02 - komplett
Ereignissen des Abends zurück, aber das Einzige, das ihr noch deutlich in Erinnerung stand, war Guys tiefe Stimme, seine amüsiert funkelnden Augen und die Berührung seiner Lippen auf ihrem Handgelenk.
Hester war eingeschlafen. In der Dunkelheit draußen ruhte ein kühler Blick nachdenklich auf ihrem Fenster.
Am folgenden Morgen war Hester schon halb die Treppe nach unten gegangen, da erinnerte sie sich an den kaputten Fensterladen. „Susan, Jethro soll den Fensterladen in meinem Schlafzimmer reparieren lassen.“
„Und Sie brauchen auch neue Vorhänge, bevor das Wetter wieder kälter wird. Jethro ist im Salon, glaube ich. Ich setz schon mal den Kessel auf.“
Mit einem fröhlichen, nicht allzu schicklichen Lied auf den Lippen verschwand Susan in der Küche. Das kommt davon, wenn man den Abend in einer öffentlichen Gaststube verbringt, dachte Hester nachsichtig und betrat den Salon. Jethro konnte sie nirgendwo entdecken, ebenso wenig im Speisezimmer. Doch auf dem Tisch lag etwas Dunkles, Längliches, und daneben stand ein Kerzenhalter.
Verblüfft ging Hester auf den Tisch zu und fuhr zusammen. Es war ein Strauß Rosen.
Verdorrte Rosen. Behutsam berührte Hester sie mit der Fingerspitze, und sie zerfielen. Es waren vierzehn, und neben ihnen auf dem Tisch stand ein gewöhnlicher Kerzenhalter mit einer fast heruntergebrannten Kerze darin.
Unwillkürlich wich Hester zurück und dachte an das Licht, das sie gestern in diesem Raum gesehen hatte. Es war nicht der Mond gewesen, sondern diese Kerze, die von dem Menschen hier hingestellt worden war, der auch die verdorrten Rosen hingelegt hatte.
Mühsam zwang Hester sich, sich zu fassen. Die Vordertür war verschlossen gewesen und ebenso die Hintertür, sonst hätte Jethro sie davon in Kenntnis gesetzt. Er unterließ es keinen Abend, im Haus eine letzte Runde zu drehen, bevor er sich in sein Zimmer über den Ställen zurückzog.
Hester ertappte sich dabei, wie sie sich ängstlich im Raum umsah, nach etwas, das irgendwo lauern mochte. Den unheimlichen Blumenstrauß durfte sie nicht hier liegenlassen. Er musste verschwinden, bevor die anderen ihn sahen. Vorsichtig hob sie ihn an, und gerade in diesem Moment klopfte es an die Haustür.
„Ich gehe schon!“, rief Susan und lief durch die Halle, bevor Hester sie aufhalten konnte. „Oh, du meine Güte ... ich meine, guten Morgen, Mylord. Ich bin nicht sicher, ob Miss Lattimer schon Besuch empfängt.“
„Ich möchte Miss Lattimer auf keinen Fall stören, sondern nur dieses Taschentuch zurückbringen, das, den Initialen nach zu urteilen, ihr gehören müsste.“
„Vielen Dank, Mylord. Ja, es gehört Miss Lattimer. Möchten Sie nicht hereinkommen.
Ich schaue nach, ob sie ... Oh, da sind Sie ja, Miss Hester.“
Da ihr nichts anderes übrig blieb, hatte Hester die Halle betreten. „Guten Morgen, Mylord, wie freundlich von Ihnen, sich die Mühe zu machen.“ Obwohl sie sich der vertrockneten Blüten in ihren Händen nur allzu bewusst war, plauderte sie entschlossen weiter. „Der gestrige Abend war so erfreulich und Ihr Koch ausgezeichnet.“
Natürlich konnte sie ihn nicht ablenken. Sein aufmerksamer Blick hatte die Rosen sofort bemerkt. „Es freut mich, sollte es Ihnen gemundet haben. Ich werde es Maxim ausrichten.“ Dann fügte er seltsam kühl hinzu: „Sie scheinen einen Bewunderer zu haben, der über einen sehr seltsamen Geschmack verfügt, Miss Lattimer.“
„Die Rosen sind verwelkt, Mylord.“
„Das sehe ich. Wir wollen uns mit Rosen bekränzen, ehe sie verwelken “, zitierte Guy leise. „Ich frage mich, woher das stammt. Zweifellos aus der Bibel. Doch Blumen, die im Wasser standen, verwelken nicht auf diese Weise. Diese sind ungewöhnlich spröde und braun und müssen absichtlich zum Trocknen aufgehängt worden sein.“
„Jemand hat sie beiseitegelegt und dann vergessen, mehr nicht“, erwiderte Hester und weigerte sich, ihre Unruhe zu zeigen. „Susan, wirf sie bitte fort.“ Nachdem Susan damit in die Küche hinuntergegangen war, wandte Hester sich wieder an Guy. „Wie ich schon sagte, Mylord ...“
„Guy. Hester, diese Blumen sind seit sehr langer Zeit in diesem Zustand und befinden sich aber in einem Haus, das Sie sehr gründlich aufgeräumt haben. Wären die Rosen schon vorher hier gewesen, hätten Sie sie gefunden. Außerdem macht Ihnen etwas Angst. Woher kommen die Rosen?“
Der Ton seiner Stimme war sanft, und er schien ehrlich besorgt um sie zu sein.
Hester geriet in große
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