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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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befördert, wo er hingehörte – auf den Friedhof.«

    Das FBI hatte erklärt, sie habe Jordan getötet – obwohl es die Wahrheit kannte. Es war eine Wahrheit, die nie laut ausgesprochen wurde, eine Wahrheit, die sowohl sie als auch die Mächte, die hinter dem Ganzen standen, vergraben wollten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.
    Sie wollte weiterleben und Dante beschützen.
    Die anderen hingegen wollten kollektiv ihren Arsch retten – und die Pathologin in Pensacola, die Lyons gerade so beiläufig erwähnt hatte? Die, der man befohlen hatte, den Autopsiebericht zu fälschen? Sie hatte sich umgebracht, war mit aufgeschnittenen Pulsadern im Bad gefunden worden. Letztlich hatte man sie auf einen ihrer eigenen Seziertische gelegt und untersucht.
    Ein Selbstmord, der sehr gelegen gekommen war.
    Die Erkenntnis, wie weit das kollektive Arschretten ging, erschütterte Heather bis ins Mark, auch wenn sie nicht überrascht war. Nach New Orleans überraschte sie nichts mehr. Das Schlimmste an der Sache war für sie jedoch ihr eigenes Schweigen – und es war unwichtig, dass dieses Schweigen lebensnotwendig war –, denn sie hatte das Gefühl, dadurch zur Mittäterin zu werden.
    »Na ja, mir wäre es lieber gewesen, Jordan hätte sich den Familien der Opfer vor Gericht stellen müssen«, antwortete sie schließlich. »Mir kommt es vor, als wäre er zu leicht davongekommen. «
    »Das passiert leider Gottes oft.«
    »Stimmt«, entgegnete Heather. »Aber ich hoffe jedes Mal wieder von neuem, bei einem neuen Fall etwas ändern zu können.«
    »Amen, Schwester.« Lyons hielt einen Augenblick lang inne. »Ich habe gehört, Sie haben auch eine Kugel abgekriegt. Wie geht es Ihnen? Für eine Frau, die vor drei Wochen fast abgekratzt wäre, sehen Sie verdammt gut aus.«
    »Ich werde Ihre Frage beantworten«, sagte Heather locker und entspannt, »wenn Sie mir auch eine beantworten.«

    »Schießen Sie los.«
    »Ich sah, wie Sie etwas in Ihre Tasche gesteckt haben, als ich aus dem Wald kam. Nehmen Sie diese Unterhaltung auf?«
    »Etwas in meine Tasche? Ich weiß nicht …« Lyons lachte auf. »Ach, das war meine Schwester. Ich habe sie angerufen, um sie zu fragen, ob ich etwas auf dem Nachhauseweg für sie besorgen soll.«
    Heather sah zu ihm hinüber. Seine Augen glitzerten belustigt, und er sah sie ruhig und gelassen an. Ihr Bauchgefühl sagte: Er spricht die Wahrheit. Die Anspannung in ihren Muskeln ließ etwas nach, und sie lockerte ihren Griff um das Lenkrad.
    »Ist das beim FBI erlerntes Misstrauen oder einfach natürliche Paranoia?«
    Heather kicherte. »Beim FBI erlerntes Misstrauen«, gab sie zu. »Aber ich weiß nicht mehr, wie man es abschaltet.«
    »Nochmal Amen, Schwester. Aber nun zu meiner Frage …«
    »Meine Verletzung war nicht so schlimm, wie sich das vielleicht …« In diesem Augenblick unterbrach sie das Klingeln eines Mobiltelefons.
    »Ist das Ihres oder meines?«, fragte Lyons und fasste in die Tasche seiner Kapuzenjacke.
    »Mist, das ist meines«, brummte Heather und tastete mit einer Hand hinter dem Sitz nach ihrer Tasche. Ein geschäftsmäßiges Klingeln kündigte an, dass es sich um jemanden vom FBI handeln musste, wohingegen ein Neo-Grunge-Song von Leigh Stanz – und zwar »Don’t Need Light« – für alle anderen Anrufer bestimmt war.
    Wenn man bedachte, dass sie noch krankgeschrieben war, konnte ein Anruf aus dem Büro nichts Gutes bedeuten.
    »Halten Sie den Blick lieber auf der Straße und die Hände am Lenkrad«, sagte Lyons und drehte sich auf dem Sitz um. »Ich werde es holen.«

    »Danke«, antwortete Heather und folgte seinem Rat. Einen Moment später drückte ihr Lyons das Telefon ans Ohr.
    »Los«, flüsterte er.
    »Wallace«, sagte sie ins Mobiltelefon.
    Es war eine kurze und definitiv unangenehme Unterhaltung. Als sie zu Ende war, nahm Heather Lyons das Handy ab, klappte es zu und schob es sich in die Jackentasche.
    »Ärger?«, fragte er.
    Man will eine aktualisierte Version Ihres medizinischen Befunds sehen, und zwar Punkt achtzehn Uhr. Stellen Sie sich darauf ein, dass es noch einmal eine Nachbesprechung geben könnte.
    Noch eine Nachbesprechung, Sir?
    Wäre möglich. Um achtzehn Uhr also, Wallace.
    »Nein«, log sie und warf Lyons ein kurzes Lächeln zu. »Wahrscheinlich nur eine Verwechslung.«
    »Ich verstehe. Die Amtsschimmel wiehern ihre neueste Version von ›Reichen Sie das bitte in dreifacher Ausführung ein‹.«
    Trotz des Froschs in ihrem Hals musste Heather lachen.

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