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02 - Keiner werfe den ersten Stein

02 - Keiner werfe den ersten Stein

Titel: 02 - Keiner werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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als schwitze er. Er war außerdem, wie Lynley bemerkte, der erste, der zur Abfahrt bereit war. Entschieden sonderbares Verhalten bei einem Zeitungsjournalisten.
    Lynley ging quer über die Auffahrt zu ihm hin. Seine Schuhe knirschten auf Eis und Kies.
    Vinney blickte auf. Er wies mit einer Kopfbewegung zum Haus. »Verlockt nicht sehr zum Bleiben«, meinte er, schlug den Deckel des Kofferraums zu und sperrte ab. Der Schlüssel fiel ihm aus der Hand, und er räusperte sich geräuschvoll, als er sich bückte, um ihn aufzuheben. Als er sich wieder aufrichtete, sah Lynley ein Gesicht, auf dem noch die feinen Schatten des Schmerzes lagen; ein Gesicht, wie man es oft sieht, wenn der erste Schock überwunden ist und die Ungeheuerlichkeit des Verlusts langsam in den unerbittlichen Verlauf der Zeit eingebettet wird.
    »Ich dachte eigentlich«, bemerkte Lynley, »daß gerade ein Journalist als letzter abreisen würde.«
    Vinney lachte kurz auf. Das Lachen schien unfreundlich, strafend, gegen ihn selbst gerichtet zu sein. »Sie meinen, heiß auf die Spur eines Knüllers direkt am Tatort? Um endlich mal eine Schlagzeile zu produzieren? Vielleicht sogar auf eigene Faust und im Alleingang das Verbrechen klären und dafür zum Ritter geschlagen werden? Dachten Sie so, Inspector?«
    Lynley antwortete mit einer Frage. »Was war eigentlich der Grund Ihrer Anwesenheit hier an diesem Wochenende, Vinney? Für die Anwesenheit aller anderen gibt es diese oder jene Erklärung, aber bei Ihnen bleibt mir die Sache rätselhaft. Können Sie mich aufklären?«
    »Hat die reizende Elizabeth Sie denn nicht gestern abend gründlich genug aufgeklärt? Ich war ganz wild darauf, Joy ins Bett zu kriegen. Oder, noch besser, ich wollte sie ausquetschen, um Material für eine saftige Story zu bekommen. Sie können wählen, Inspector.«
    »Mir wäre der wahre Grund am liebsten.«
    Vinney schluckte. Er schien verunsichert, als hätte er von der Polizei anderes erwartet als Gleichmut. Aggressivität vielleicht oder bedrohlichen Fingerzeig.
    »Sie war meine Freundin, Inspector. Wahrscheinlich meine beste Freundin. Manchmal denke ich, meine einzige Freundin. Und jetzt ist sie tot.« Seine Augen wirkten wie erloschen, als er den Blick hob. »Aber die meisten Leute verstehen solche Freundschaft zwischen einer Frau und einem Mann nicht. Sie müssen etwas anderes dahinter sehen. Sie müssen etwas Billiges, Gemeines daraus machen.«
    Der Schmerz des Mannes ließ Lynley nicht unberührt. Aber er merkte auch, daß Vinney seiner Frage ausgewichen war. »Hat Joy Sinclair gewünscht, daß Sie mit hierher kommen? Ich weiß, daß Sie selbst mit Stinhurst telefoniert haben, aber bereitete sie die Sache vor? War es ihr Einfall?«
    Als Vinney nickte, fragte er: »Warum?«
    »Sie sagte, sie hätte Angst davor, wie Stinhurst und die Schauspieler die Änderung aufnehmen würden, die sie an ihrem Stück vorgenommen hatte. Sie hätte gern einen Freund dabei, sagte sie, zur moralischen Unterstützung, falls nicht alles so laufen sollte, wie sie es sich erhoffte. Ich verfolgte ja die Renovierung des Agincourt schon seit Monaten. Da war es verständlich, daß ich darum bat, bei den Vorbereitungen zur neuen Produktion, mit der das Theater eröffnet werden sollte, dabeisein zu dürfen. Also kam ich mit. Um sie zu unterstützen, wie sie mich gebeten hatte. Aber am Ende war ich ihr überhaupt keine Unterstützung. Sie hätte ebensogut allein sein können.«
    »Ich sah Ihren Namen in ihrem Terminkalender.«
    »Das wundert mich nicht. Wir haben uns regelmäßig zum Mittagessen getroffen. Seit Jahren.«
    »Hat sie Ihnen bei einem dieser Zusammentreffen etwas über dieses Wochenende erzählt? Was sie erwartete?«
    »Sie sagte nur, man wolle das Stück lesen und ich würde dabei vielleicht auf eine interessante Story stoßen.«
    »In dem Stück?«
    Vinney antwortete nicht gleich. Sein Blick schien ins Nichts gerichtet zu sein. Doch als er dann antwortete, war Nachdenklichkeit in seiner Stimme, als sei ihm ein bisher nie erwogener Gedanke gekommen.
    »Joy sagte, ich solle mir überlegen, ob ich nicht eine Ar!Vorbericht über das Stück schreiben wolle. Etwas über die Schauspieler, die Handlung, den Aufbau. Wenn ich mitkäme, würde ich einen Eindruck davon gewinnen, wie das Stück auf die Bühne gebracht werden würde. Aber ich - diese Informationen hätte sie mir ebensogut in London geben können, nicht wahr? Wir sehen - sahen uns ja oft genug. Kann es sein -kann es sein, daß sie Angst

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