02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
nach.«
Von sah ihm noch einen Moment lang in die Augen, und Heather wusste, dass die beiden über ihr Bewusstsein miteinander kommunizierten. Etwas Trauriges überschattete plötzlich Dantes ungeschütztes Gesicht, und er blickte weg. Seine Kiefermuskeln zuckten.
Von beobachtete ihn und seufzte. »Wie ein gottverdammter störrischer Esel.« Er sah Heather an. »Gute Reise, Püppchen. Wir sehen uns in ein oder zwei Wochen.«
»Pass auf Eerie auf«, antwortete sie.
Von schnaubte. »Dieser Kater hat Eli schon lange um die Pfote gewickelt.«
Heather schmunzelte. »So ist er, mein Junge.«
Von gab den Jungs ein Zeichen, und die fünf schritten zum Eingang des Terminals. Dort blieben sie einen Augenblick stehen, da Von zwei Nomads grüßte, die auf großen Feuerstühlen vor dem Flughafen saßen.
Dante löste seine Sonnenbrille vom Kragen seines Hemdes und setzte sie auf. Er sah Heather an. »Finden wir Annie.«
»Verdammter Mist«, murmelte Dante. Er hasste es, festgebunden oder eingesperrt zu sein. Also machte er seinen Sicherheitsgurt auf und rutschte unruhig ein wenig auf dem Sitz herum. Seine Lederhose knarzte auf dem Plastik, und er zog einen Fuß hoch. Schon besser.
Heather sah ihn an. »An dieses Gesicht will ich mich erinnern«, sagte sie und richtete dann die Augen wieder auf die Straße. »Das Gesicht vor dem Unfall.«
»Dann bau keinen«, entgegnete Dante grinsend.
Das volltönende Dröhnen des Trans-Am-Motors füllte die Stille. Doch es war keine Stille, die seltsam oder angestrengt war, wie Dante feststellte, den Blick auf Heathers Gesicht gerichtet.
Auch ohne zu sprechen fühlten sie sich in der Gesellschaft des anderen wohl, zufrieden mit ihren eigenen Gedanken, und genau das war gefährlich.
Es würde es noch schwerer machen, sie zu verlassen, wenn die Zeit gekommen war, wenn er sich sicher sein konnte, dass weder das FBI noch sonst jemand sie noch jagte.
Ihm fielen die Worte ein, die Von am Flughafen in seinen Geist gesandt hatte: Leugne nicht, was dir dein Herz verrät, kleiner Bruder.
Ich muss. Sie wird sterben, wenn ich es nicht leugne.
Nein, Dante …
Plötzlich unterbrach ein Lied die Stille. Es war eine ziemlich blechern klingende Version von Rob Zombies »Living Dead Girl«.
»Das ist Annies Klingelton«, sagte Heather atemlos. »Mein Mobiltelefon ist in meiner Tasche.« Sie lenkte den Trans Am auf den Seitenstreifen. »Sprich mit ihr, bis ich anhalte.«
Dante drehte sich um, holte Heathers Tasche von der Rückbank und fischte das Mobiltelefon heraus. Er klappte es auf. »Annie?«
Der Trans Am blieb stehen, und Heather zog die Handbremse an.
»Nein, aber Sie sind auch nicht der, den ich erwartet habe.« Alex Lyons’ Stimme war unaufgeregt und herzlich. »Allerdings wollte ich ohnehin mit Ihnen sprechen.«
»Fi’de garce«, fluchte Dante. »Wo ist Annie?«
Heather starrte ihn an. In ihrem Gesicht spiegelte sich Angst. »Wer ist das?«
»Der verlogene Lyons«, entgegnete Dante. »Wo zum Teufel ist Annie?«
»Sie ist bei mir, und es geht ihr gut – zumindest für den Augenblick. «
»Gib mir das Telefon«, sagte Heather und streckte die Hand aus. Die Angst war aus ihrem Gesicht verschwunden, aber ihre Hand zitterte. Dante reichte ihr das Mobiltelefon.
»Was haben Sie mit Annie gemacht?«
Heathers Gesichtsausdruck verkrampfte sich, während sie Lyons’ Worten am anderen Ende der Leitung lauschte. Dante fuhr sich durchs Haar. Annie steckte in Schwierigkeiten. In großen Schwierigkeiten. Seinetwegen.
Er hätte Lyons ermorden sollen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte. Er hätte ihm den Hals aufreißen und sich an seinem Blut laben sollen.
Heather nahm das Handy vom Ohr. Es gab ein Piepgeräusch von sich, und sie betrachtete das Bild, das auf dem winzigen Monitor erschien. Einen Augenblick lang stockte ihr der Atem. Dann hielt sie Dante wortlos das Telefon hin, so dass auch er die Aufnahme sehen konnte.
Auf dem Bildschirm war ein Bild von Annie. Sie hatte die Augen geschlossen, und auf ihrem Mund klebte Panzerband. Dante begann, vor Zorn zu zittern.
»Er will mit dir reden«, sagte Heather mit angespannter Stimme.
Dante nahm das Handy. Er wusste, was sie dachte, denn er dachte das Gleiche. »Woher wissen wir, dass sie noch lebt?«, fragte er.
»Da werden Sie einfach meinem Wort vertrauen müssen«, antwortete Lyons. »Sie lebt, und wenn das so bleiben soll, müssen Sie sich mit mir treffen.«
»Wo?«
»In Heathers Haus. Wenn Sie in zehn Minuten nicht da
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