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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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so wurde sie mit ihrem Kind, den Kleidern, die sie am Leib trugen, und einem einzigen Koffer buchstäblich auf die Straße geworfen. Diana verfügte nur über zwei Sovereigns. Es hatte heftig geschneit, der Wind war harsch, und hinter sich hörte sie, wie man in ihrem geliebten Haus Möbel zertrümmerte.“
    „Das arme Geschöpf“, warf Mrs. Bunting ein. „Was ist nur aus ihr geworden?“
    „Sie nahm die Postkutsche nach London, so viel weiß man. Was danach geschah ...“
    Leises Schluchzen folgte seinen Worten. Miss Redland besaß ein weicheres Herz, als ihre leichtfertige Art vermuten ließ. Hester war blass geworden.
    „Moon House stand viele Jahre leer. Gerüchte rankten sich um die junge Frau, die hier einmal gewohnt hatte, denn niemand außer der Familie ihres Geliebten wusste, was geschehen war. Viele konnten beschwören, zu jeder Jahreszeit umgebe der Duft von Rosen das Haus. Schließlich erbten die Enkel ihres Geliebten das Haus, doch zu jener Zeit war es schon verkauft worden.“
    Jemand schnappte entsetzt nach Luft. Endlich erkannten sie, dass es sich hier nicht um eine Geschichte handelte. Inzwischen mussten alle wissen, wer Dianas Liebhaber gewesen war. „Diese Erben fanden die Papiere des Hauses und entdeckten den Geheimgang. Sie fanden auch Liebesbriefe, die von einem Schatz sprachen, einem Geheimnis, das nur Diana und ihr Geliebter kannten. Seine Enkel brauchten Geld.
    Also durchsuchten sie das Haus. Lichter wurden gesehen in den Tagen, bevor Miss Lattimer einzog. Doch sie hatten wohl nichts gefunden, und wie sollten sie jetzt weitersuchen?“
    Niemand sprach, alle schienen den Atem anzuhalten, doch viele Blicke richteten sich auf die Nugents, die regungslos in der ersten Reihe saßen. „Ihre einzige Hoffnung war, Miss Lattimer zum Gehen zu zwingen. Da sie nicht verkaufen wollte, mussten sie ihr Angst einjagen. Und so begann es wieder zu spuken im Moon House. Dabei hätten sie fast Miss Lattimers Butler getötet. Sie erschreckten ihre Gesellschafterin und ihre Zofe, sie muteten ihr Dinge zu, die keine Dame gezwungen sein sollte zu ertragen. Und sie erzählten ihr das Märchen von dem Bösen, das in der Nacht umgeht und mit dem zunehmenden Mond immer näher kommt.“
    Er hielt inne, um die Spannung zu steigern. „Doch sie haben etwas gestört mit ihren lästerlichen Schandtaten. Und nun scheint es, als sei Dianas Geist wirklich zurückgekehrt ...“
    Während er noch sprach, füllte sich die Küche plötzlich mit dem lieblichen Duft von Rosen, der die Erinnerung an schöne Sommerabende weckte – mitten im tiefsten Winter. Mrs. Bunting schrie leise auf, und plötzlich erloschen alle Kerzen bis auf jene auf dem Fass neben Guy. Sein Stichwort. Er sprang auf. „Was hat das zu bedeuten?“
    Ein eisiger Luftzug ließ alle schaudern. Die letzten Kerzen flackerten heftig, und in ihrem Licht wirkten die Gesichter der Anwesenden bleich und verängstigt. Und dann bewegten sich die Vorhänge vor dem Schrank und teilten sich wie durch Geisterhand
    – und eine Gestalt erschien. Sie war ganz in Weiß gekleidet, ihr blondes Haar fiel ihr in weichen Locken über die Schultern. Ein kostbares Perlenhalsband schimmerte auf ihrer blassen Haut, als sie sich zum Publikum wandte und anklagend die Hand ausstreckte.
    Der Schrei riss Hester aus ihrer Erstarrung. Sarah Nugent sprang auf, doch nicht sie hatte den unheimlichen Schrei ausgestoßen, sondern ihr Bruder. Sir Lewis hielt beide Arme wie zum Schutz vor das angstverzerrte Gesicht, doch alle hörten seine erstickte Stimme.
    „Du bist tot, du Dirne, du bist tot ... lass mich in Frieden ... es ist unseres, das Geld gehört uns. Er hat das Vermögen der Familie mit seiner Mätresse durchgebracht.
    Wenn sie doch nur verkauft hätte, wenn sie vernünftig gewesen wäre ...“
    Die harte Ohrfeige, die seine Schwester ihm verpasste, brachte ihn zum Verstummen, und er wich vor ihr zurück. Hester sah sich um. Aller Blicke waren auf die Geschwister gerichtet. Der Geist war genauso leise wieder verschwunden, wie er erschienen war. „Du Dummkopf!“, wütete Sarah.
    Im nächsten Moment stürzten mehrere kräftige Männer aus dem Schrank heraus und nahmen die Nugents in Gewahrsam. Mrs. Bunting wiederholte ein ums andere Mal: „Wie böse, wie böse ...“ Jetzt hielt sie inne und lauschte, wie alle anderen auch, den Worten Sir Jeremys.
    „Kraft meines Amtes als Friedensrichter nehme ich Sie, Lewis Nugent, und Sie, Sarah Nugent, fest wegen Einbruchs, tätlichen Angriffs,

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