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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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klangen. Er musste
zugeben, dass Dante wirklich ein Poet war, ein Dichter düsterer Zeilen. Er durchblätterte die Seiten voller musikalischer Kompositionen – zahlreiche Takte und Akkorde, neben die manchmal etwas gezeichnet war oder ein Hinweis stand: Hier mit den Drums einsetzen; Loops für den Bass; Falsett-Refrain …
    Alex klappte das Buch zu und warf es in die Sporttasche zurück. Er fuhr fort, die nach Lavendel duftenden Klamotten nach dem anderen Gegenstand zu durchsuchen, den Annie entwendet und von dem sie so stolz erzählt hatte. Seine Finger fanden die einfache Flasche und zogen sie heraus.
    In seinem Kopf wisperten Athenas Worte: Grünes Wasser der Erinnerung. Er braucht das grüne Wasser.
    Vor Aufregung wurde ihm ganz heiß, als er die noch geschlossene Flasche mit der grünlichen Flüssigkeit betrachtete. Obwohl er sich kaum vorstellen konnte, welche Rolle der Absinth bei Dantes Rückkehr in seine Vergangenheit spielen sollte, wusste er, dass Athenas Visionen immer richtig waren.
    Er schob die Flasche mit Alkohol zwischen die parfürmierten Unterhöschen zurück und zog dann den Reißverschluss der Tasche zu. Vorsichtig stellte er sie auf den Boden zwischen Annies Füße, die noch immer in Stiefeln steckten.
    Sie war sehr gesprächig gewesen, als sie ins Auto eingestiegen war, war von Thema zu Thema gesprungen wie eine Spiralfeder von Stufe zu Stufe. Ständig wechselte sie das Thema mitten im Satz. Einen furchtbaren Augenblick lang hatte er befürchtet, dass auch sie zu flüstern anfangen würde, um mit den immer schneller dahinrasenden Gedanken in ihrem Kopf mithalten zu können.
    Dann war dieser Augenblick vorübergegangen, und sein Puls hatte wieder langsamer geschlagen. Das war nicht Athena, sondern Annie. Einen kurzen Moment lang bedauerte er sie. Ihr Geist war tatsächlich fast genauso zerstört wie der seiner Schwester.

    Annie hatte immer wieder mit einer Faust gegen ihre Stirn getrommelt, bis Alex verstand, dass sie Schmerzen hatte und eine Spritze wahrscheinlich mehr als willkommen heißen würde.
    Es war leicht gewesen, eine dunkle, schlecht beleuchtete Straße zu finden, wo er parken konnte.
    Als er die Nadel in ihren Hals bohrt, erklärt er: Das ist nichts Persönliches. Ich will Dante.
    Annie lacht depressiv: Stell dich gefälligst hinten an, Arschloch.
    Alex drückt den Kolben herunter.
    Er wickelte Kabelbinder um Annies Hand- und Fußgelenke. Nachdem er ihr eine blaurote Haarsträhne von den Lippen gestrichen hatte, klebte er ihr ein breites Stück Panzerband über den Mund. Mit ihrem Handy machte er ein Foto von ihr, steckte das Handy in die Tasche seiner Kapuzenjacke und stieg aus dem Dodge Ram. Er löste die Gummis der schwarzen Plane, mit denen sie an der Pritsche befestigt war, schlug sie zurück.
    Mit Annie über der Schulter kehrte er zur Wagenpritsche zurück und legte das Mädchen so behutsam, wie er konnte, darauf. Ihr Kopf schlug gegen das gerippte Metall, wodurch ihr die bunten Haaren ins Gesicht fielen, aber sie rührte sich nicht. Sie würde sich noch stundenlang nicht rühren.
    Alex zog die Abdeckplane wieder zu und machte die Gummizüge fest. Dann lehnte er sich gegen das Auto und zündete sich eine Winston an. Einige Augenblicke lang rauchte er schweigend. Er konnte nur hoffen, dass er sich in Dantes Gefühlen für Heather nicht getäuscht hatte. Doch trotz dieser Gefühle konnte es passieren, dass ihm der Blutgeborene eine klare Abfuhr erteilte.
    Alex holte sein Mobiltelefon aus der Tasche und rief Athena an. Nach sechsmal Klingeln schaltete sich ihre Voicemail an, eine Ansage, die er vor Jahren einmal für sie aufgenommen
hatte: Sie haben die Mailbox von Dr. Athena Wells erreicht. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.
    Alex’ Magen verkrampfte sich, und er wählte die Mobilnummer seines Vaters und dann die des Festnetzes. Sechsmal klingeln – Anrufbeantworter. Vielleicht war sie zu sehr damit beschäftigt, auf ihrem Computer die Aufnahmen aus dem Center anzusehen, um das Telefon zu hören. Oder sie achtete einfach nicht auf das Klingeln.
    Er wünschte sich, er und Athena könnten auch über eine solch große Entfernung telepathisch kommunizieren, wie das die Vampire vermochten. Aber sie hatten schmerzlich erfahren müssen, dass sie nicht in der Lage waren, ins Bewusstsein des anderen und einer dritten Person einzudringen, wenn sie sich nicht in der Nähe befanden.
    Er sog ein letztes Mal an seiner Zigarette. Der Rauch kratzte in seinem Hals, und er schnipste die

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