerahmten Plakaten früherer Stinhurst-Produktionen dekoriert, Zeugnisse von dreißig Jahren Erfolg: Heinrich V., London; Drei Schwestern, Norwich; Rosencrantz und Guildenstern sind tot, Keswick; Nora, London: Equus, Brighton; Amadeus, London. Auf einer Seite des großen Raums stand ein Konferenztisch. Dorthin führte Lynley das Ehepaar, nicht bereit, Stinhurst den Platz überlegener Autorität hinter dem imposanten Schreibtisch zuzugestehen.
    Während Barbara nach ihrem Block kramte, nahm Lynley die Gruppenaufnahmen von der gerichtlichen Untersuchung und die Vergrößerungen heraus, die Deborah gemacht hatte. Wortlos legte er sie auf dem Tisch aus. Wenn alles, was St. James gesagt hatte, der Wahrheit entsprach, hatte Stinhurst zweifellos Sir Kenneth Willingate noch am gestrigen Nachmittag angerufen. Er würde sich für dieses Gespräch mit der Polizei gut gewappnet fühlen. In einer langen, nahezu schlaflosen Nacht hatte Lynley sorgfältig überdacht, was für Möglichkeiten sich ihm boten, neue, brillante Lügengeschichten von vornherein abzuwehren. Er war bei diesen Überlegungen zu der Erkenntnis gekommen, daß Stinhurst zumindest eine Schwachstelle hatte. Und auf die zielte er nun mit seiner ersten Bemerkung.
    »Jeremy Vinney kennt die ganze Geschichte, Lord Stinhurst. Ich weiß nicht, ob er darüber schreiben wird, da er im Moment keine harten Beweise hat, um sie zu untermauern. Aber ich zweifle nicht daran, daß er die Absicht hat, sich diese Beweise zu beschaffen.« Lynley rückte die Fotografien mit gewissenhafter Hand gerade. »Sie können mir also neue Lügen erzählen. Oder wir können in allen Einzelheiten das Märchen analysieren, das Sie mir am Wochenende auf Westerbrae aufgetischt haben. Oder aber Sie sagen mir die Wahrheit. Ich möchte Sie aber in jedem Fall darauf aufmerksam machen, daß die Wahrheit, wenn Sie sie mir von Anfang an gesagt hätten, wahrscheinlich nie einem anderen außer St. James bekannt geworden wäre, den ich ins Vertrauen zog. Aber Sie tischten mir eine Lüge auf, und da diese Lüge keine Erklärung dafür bot, warum das Grab Ihres Bruders sich in Schottland befindet und nicht auf Ihrem Familiensitz in Somerset, weiß jetzt nicht nur St. James über Ihren Bruder Bescheid, sondern auch Sergeant Havers, Lady Helen Clyde und Jeremy Vinney. Und es wird ferner jeder den wahren Sachverhalt erfahren, der in New Scotland Yard in meinen Bericht Einsicht nehmen kann.«
    Lynley sah, wie Stinhursts Blick zu seiner Frau eilte. »Wie hätten Sie es also gern?« fragte er und schlug die Beine übereinander. »Sollen wir uns über den Sommer vor sechsunddreißig Jahren unterhalten, als Ihr Bruder Geoffrey in Somerset war und Sie mit Ihrer Theatergruppe durch die Provinz reisten, während Ihre Frau -«
    »Genug.« Stinhurst hob eine Hand und lächelte frostig.
    »Sie wollen mich wohl mit meiner eigenen Bombe hochgehen lassen, Inspector? Bravo!«
    Marguerite Stinhurst sah ihren Mann verwirrt an. »Stuart, was hat das alles zu bedeuten? Was hast du ihnen erzählt?«
    Die Frage hätte nicht zu einem besseren Zeitpunkt kommen können. Lynley wartete auf Stinhursts Antwort. Nach einem Augenblick des Überlegens wandte sich Stinhurst seiner Frau zu und begann zu sprechen. Und er bewies, daß er in der Kunst!durch Überraschung zu entwaffnen, ein wahrer Meister war.
    »Ich habe dem Inspector erzählt, Geoffrey hätte mit dir eine Affäre gehabt«, sagte er. »Ich habe behauptet, Elizabeth wäre dein Kind aus dieser Liaison und Joy Sinclairs Stück handle von dieser Liebesbeziehung. Ich sagte, sie hätte ihr Stück ohne mein Wissen geändert, um sich an uns für Alecs Tod zu rächen. Das zumindest war wahr. Gott verzeih mir, es tut mir leid.«
    Marguerite Stinhurst saß da wie vom Donner gerührt. Ihr Mund zuckte, aber sie konnte nicht ein Wort hervorbringen. Schließlich stieß sie hervor: »Geoff? Du hast doch nicht geglaubt, daß Geoffrey und ich - o mein Gott, Stuart!«
    Stinhurst streckte den Arm nach ihr aus, aber sie schreckte mit einem Aufschrei vor ihm zurück. Er zog den Arm ein wenig zurück und legte die Hand zwischen sich und seiner Frau auf den Tisch.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte er. »Aber ich mußte ihnen doch etwas erzählen. Ich brauchte - ich mußte sie von Geoff fernhalten.«
    »Und darum mußtest du ihnen erzählen - aber er ist doch tot!« Abscheu war auf ihrem Gesicht zu lesen, als ihr aufging, was ihr Mann getan hatte. »Geoff ist tot. Aber

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