02 - Keiner werfe den ersten Stein
würde sehen das ich vorsprechen kann aber dafür müste ich eine schwere Zene aus einem Stück lernen. Ich hab gehofft es wär was aus dem Stück mit der Herzogin aber es war aus dem andren. Er hat gesagt ich soll mir den Teil abschreiben und dann auswendig lernen. Es war sehr lang und ich hab gefragt warum ich es erst abschreiben mus er könnte mir doch das Buch geben. Aber er hat gesagt es wären nicht genug Bücher da und die bei der Truppe würden es merken wenn eins fehlt und dann würden sie alles wissen und es wär keine Überraschung mehr wenn ich vorspreche. Naja dann hab ich eben mit dem Abschreiben angefangen. Aber ich bin nich fertig geworden und mus morgen nochmal hin. Wir haben auch miteinander geschlafen. Erst wollte er nich aber hinterher war er doch ganz vergnügt.
Lynley fiel auf, daß die Liebe nur noch nebenbei erwähnt wurde, und es wunderte ihn, daß Hannah selbst nicht gemerkt hatte, daß sie an Stellenwert verloren zu haben schien. Aber wahrscheinlich war sie zu sehr in ihre Pläne versponnen gewesen, sich der Theatergruppe anzuschließen und ein neues Leben mit einem anderen Mann anzufangen, um den Moment zu bemerken, als die Liebe zu selbstverständlicher Routine abgeflacht war.
Ihre nächste Eintragung stammte vom 23. Februar.
Teddy war fünf Tage krank. Schlimm. John hat Tag und Nacht von nichts andrem geredet. Es ist mir so auf die Nerfen gegangen das ich am libsten geschrieen hätte. Trotzdem bin ich 2 x weg gekommen und hab die Zene fertig abgeschrieben. Ich weis nich warum ich das Buch nich haben kann. Er sagt die andern würdens merken. Ich soll meine Rolle nur auswendig lernen und nich drüber nachdenken wie ich sie spielen soll. Er hat gesagt er zeigt mir wies geht. Natürlich er kanns ja auch. Er weis wie man das macht. Aber es sind ja nur 8 Seiten. Ich hab mir vorgenommen das ich ihn überrasche. Ich spiels ihm vor. Dann hat er bestirnt keine Zweifel an mir. Manchmal glaub ich das er Zweifel hat. Auser wenn wir mitnander schlafen. Er weis das ich verrückt nach ihm bin. Ich kann kaum die Hände von ihm lassen. Das gefeilt ihm. Gott Hannah sagt er immer du weist genau was ich mach nich? Du weist es würklich. Besser als jede andre. Du bist besser als alles andre. Dann vergist er über was wir geredet haben und wir tun es.
Die folgenden Eintragungen beinhalteten eine genaue Beschreibung ihrer Liebespraktiken. Die Seiten waren stark abgegriffen, zweifellos war dies der Teil des Tagebuchs, den John Darrow sich vorzunehmen pflegte, wenn er sich des Schlimmsten erinnern wollte. Hannahs Beschreibungen waren genau bis ins kleinste Detail, sie hatte nichts weggelassen und auch nicht versäumt, die Liebeskünste ihres Liebhabers mit denen ihres Mannes zu vergleichen. Es war grausam und erbarmungslos und gab Lynley eine Vorstellung davon, wie der Abschiedsbrief an John Darrow ausgesehen haben mußte.
Die vorletzte Eintragung stammte vom 23. März.
Ich hab die ganze Woche geübt immer wenn John unten im Pub war. Teddy schaut mir von seinem Bettchen aus zu und lacht wie ein Wilder über seine Mama, die da wie eine russisch!Dame rumstolziert. Aber jetzt kann ichs. War kinderleicht. Und in 2 Tagen fahr ich nach Norwich und dann überlegen wir was wir tun und wann ich vorspreche. Ich kanns kaum erwarten. Ich hab Sehnsucht nach ihm. John hat mich heut morgen einfach überfallen. Es war eine richtige Vergewaltigung. So brutal. Am liebsten hätt ich geheult. Wenn ich denk das ich bis vor 2 Monaten geglaubt hab es müste so sein. Da kann ich jetzt nur lachen. Aber John sag ichs schon noch eh ich geh. Das geschieht ihm dann ganz recht. Er findet sich so toll. Wenn er wüste das ich einen richtigen Mann hab er würde wahrscheinlich einen Tobsuchtsanfall kriegen. Lieber Gott ich weis nicht ob ichs noch 2 Tage aushalten kann bis ich ihn wiederseh. Ich hab solche Sehnsucht nach ihm. Ich liebe ihn würklich.
Lynley klappte das Tagebuch zu. Hannah Darrows Aufzeichnungen hatten ihm das fertige Bild geliefert. »... die da wie eine russische Dame rumstolziert.« Ein Theaterstück über einen Mann, der heiratet, dessen Schwestern seine Frau verabscheuen. Menschen, die ständig von Umzug und von Heirat sprechen. Und dazu das Plakat an der Wand in Lord Stinhursts Büro: Drei Schwestern, Norwich. Leben und Tod der Hannah Darrow.
Er durchsuchte noch den Rest ihrer Habe, grub in Kleidern, Handtaschen, Handschuhen und billigem Schmuck. Aber erst als er sich dem zweiten Schiffskoffer zuwandte, fand er,
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