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02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
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treten will? Oder wird er sich noch aus deinen Fängen herauswinden?“
    Mit aller Kraft stemmte Ruth die Hände gegen seine Brust und stieß ihn von sich.
    Einen Augenblick lang lockerte sich sein Griff, aber gleich darauf riss Ian Bryant sie wieder herum.
    „Eine unserer ehemaligen Nachbarinnen aus Willowdene hat mir heute einen Besuch abgestattet, Mrs. Beauvoir. Bei dieser Gelegenheit hat sie mir eine Freundin vorgestellt, deren Enttäuschung der meinen gleichkommt. Offenbar hatte Lady Vane ihre Hoffnungen auf Powell gesetzt, bevor du daherkamst und ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht hast.“
    „Hat sie Ihnen auch erzählt, dass sie eigentlich mit einem anderen verlobt ist?
    Sprach sie etwa auch darüber, wie viel Unheil sie angerichtet hat, indem sie ihren Ehrgeiz mit Hilfe eines ganzen Lügengeflechts befriedigen wollte?“ Ian Bryants überraschte Miene zeigte ihr deutlich, dass er nichts von Loretta Vanes Doppelspiel geahnt hatte.
    Angesichts von Dr. Bryants Wut und Häme hatte Ruth zu zittern begonnen. Sie traute diesem Mann durchaus zu, sich von seinem Zorn zu unbedachten Handlungen hinreißen zu lassen. Mit jedem Augenblick schwand ihre Achtung vor ihm und machte tiefer Abscheu Platz. Wenn er sie nicht bald losließ, würde sie um Hilfe rufen müssen.
    Gleichzeitig empfand sie Scham. Wie hatte sie nur einen einzigen Moment lang überlegen können, einen Menschen zu heiraten, der zu gewaltsamen Eifersuchtsanfällen fähig war? Sie hatte sich keine Zeit genommen, seinen Charakter zu prüfen, sondern hatte sich von der Aussicht auf ein Leben in Wohlstand und Sicherheit blenden lassen. Damit nicht genug: Wie konnte sie Loretta Vane vorwerfen, sich als Claytons Verlobte ausgegeben zu haben? Sie selbst hatte genau das Gleiche getan.
    „Lassen Sie mich los, und verlassen Sie sofort dieses Haus.“ Unter Aufbietung all ihrer Selbstbeherrschung gelang es Ruth zu sprechen, ohne dass ihre Stimme zitterte. „Ich bin hier zu Gast und möchte wirklich keinen Aufruhr veranstalten. Aber wenn Sie mich dazu zwingen, werde ich es tun.“
    „Dabei scheint es dir doch zu gefallen, Unruhe zu stiften“, antwortete Dr. Bryant mit bitterer Häme. Er näherte den Mund ihrem Gesicht. „Ich gehe und mache drei Kreuze, weil ich dich los bin. Jetzt weiß ich schließlich, was ich von dir zu halten habe, du billiges Flittchen. Aber vorher schuldest du mir noch etwas ...“
    „An diesem Punkt scheint es meine Pflicht zu sein einzugreifen. Geben Sie meine Verlobte frei, sonst kann ich nicht für die Konsequenzen garantieren“, erklang eine dunkle Stimme in unverkennbar drohendem Ton.
    Überraschte Stille trat ein. Ruth, die den Kopf schmerzhaft nach hinten gebogen hatte, um Dr. Bryants Mund zu entgehen, wandte sich zur Tür und sah Clayton lässig an der Wand lehnen. Wie lange stand er schon da und betrachtete das Geschehen?
    Ian Bryant warf Sir Clayton einen hasserfüllten Blick zu. Aber seine blinde Wut und angestaute Wollust erlaubten ihm nicht, von dem Ziel abzulassen, das er in greifbarer Nähe sah. Fluchend ergriff er Ruths Kopf und presste den Mund auf ihre Lippen.
    Die Marter dauerte nur wenige Augenblicke. Das Nächste, was Ruth wahrnahm, war ein lautes Krachen, als Ian Bryant zu Boden ging. Während sie die Hand gegen den Mund presste, beobachtete sie wie durch einen Nebel hindurch, wie Clayton den Arzt am Kragen hochhob und gegen die Wand drückte.
    „Sie können sie haben“, höhnte Ian Bryant. „Ich habe bekommen, was ich wollte.
    Damit bin ich zufrieden.“
    „Aber ich bin es nicht“, erklärte Clayton gefährlich ruhig. „Benennen Sie Ihren Sekundanten. Von mir aus können Sie die Waffen wählen. Wir treffen uns morgen früh bei Anbruch der Dämmerung auf dem Beech Common. Keine Angst, ich sorge dafür, dass ein Arzt zugegen ist.“
    „Wie Sie wollen“, murmelte Dr. Bryant heiser. Aus seinem Gesicht war jede Farbe gewichen.
    „Nein!“ Das Wort kam als bloßes Flüstern aus Ruths Mund, und keiner der beiden Männer hörte ihr Flehen. „Nein!“ Diesmal legte sie mehr Nachdruck in ihre Stimme.
    „Das kannst du nicht tun! Es spielt keine Rolle ...“ Sie eilte auf Clayton zu, der ihr sofort den Arm um die Schultern legte und sie an sich drückte.
    „Wie außerordentlich rührend“, höhnte Dr. Bryant. Ohne jedes weitere Wort drehte er sich um und ging.
    „Hat er dir wehgetan?“ In seinem Bemühen, seine Stimme ruhig zu halten, klang Clayton beinahe streng.
    Ruth schüttelte den Kopf und blickte

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