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02 - komplett

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Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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herauf“, flüsterte Maria, als könne man sie vor dem Haus hören.
    Der Klopfer wurde betätigt, dann erklang Stimmengemurmel in der Halle. Jethro tat sicher sein Bestes, Parrott bis ins Kleinste zu imitieren. Hester entspannte sich. Sie brauchte nicht so aufgeregt zu sein. Alles würde gut gehen.
    „Lady Broome, Miss Lattimer. Und Lord Buckland.“
    Hester erhob sich und machte einen Schritt auf ihre zukünftige Schwägerin zu. Dann erstarrte sie, denn vor sich sah sie die Frau von dem zerfetzten Gemälde – zwar nach der neuesten Mode gekleidet, doch die Ähnlichkeit war frappierend. Jetzt ergab alles Sinn.
    Guy trat vor. „Georgiana, darf ich dir Miss Lattimer vorstellen. Hester, das ist meine Schwester, Lady Broome.“
    Lady Broome starrte sie fassungslos an, die blauen Augen, die Guys so ähnelten, unverwandt auf Hesters Gesicht gerichtet. „Miss Lattimer? Früher wohnhaft in der Mount Street, im Haushalt von Colonel Sir John Norton?“
    Hester hatte das Gefühl, jemand zöge ihr den Boden unter den Füßen fort. Neben sich hörte sie Maria erschrocken nach Luft schnappen. Sie selbst konnte immer wieder nur denken: Aber er sagte, er wüsste es. Doch nahm er jetzt nicht Stellung dazu?
    Die Stille zog sich in die Länge, bis Hester schließlich tonlos erwiderte: „Ja, ich wohnte in Sir Johns Haus in der Mount Street.“
    „Ihr Name kam mir gleich bekannt vor“, erwiderte Lady Broome bitter. „Allerdings kam mir nicht in den Sinn, dass mein Bruder unsere Familie so weit erniedrigen und einer ausgehaltenen Frau die Ehe anbieten würde?“
    „Was?“
    Erst bei Guys entsetztem Ausruf rang Hester sich dazu durch, ihn anzusehen. „Du sagtest, du wüsstest es“, stammelte sie. „Ich versuchte, es dir zu erklären, und du sagtest, du wüsstest es.“ Guys Miene war keine Regung anzumerken.
    „Nein, ich wusste es nicht“, antwortete er leise, „und ich erriet es auch nicht. Ich dachte, du hättest Angst davor, ich würde unter meinem Stand heiraten.“
    Lady Broomes Wangen waren gerötet vor Ärger. „Wie hättest du es denn ahnen können? Auch ich würde es nie für möglich halten. Sie scheint ja kein Wässerchen trüben zu können, wenn man sie so betrachtet. Doch meine Freundin Mrs. Norton hat mich auf sie aufmerksam gemacht, als wir ihr eines Tages in der Straße begegneten, und verriet mir, dass es sich um das Weib handelte, das sich im Haus ihres Cousins eingenistet und ihn von seiner Familie entfremdet hatte.“
    „Hester, warum? Warum wurdest du seine Geliebte?“
    Das Schlimmste war also geschehen. Und trotzdem stand sie noch auf ihren Beinen, ihr Herz schlug immer noch. Plötzlich wurde der Schmerz von einer Wut verdrängt, die so heftig war, dass Hester einen Moment glaubte, sie könne kein Wort herausbringen.
    „Das ist ungerecht und nicht wahr!“, rief Maria und machte einen Schritt auf Lady Broome zu. „Sie wissen nicht ...“
    „Danke, Maria, es reicht. Klingeln Sie bitte nach Ackland. Lady Broome, Sie haben recht. Dass ich bei Sir John lebte, war der Grund für ein Zerwürfnis mit seiner Familie, das bis zu seinem Tod anhielt. Lord Buckland, ich war zwar bereit, Ihnen die Wahrheit meines Verhältnisses zu Colonel Norton zu enthüllen, doch auf keinen Fall werde ich mich vor einem Mann rechtfertigen, der mir seine Liebe schwört, mir dann aber nicht vertrauen kann.“ Die Tür wurde geöffnet, und Hester fiel Guy ins Wort, als er antworten wollte.
    „Ackland, bitte begleiten Sie Lady Broome und Lord Buckland zur Tür. Ich bin für keinen von beiden und zu keiner Zeit zu sprechen.“ Ohne auf Guy zu achten, der sie aufzuhalten versuchte, verließ Hester hoch erhobenen Hauptes den Salon und lief die Treppe hinauf in ihr Zimmer. Sie schloss hinter sich ab, lehnte sich an die Tür und wartete, bis die Geräusche in der Halle sich gelegt hatten.
    Also war es geschehen. Sie hatte geahnt, dass ihr Glück nicht halten würde. Er hatte seiner Schwester geglaubt, hatte nicht einmal protestiert. Die Beine gaben unter ihr nach, und sie wankte zum Bett. Erschüttert fragte sie sich, wie es möglich war, genauso große Schmerzen zu empfinden wie bei der Trauer um ihren Vater. Aber im Grunde war es ja auch jetzt wie ein Tod – der Tod von Liebe und Vertrauen.
    Verzweifelt gab sie sich ihren Tränen hin.

20. KAPITEL
    „Guy, entschuldige, aber der Schock, sie vor mir zu sehen ... Und sie muss mich auch als Anne Nortons Freundin erkannt haben. Sind dir nicht die Schuldgefühle auf ihrem Gesicht

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