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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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über seine Gedanken und stellte sich so neben den Major, dass er Hester weiterhin unauffällig beobachten konnte. Es stimmte, sie war in der Tat schön. Vielleicht entsprach sie nicht der herkömmlichen Vorstellung von einer schönen Frau, doch ihre Haut war zart, ihr Haar voll und glänzend, ihre Gestalt schlank und doch fraulich. Leichte Erregung erwachte in ihm, als er sich daran erinnerte, wie es sich angefühlt hatte, sie in seinen Armen zu halten. In diesem Moment wandte sie sich um und lächelte über etwas, das der junge Hugh Redland zu ihr gesagt hatte. Bei der Bewegung erhaschte Guy einen Hauch von ihrem Duft.
    Ein ungewöhnlicher Duft für eine Frau, dachte er. Fast holzig, mit einer leichten Zitrusnote. Bisher war er ihm nicht aufgefallen, und wenn ihn jemand gefragt hätte, an welchen Geruch Hester Lattimer ihn erinnerte, hätte er geantwortet: schlichte Seife und Staub. Doch dieses Aroma passte zu ihren braunen Locken und der Bernsteinfarbe in ihren Augen.
    Hester Lattimer wurde immer rätselhafter, je länger er sie kannte. Und vor allem fing sie an, seine Gedanken viel zu sehr mit Beschlag zu belegen, was natürlich Torheit war. Um sein Ziel zu erreichen, musste sie aus dem Moon House entfernt werden, und zwar schon bald. Er hatte bereits zu viel Zeit mit dieser Besessenheit vergeudet.
    „Sir Lewis Nugent, Mylord.“
    Sein letzter Gast. Guy begrüßte den jungen Baronet freundlich, wobei es ihm nicht entging, dass das Interesse der jungen Damen im Raum sofort gefesselt war.
    Bei ihrer ersten Begegnung hatte Guy ihn schon für einen recht ansehnlichen Burschen gehalten, doch die Abendgarderobe brachte seine Vorzüge noch mehr zur Geltung. Miss Redland machte kein Hehl aus ihrer Bewunderung. Guy unterdrückte ein Lächeln, doch dann bemerkte er, dass auch Hester den Neuankömmling mit höflichem Interesse betrachtete, und wunderte sich über das heftige Missvergnügen, das er darüber empfand. Sicher nur, weil es schwieriger sein würde, sie aus dem Haus zu vertreiben, wenn sie sich in einen ihrer Nachbarn verlieben sollte. Wie es aussah, würde er sie ablenken müssen, doch das sollte einem Mann mit seiner Erfahrung bei dem schönen Geschlecht nicht schwerfallen.
    Hester reichte dem jungen Mann, den Guy ihr vorstellte, die Hand und nahm den bewundernden Blick, den er ihr schenkte, mit einer gewissen Genugtuung auf. Es gab wohl kaum eine Frau, die bei diesem hinreißend aussehenden Gentleman nicht schwach werden würde, auch wenn er nicht Lord Bucklands athletische Gestalt besaß. Etwas an ihm kam ihr seltsam vertraut vor, aber Hester kam nicht darauf, was es sein mochte.
    „Ich möchte Ihnen mein Beileid zum Tod Ihres Vaters aussprechen, Sir Lewis. Wie ich höre, geht Ihre Schwester noch nicht viel in Gesellschaft. Trotzdem hoffe ich, sie übermorgen bei Mrs. Bunting kennenzulernen.“
    „Ich danke Ihnen. Wir beide sind noch sehr erschüttert. Mein Vater besaß eine überragende Persönlichkeit. Wie auch immer, Sarah begibt sich allmählich immer mehr unter Leute. In einer so kleinen, freundlichen Gemeinde wie der unseren ist es einfacher, doch ein formelles Diner wie das heutige ginge über ihre Kräfte.“
    Er zögerte ganz kurz und fügte dann hinzu: „Und fühlen Sie sich auch wohl im Moon House? Es überraschte uns, dass jemand es kaufen wollte, nachdem es so lange leer gestanden hat.“
    Miss Redland war langsam immer näher gekommen, und Hester bewunderte insgeheim die unauffällige, fast beiläufige Art, mit der sie es zuwege brachte. „Oh ja, Miss Lattimer, haben Sie denn keine Angst vor dem Gespenst?“
    Hester zuckte zusammen. Und auch Sir Lewis begegnete der Bemerkung eher mit Unmut. „Du solltest dem abergläubischen Geschwätz im Dorf keine Beachtung schenken, Annabelle. Nur weil einige seltsame Dinge geschehen sind, heißt das nicht, dass man gleich von Spuk reden muss.“
    „Wie erklärst du dir diese seltsamen Dinge dann?“, forderte Miss Redland ihn heraus, plötzlich gar nicht mehr die wohlerzogene junge Dame, sondern das Mädchen, das zweifellos schon als Kind mit den Geschwistern Nugent gespielt hatte. „Du kannst es eben nicht, oder etwa doch?“
    „Nur weil ich etwas nicht erklären kann, heißt das nicht, dass man Angst davor haben müsste.“ Sir Lewis machte einen leicht verärgerten Eindruck. „Ich bin sicher, das Haus ist völlig sicher. Allerdings müssen Sie es mich wissen lassen, wenn Sie Ihre Entscheidung bereuen sollten, Miss Lattimer. Ich kaufe Ihnen das

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