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02 - komplett

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Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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sie offen. „Allerdings sollte ich es besser nicht tun.“
    „Nicht einmal, wenn der Reitknecht mitfährt?“
    „Alleinstehende Damen müssen sehr auf ihren guten Ruf bedacht sein, Mylord.“
    In diesem Moment erhob sich Mrs. Bunting und gewann die Aufmerksamkeit der übrigen Damen. „Wir überlassen jetzt die Gentlemen ihrem Portwein.“
    Die Damen folgten der Gattin des Vikars hinaus, während die Herren sich wieder an den Tisch setzten.
    „Wie glücklich Sie sich doch schätzen können, Miss Lattimer“, rief Miss Redland, kaum dass die Tür sich hinter ihnen geschlossen hatte. „Man stelle sich vor, Lord Buckland hat Ihnen angeboten, Ihnen das Kutschieren einer Karriole beizubringen!
    Natürlich sieht er nicht so gut aus wie Sir Lewis.“
    „Annabelle!“ Ihre Mutter schüttelte missbilligend den Kopf.
    „Nun, ich finde es äußerst unfair von Miss Lattimer, ausgerechnet jetzt in unsere Gegend zu ziehen, wenn ein so interessanter Junggeselle nach Winterbourne kommt“, beschwerte Annabelle sich mit einem scherzhaften Lächeln, das Hester nicht ganz aufrichtig finden konnte.
    „Unsinn, Kind. Du wirst noch einen ganz unangenehmen Eindruck auf Miss Lattimer machen.“ Mrs. Redland bedachte Hester mit einem wohlwollenden Blick, während sie im Salon Platz nahmen. „Ich bin sicher, Miss Lattimer macht sich nichts aus Firlefanz wie Abendkleidern und männlicher Bewunderung.“
    Hester erwiderte ihr Lächeln bescheiden, aber sie spürte, wie ihr der Mut sank. Sie würde auf jede kleinste Geste achten müssen, wenn sie in dieser Gemeinde ihren guten Ruf bewahren wollte. Ganz besonders, da sie sich von Herzen danach sehnte, neben Guy Westrope auf der Karriole zu sitzen – und auch auf einen Reitknecht konnte sie gut verzichten.

7. KAPITEL
    Hester verbrachte die folgende halbe Stunde in einem Zustand unterdrückter Unruhe, behutsam darauf bedacht, die vielen Fragen der wohlerzogenen, doch recht neugierigen Damen zu beantworten, ohne zu viel von sich zu preiszugeben.
    Andererseits wollte sie auch nicht geheimnisvoll erscheinen und so unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen, also ging sie auf jede Frage ein und blieb immer bei der Wahrheit.
    Offenbar zufrieden mit der Erklärung, sie fände London laut und ungesund und habe sich nach dem ländlichen Leben gesehnt, wie sie es in Portugal genossen hatte, gingen die Damen zu einem interessanteren Thema über.
    „Was glauben Sie, Miss Lattimer, warum ist Lord Buckland hier?“, grübelte Mrs. Piper.
    „Sie sind immerhin seine nächste Nachbarin.“
    „Vielleicht sucht er nach einem Haus in der Nähe?“, schlug Hester vor, eine Erklärung, die von der Wahrheit ja auch nicht sehr entfernt war.
    „Könnte sein“, stimmte Mrs. Redland zu. „Aber warum schickt er dafür nicht einen Makler?“
    Nach einer Weile sahen sie ein, dass sie zu keinem Schluss kommen konnten, und gingen dazu über, die Ankunft einer Modistin zu besprechen, die kürzlich erst aus London angereist sein sollte. Hester nahm an der Unterhaltung teil, doch ihr fiel auf, dass einer der Gentlemen in den Garten hinausgegangen sein musste.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, weswegen, denn es war zu dunkel, um dort spazieren zu gehen, und es musste entschieden kalt sein. Doch sie sah die Spitze einer Zigarre oder eines Zigarillos aufglimmen, also gab es keinen Zweifel. Einen Moment lang sah sie auch ein Licht gegenüber im Moon House aufblitzen. Jethro und Susan mussten früh zurückgekehrt sein. Was sie allerdings im Speisezimmer zu suchen hatten, war ihr ein Rätsel.
    „Verzeihen Sie mir bitte, Mrs. Bunting. Was sagten Sie gerade?“
    „Dass ich hoffe, die Frauen aus dem Dorf haben sich als tüchtig erwiesen, Miss Lattimer.“
    „Oh, in der Tat“, erwiderte Hester herzlich. „Sie haben schon große Fortschritte im Haus gemacht. Jetzt können meine beiden Diener damit anfangen, die Räume einzurichten. Ich muss noch überlegen, ob ich eine von ihnen als Köchin einstellen soll.“
    „Sie werden doch wohl nicht von Ratten oder Mäusen belästigt, wo doch das Haus so lange leer stand?“, warf Mrs. Piper fast genüsslich ein. „Abscheuliche Dinger –
    und der einzige Rattenfänger in der ganzen Gegend ist in Tring, der nächsten Stadt.“

    Guy betrat im selben Moment mit seinen Gästen den Raum und hörte den letzten Satz. „Wird jemand von Ratten belästigt?“, fragte er.
    „Nein, nein, Mylord“, versicherte ihm Mrs. Piper. „Ich warnte nur Miss Lattimer, sollte sie doch welche im

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