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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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hätte sie am liebsten laut gerufen. Bitte ... Die Worte hatten ihr auf den Lippen gelegen, die noch von seinen Küssen brannten. Im ersten Moment der Scham hatte sie geglaubt, Clayton spiele auf grausame Weise mit ihr.
    Möglicherweise hatte sie voreilig geurteilt.
    Als weltgewandter Gentleman wusste Clayton vermutlich nur zu gut, dass die Leute nichts lieber taten als zu tratschen. Das verhielt sich in der Stadt nicht anders als auf dem Land. War das der Grund? Hatte er schlichtweg mehr Selbstbeherrschung bewiesen als sie? Was sie als Grausamkeit empfunden hatte, konnte auch Rücksichtnahme gewesen sein – auf ihren Ruf und ihr Ansehen. Jeder in Fernlea hätte sofort gewusst, was vorgefallen wäre, wenn er sich erst mit Einbruch der Dunkelheit aus ihrem Cottage geschlichen hätte. Dazu hatte er, ein offensichtlich reicher Gentleman, in dem Dorf zu viel Aufsehen erregt.
    Für ihn hätte ich es in Kauf genommen, noch weiter ins gesellschaftliche Abseits zu geraten ... Ich wünschte, ich hätte ihn darum gebeten, bei mir zu bleiben. Nun sehe ich ihn womöglich nie wieder, um ihm das zu sagen ...
    Wild kreisten die Gedanken in ihrem Kopf, und Ruth hob die Hand, um ihre glühende Wange zu kühlen.
    „Vielleicht versteckt Pomfrey sich unter den Unterröcken der Dirne, die an diesem ganzen Wirrwarr die Schuld trägt“, bemerkte Sarah gehässig.
    „Lasst uns von etwas anderem reden. Wir haben schon genügend Zeit mit endlosen Spekulationen über diese Sache verschwendet.“ Gavin fing eine der gestikulierenden Hände seiner Frau ein und tätschelte sie beschwichtigend. „Wenn Clayton seine Angelegenheiten selbst regeln möchte, soll er das tun. Er weiß schließlich, wo er mich findet, wenn er meine Unterstützung doch noch braucht.“ Er lächelte Sarah an.
    „Haben wir nicht gesagt, dass wir das Beste aus der Lage machen wollen, wenn du mit nach London kommst? Ich bin sehr froh, dass du dich entschieden hast, mich zu begleiten. Nun sollten wir uns auch amüsieren. Keith Storey hat uns zu einer musikalischen Soiree eingeladen. Lasst uns dort hingehen.“
    „Ich habe mich schon gefragt, wann du hier auftauchen würdest.“
    Dem Ehrenwerten Ralph Pomfrey blieb der Mund offen stehen. Er hatte seinen Kutscher angewiesen, die Nacht durchzufahren, und war soeben im Haus seiner Mutter angekommen. Eigentlich hatte er angenommen, sie würde sich über den Überraschungsbesuch freuen, doch ihr Tonfall verhieß nichts Gutes. „Du ... du hast mich erwartet?“
    „Selbstverständlich“, gab sie bissig zurück. „Dein Bruder hat geschrieben und mir mitgeteilt, wie du dich in London aufführst.“ Yvonne Pomfrey, verwitwete Countess of Elkington, ließ ihre Stickerei sinken und warf ihrem jüngsten Sohn einen scharfen Blick zu. „Ich nehme an, es handelt sich um einen geschickten Schachzug. Was musstest du ihm zahlen?“
    Auf ihre herrische Geste hin wagte Ralph sich näher und küsste sie pflichtschuldig auf die Wange. Erst dann fragte er verwirrt: „Was soll ich Gerald gezahlt haben? Na, gar nichts! Ich weiß, dass wir uns nicht besonders mögen, aber jetzt auch noch Geld dafür zu verlangen, dass er mich bei meiner eigenen Mutter anschwärzt, ist ja wohl die Höhe!“
    Die alte Dame lachte meckernd auf. „Gerald würde ich das sogar zutrauen! Er schreibt mir niemals aus eigenem Antrieb. Briefe bekomme ich von ihm nur, wenn er wieder etwas über dich zu tratschen hat.“ Nachdem ihr Gelächter verstummt war, brauchte sie eine Weile, um den Faden des Gesprächs wiederzufinden. „Aber das meinte ich nicht. Diese Sache mit dem Duell, das ist doch lediglich vorgetäuscht, nicht wahr? Was musstest du Sir Clayton Powell zahlen, damit er dich von diesem ...
    diesem Flittchen befreit? Ich bin beeindruckt. So viel Verstand hätte ich dir gar nicht zugetraut, mein Lieber. Wenn du allerdings gleich auf mich gehört hättest, dann wärest du diese Loretta Vane schon vor Monaten losgeworden.“
    Ralphs Gesichtsfarbe vertiefte sich. „Du liegst vollkommen falsch, Mama. Ich bin äußerst entrüstet, dass dieser Schurke mir die Braut vor der Nase weg gestohlen hat.“
    „Ach, Unsinn! Entrüstet – dass ich nicht lache! Selbst ein Blinder sieht doch, dass diese unmögliche Person die ganze Sache eingefädelt hat. Von dem Moment an, als sie wusste, dass du kein Geld mehr besitzt, wollte sie dich fallen lassen.“
    Allmählich nahmen Ralphs Wangen einen höchst unnatürlichen Lilaton an. Zum ersten Mal musste er sich das anhören, was

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