02 - komplett
sie ihre verletzten Hände untertauchte. „So wundervoll.“
19. KAPITEL
Am nächsten Morgen beim Frühstück seufzte Hester glücklich. Liebte Guy sie wirklich? Doch wie es schien, liebte er sie so sehr, dass er sogar ihre Vergangenheit und ihre bescheidene Herkunft vergessen konnte und sie zu seiner Countess machen wollte. Hester warf Maria einen Blick zu, die die „Buckinghamshire Gazette“ zu lesen versuchte, aber immer wieder ängstlich zu ihr herübersah.
„Was ist, Maria?“
„Seine Lordschaft hat Ihnen wirklich einen Antrag gemacht?“ Sie senkte die Zeitung und seufzte genüsslich. „Wie wunderbar.“
„Ja. Ich kann es auch nicht fassen. Meine einzige Sorge ist jetzt, ob ich auch die Zustimmung seiner Schwester Lady Broome erringen kann. Sie verbringt Weihnachten hier mit Lord Buckland.“
Ein neuer Gedanke kam ihr. „Wobei mir einfällt, dass ich mich ihr gut präsentieren muss. Ich denke, meine Kleider werden wohl jeder Prüfung standhalten, aber ich muss neue Handschuhe und Strümpfe besorgen. Und wegen der Weihnachtsgeschenke habe ich auch noch nichts erledigt, ganz zu schweigen von der Feier, die ich doch hier abhalten soll. Und ich habe kein Geld im Haus. Maria, ich glaube, wir müssen morgen nach Aylesbury fahren, unseren neuen Bankdirektor kennenlernen und Einkäufe tätigen.“
Maria runzelte die Stirn. „An dem Tag werden doch die Rosen wieder fällig. Sollten wir Susan und Jethro hier allein lassen?“
„Ich bin dieser verflixten Rosen allmählich überdrüssig“, rief Hester aufgebracht und schnitt ihre Toastscheibe etwas zu energisch in schmale Streifen. „Das Beste wäre wohl, den Nugents einfach freien Zugang zum Haus zu lassen, damit sie tun, was sie nicht lassen können. Andererseits möchte ich nicht, dass sie denken, sie hätten leichtes Spiel mit uns.“ Sie überlegte kurz. „Ich hab’s! Jethro!“
Jethro erschien an der Tür, eine Silberkanne und ein Putztuch in der Hand. „Ja, Miss Hester?“
„Hast du nicht gesagt, Hector müsste dringend beschlagen werden?“ Jethro nickte.
„Nun, du kannst ihn morgen zum Schmied bringen, und Susan kann zum Markt gehen. Miss Prudhome und ich werden nach Aylesbury fahren. Auf diese Weise geben wir unserem Gespenst die Gelegenheit, seine Rosen zu hinterlassen, ohne sich den Kopf zerbrechen zu müssen.“
„Aber wie soll es das denn wissen?“
„Ich werde den Nugents am besten einen Besuch abstatten und fragen, ob ich ihnen etwas aus Aylesbury mitbringen soll. Gleichzeitig werde ich erwähnen, dass du und Susan auch unterwegs seid.“
„Aber wie wollen Sie ohne Hector fahren, Miss Hester?“
„Oh, wie dumm von mir! Nun, wir werden eben Parrott bitten müssen, uns doch ein Pferd Seiner Lordschaft für das Gig auszuleihen.“
Parrott ging sogar so weit, ihr die zweite Kutsche Seiner Lordschaft und ein hervorragendes Gespann zur Verfügung zu stellen, selbstverständlich mit Kutscher und Reitknecht. Offenbar war er von Guy unterrichtet worden, dass Hester mit ihren verletzten Händen nicht in der Lage war zu lenken.
Als sie am folgenden Morgen mit der prächtigen Kutsche vor Winterbourne Hall vorfuhr, genoss sie still die erstaunte Miene des Butlers und noch mehr die Überraschung auf Lewis’ und Sarahs Gesichtern, als sie lächelnd in den Salon rauschte.
Nach der Begrüßung schlug sie vor: „Ich dachte, wenn Sie sich nicht so wohl fühlen, Miss Nugent, kann ich vielleicht etwas für Sie in Aylesbury erledigen. Ist es nicht freundlich von Lord Buckland, mir seine Kutsche zu leihen? Ich hatte doch völlig vergessen, dass Jethro mein Pferd zum Schmied bringen muss. Und Susan ist auf dem Markt.“
Fünf Minuten später verabschiedete sie sich zufrieden und nahm neben Maria im bequemen Sitz der Kutsche Platz, in Gedanken, wie schon so oft heute, bei Guy. Was sollte sie ihm nur zu Weihnachten schenken? Hausschuhe? Sie lächelte bei der Vorstellung, wie er vor dem Kamin saß und sich den Anschein zu geben versuchte, sich in bestickten Hausschuhen wohlzufühlen. Doch ihr Lächeln verschwand, als ihre Vorstellungskraft sie gefährliche Wege gehen ließ – Guy mit nackten Füßen und in einem exotischen Morgenmantel aus schwerer Seide und darunter nichts.
Ihre Wangen brannten, und sie fächelte sich mit einer Hand Luft zu. Er war so ausgesprochen männlich. Die fordernde Leidenschaft seiner Küsse versprach Erlebnisse, von denen sie sich keine Vorstellung machen konnte. Doch, sie konnte, und ihre Wangen brannten noch
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