02 - komplett
sonst: das Geräusch der Kutschenräder, die schlingernden Bewegungen, die sie gegen Clayton taumeln ließen
... Und dann küsste er sie hart und fordernd, während er eine Hand in ihren Haaren vergrub. Starke Finger hielten ihren Kopf, sodass sie den strafenden, liebkosenden Lippen nicht ausweichen konnte.
Im ersten Moment kämpfte Ruth nach Kräften, um sich zu befreien. Aber es dauerte nicht lange, bis erregende Gefühle ihren Widerstand erlahmen ließen. Ungeachtet der Feindseligkeit, die zwischen ihnen herrschte, reagierte ihr Körper auf Claytons Berührung, und unwillkürlich öffnete sie ihre Lippen seiner Zunge. Lediglich ihr Verstand protestierte noch schwach, dass sie nichts getan hatte, um diese Demütigung zu verdienen. Clayton wollte sich an ihr rächen ...
Dieser Gedanke stand ihr auf einmal klar und eindringlich vor Augen. Im nächsten Augenblick überwand Ruth die erregende Trägheit, die sich ihrer zu bemächtigen drohte, und versuchte sich erneut loszumachen – erfolglos. Zu ihrer Überraschung änderte Clayton nun seine Taktik. Er beendete den Kuss, und Ruth spürte die hauchzarte Berührung weicher Lippen an ihrer Wange. Quälend langsam setzte Clayton die Liebkosung fort, bis er an der empfindlichen Haut ihrer Halsbeuge angekommen war. Gleichzeitig löste er den harten Griff um ihren Kopf und ließ die Hand sanft über ihren Nacken wandern.
„Lassen Sie mich los“, flüsterte Ruth atemlos, doch schon schlossen sich ihre Augen wie von selbst, und sie neigte sich nach hinten, um den streichelnden Fingern entgegenzukommen.
Statt einer Antwort küsste Clayton sie erneut. Sanft, aber unwiderstehlich liebkoste er ihre Lippen, damit sie sich öffneten. Währenddessen ließ er nicht davon ab, ihren Nacken zu streicheln, sodass ihr ein Schauer der Lust nach dem anderen den Rücken hinabrieselte. Ruth gab den auf sie einstürmenden Empfindungen nach und öffnete den Mund. Doch Clayton nutzte den gewonnenen Vorteil nicht aus, sondern setzte den Kuss so federleicht fort, wie er ihn begonnen hatte. Ruth ahnte, dass er ihr Begehren schüren wollte, bis sie jede Zurückhaltung aufgab – und seine Rechnung ging auf. Sie wollte ihn, wollte mehr von ihm spüren ...
Im nächsten Augenblick erwiderte sie seinen Kuss, öffnete die geballten Fäuste, mit denen sie sich gegen Claytons Brust gestemmt hatte, und klammerte sich Halt suchend an seine Schultern. Unwillkürlich beugte sie sich nach hinten, als Clayton ihre Taille umschloss, nur um seine Hände sogleich zu ihren Brüsten gleiten zu lassen. Das Schaukeln der Kutsche drückte sie immer wieder gegen ihn, und sie stöhnte auf. Als wäre dieses Geräusch das Signal, auf das er gewartet hatte, vertiefte Clayton nun den Kuss. Seine Zunge fand einen eigenen erotischen Rhythmus, während er geschickt ihr Kleid öffnete und die Hand um eine Brust schloss. Als er mit dem Daumen aufreizend über die Spitze strich, drängte Ruth sich stöhnend enger an ihn.
Sogleich beendete Clayton den Kuss und neigte den Kopf, um der kleinen Knospe dieselbe Aufmerksamkeit zukommen zu lassen wie vorher Ruths Lippen.
Angesichts des überwältigenden Verlangens, das ihn erfasst hatte, nahm er kaum noch etwas anderes wahr. Nur von fern drang die mahnende Stimme seines Verstandes zu ihm durch, die ihn einen Narren schalt. Er hatte Ruth für das, was sie getan hatte, strafen wollen. Ihre ungeheuerliche Lüge hatte in ihm den längst vergessen geglaubten Schmerz wieder geweckt, den Priscilla in ihm ausgelöst hatte.
Aber Ruth war anders als Priscilla oder Loretta. Sie war liebevoll und schön, und er war dabei, sich rettungslos zu verlieben. Was tat er dann hier, in diesem Augenblick?
Wollte er diese Frau etwa damit beleidigen, dass er sie in einer fahrenden Kutsche einfach nahm, nur weil sie die Erinnerung an die Hölle seiner ersten Ehe weckte?
Ruth verdiente mehr als das. Sie verdiente Zuneigung, Liebe und Hochachtung, und sie sollte die Liebe in einer luxuriösen Umgebung erleben. All das konnte er ihr geben ... wenn die Zeit dafür reif war.
Schon zum zweiten Mal hatte er angefangen, sie zu verführen, und schon zum zweiten Mal hielt sein Gewissen ihn davon ab, das zu Ende zu bringen, was er begonnen hatte. Wenn er nur noch wenige Augenblicke abwartete, war er verloren, denn die Leidenschaft würde ihm den Verstand benebeln. Und morgen schon würde Ruth ihn für das hassen, was geschehen war.
16. KAPITEL
Stöhnend presste Ruth ihren Mund auf Claytons. Er sollte ihren
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