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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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bemerkt. Aber ich denke -« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann es wirklich nicht sagen.«
    »Aber Sie sind auf Ihrem Weg an einer Reihe von Zimmern vorbeigekommen, nicht wahr?«
    »Natürlich. Jeder im Hauptkorridor hätte mich sehen können. Aber ich denke doch, daß es mir aufgefallen wäre, wenn um diese Zeit noch jemand auf gewesen wäre. Oder daß ich das Öffnen der Tür gehört hätte.«
    Lynley trat zu Macaskin, der schon aufgestanden war, um sich den Lageplan anzusehen, der von ihrem früheren Gespräch mit David Sydeham noch auf dem Tisch ausgebreitet lag. Abgesehen von den Räumen, die Helen Clyde und Joy Sinclair bewohnt hatten, lagen vier Zimmer direkt am Hauptkorridor: das Joanna Ellacourts und David Sydehams, das Lord Stinhursts und seiner Frau, das unbenutzte Zimmer Rhys Davies-Jones' und Irene Sinclairs Zimmer, das sich an der Ecke zwischen dem Hauptkorridor und dem Westflügel des Hauses befand.
    »Ich denke, die Frau hat recht«, murmelte Macaskin gedämpft, während sie den Plan studierten. »Sie hätte bestimmt was gehört oder gesehen. Sie hätte sicher bemerkt, daß sie beobachtet wird.«
    »Mrs. Gerrard«, sagte Lynley über seine Schulter hinweg, »sind Sie absolut sicher, daß Joy Sinclairs Zimmertür gestern nacht abgeschlossen war?«
    »Aber ja«, antwortete sie. »Ich wollte ihr eigentlich heute morgen mit dem Tee ein Briefchen schicken, um ihr zu erklären, daß ich die Kette wieder an mich genommen hatte. Vielleicht hätte ich das wirklich tun sollen. Aber ...«
    »Und Sie haben die Schlüssel wieder in ihren Schreibtisch gelegt?«
    »Ja. Warum fragen Sie immer wieder nach der Tür?«
    »Und Sie haben den Schreibtisch wieder abgesperrt?«
    »Ja, doch. Ich weiß es genau. Ich sperre ihn immer ab.«
    Lynley drehte sich um, blieb aber am Tisch stehen. »Können Sie mir sagen«, fragte er, den Blick auf Francesca gerichtet, »wieso Helen Clyde das Zimmer neben Joy Sinclair bekam? War das Zufall?«
    Francesca griff nach ihren Perlenketten, eine automatische Geste der Nachdenklichkeit. »Helen Clyde?« wiederholte sie. »War es nicht Stuart, der vorschlug - Nein. Das stimmt nicht. Mary Agnes hat den Anruf aus London entgegengenommen. Jetzt erinnere ich mich wieder. Mary hat nämlich Schwierigkeiten mit der Orthographie, wissen Sie. Sie hatte den Namen nach dem Gehör aufgeschrieben, weil er ihr unbekannt war. Ich mußte ihn mir erst von ihr vorsagen lassen, ehe ich ihn verstand.«
    »Welchen Namen?«
    »Joy Sinclair. Sie hatte Joyce Incare geschrieben, und das sagte mir natürlich zunächst gar nichts.«
    »Joy hat Sie angerufen?«
    »Ja. Ich rief sie zurück. Das war - es muß am vergangenen Montag abend gewesen sein. Sie fragte, ob ich Helen Clyde ein Zimmer neben dem ihren geben könnte.«
    »Joy Sinclair wünschte, daß Helen das Zimmer neben dem ihren bekam?« fragte Lynley ungläubig. »Sie nannte Helen beim Namen?«
    Francesca zögerte. Sie senkte den Blick einen Moment zum Plan hinunter, dann sah sie Lynley wieder an. »Nein. Den Namen nannte sie nicht. Sie sagte nur, ihr Vetter wolle einen Gast mitbringen, und ob ich diesem Gast das Zimmer neben ihrem geben könnte. Ich habe wahrscheinlich automatisch angenommen ...« Sie verstummte, als Lynley mit einer entschlossenen Bewegung vom Tisch wegtrat.
    Er sah erst Macaskin an, dann Barbara Havers und St. James. Weiterer Aufschub war sinnlos. »Ich möchte jetzt mit Davies-Jones sprechen«, sagte er.

    Rhys Davies-Jones wirkte nicht eingeschüchtert von der polizeilichen Autorität, obwohl Constable Lonan ihn von seinem Zimmer bis ins Wohnzimmer wie ein stummer Schatten begleitete. Er sah St. James, Macaskin, Lynley und Barbara Havers direkt in die Augen, als wolle er ihnen zeigen, daß er nichts zu verbergen habe.
    Lynley wies mit einer Kopfbewegung auf einen Stuhl am Tisch.
    »Berichten Sie mir von gestern abend«, sagte er.
    Davies-Jones zeigte keine Reaktion auf die Frage. Er schob lediglich die Whiskyflasche aus seinem Blickfeld. Er spielte mit einer Packung Players, die er aus der Jackentasche gezogen hatte, aber er zündete sich keine Zigarette an.
    »Was möchten Sie wissen?«
    »Wie Ihre Fingerabdrücke auf den Schlüssel zur Verbindungstür zu Joy Sinclairs Zimmer kamen, was es mit dem Cognac auf sich hatte, den Sie mit zu Helen hinaufgenommen haben, was Sie bis ein Uhr morgens, als sie zu ihr hinaufkamen, getrieben haben.«
    Auch diesmal reagierte Davies-Jones nicht, weder auf die Worte selbst noch auf den feindseligen

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