Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - komplett

02 - komplett

Titel: 02 - komplett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 2 Romane
Vom Netzwerk:
ehrenhaften Antrag in den Wind geschlagen hätte, sobald ich ein solches Arrangement mit Dr. Bryant eingegangen wäre.“
    Ein feines Lächeln spielte um seinen Mund, als Clayton murmelte: „Allmählich lernst du mich kennen.“
    „Aber nicht jede Seite, die ich kennenlerne, gefällt mir.“
    „Dann ist es umso besser, dass du einige meiner Seiten geradezu unwiderstehlich findest“, sagte Clayton und ging auf sie zu. „Wir werden immer Gemeinsamkeiten entdecken, Ruth. Vielleicht sollte uns das genügen ...“
    „Oh ... äh, Verzeihung ...“
    Ruth fuhr zur Tür herum. Dort stand Gavin und grinste entschuldigend.
    „Eigentlich suche ich Sarah. Aber gut, ich ... sicher finde ich sie irgendwo anders ...“
    „Sarah ist zum Tee zu Susannah Storey gefahren“, erklärte Ruth ihm so gleichmütig, wie es ihr möglich war. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass Clayton dem Freund einen drohenden Blick zuwarf. Gavin entschuldigte sich mit einem kaum wahrnehmbaren Heben der Hand.
    Als hätte Sarah geahnt, dass von ihr die Rede war, erklang in diesem Moment ihre Stimme aus der Eingangshalle. Im nächsten Augenblick erschien sie, James auf dem Arm. Als sie des Besuchers ansichtig wurde, schwand ihr Lächeln, und sie schaute besorgt zu Ruth.
    „Sir Clayton hat Dr. Bryant zum Duell gefordert“, sagte Ruth in die entstandene Stille.

18. KAPITEL
    „Was um alles in der Welt ist passiert?“, fragte Sarah entgeistert.
    Ruth sank in einen Sessel und schlug die zitternden Hände vors Gesicht. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie einen klaren Gedanken fassen konnte, und auch dann wollte ihr die Zunge nicht gehorchen. Nach ein paar Augenblicken des Schweigens kniete Sarah sich neben den Sessel und schlang die Arme um sie. Die Umarmung ließ einen Damm brechen, und heiße Tränen kullerten Ruth die Wange hinab.
    Kurz nach ihrer schockierenden Erklärung hatte Clayton das Haus verlassen, dicht gefolgt von Gavin. Aber bevor Clayton gegangen war, hatte er überraschend sanft ihre Hand an die Lippen gehoben. Ruth hatte befürchtet, er könnte zornig sein, weil sie in ihrer Verwirrung das Duell erwähnt hatte, und tatsächlich entdeckte sie in seinen Augen ein Fünkchen Ungeduld. Aber er hatte ihr weder mit Blick noch mit Worten Vorwürfe gemacht.
    „Entschuldige ... ich ... es geht gleich vorüber ...“ Entschlossen tupfte Ruth sich mit einem Taschentuch die Tränen ab, während Sarah sich verständnisvoll erhob und nach dem Mädchen klingelte, um Tee bringen zu lassen.
    Kurze Zeit später hatte Ruth alles berichtet, was vorgefallen war. Sarah setzte mit Nachdruck die Teetasse ab, sodass sie klirrte. „Was für ein hassenswerter Mann! Wer hätte das von ihm gedacht?“
    „Ich jedenfalls nicht, so viel steht fest“, erklärte Ruth mit einem schwachen Lächeln.
    „Nur gut, dass er wenigstens ein fähiger Arzt ist, wenn er schon sonst keine Vorzüge besitzt“, gab Sarah schnippisch zurück. Als in diesem Moment Gavin zurückkehrte, sah sie erwartungsvoll hoch.
    „Er ist gegangen. Mir hat er gesagt, er sei jetzt nicht in der Stimmung, über das Vorgefallene zu sprechen“, verkündete Gavin düster. „Aber ich werde ihm als Sekundant zur Seite stehen, ob er es will oder nicht.“
    Sarah sprang zornig auf. „Es ist einfach lächerlich! Seit das Duell mit Pomfrey abgesagt wurde, ist kaum ein Tag vergangen, und schon ist Clayton wieder in einen Ehrenhandel verstrickt.“
    „Das ist alles meine Schuld“, murmelte Ruth. Sie fühlte sich ganz elend.
    „Nein!“ Gavin und Sarah hatten zur selben Zeit und mit gleichem Nachdruck gesprochen.
    „Nein, du trägst keine Schuld daran, Ruth“, wiederholte Gavin. „Das zumindest hat Clayton klar gesagt, wenn er auch sonst nicht über die Sache sprechen wollte.“ Er trat auf sie zu und nahm ihre Hand. „Du musst ihm – und uns – glauben.“
    Unter gewöhnlichen Umständen hätte Ruth die Etikette nicht so weit missachtet, einen Gentleman zu Hause aufzusuchen. Aber da ihr guter Ruf während der letzten Tage ohnehin unwiderruflich gelitten hatte, schien es ihr nun auch keinen Unterschied mehr zu machen. Schließlich ging es hier um Menschenleben – welches Gewicht hatten da Überlegungen bezüglich Moral und Anstand? Zwei Männern drohten Verletzungen oder gar der Tod, und sie allein war dafür verantwortlich –

    mochten Gavin und Sarah sagen, was sie wollten. Die Freunde wollten sie schützen, sie beruhigen, und sie war ihnen dankbar dafür. Aber es war und blieb eine Tatsache, dass

Weitere Kostenlose Bücher