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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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blinzelte. Ihr Lächeln wirkte mit fünfzehn schon ein wenig zurückhaltender.
    Dank des raschen Handelns ihres Vaters mochte seine Tochter vielleicht nochmal zu Sinnen kommen und einen Fall ruhen lassen, den man besser nicht mehr anrührte.
    Falls Prejean Heather jedoch in jemand anderen als das Mädchen auf den Fotos auf seinem Schreibtisch verwandelt
hatte, in jemanden, der nicht länger hundertprozentig menschlich war, dann wäre es das Gnädigste – und das, was sicher auch in Heathers Interesse war –, nichts zu tun und abzuwarten, dass die Dinge in Gestalt Caterina Cortinis ihren Lauf nahmen.
    Doch ehe das geschah, musste er die Wahrheit herausfinden. Es gab eine Person, die wissen konnte – falls es überhaupt jemand tat –, was Prejean seiner Heather angetan hatte, als er ihr das Leben rettete.
    James stellte den Becher wieder auf den Wärmer zurück und schaltete den Rechner ein. Während der Dell hochfuhr, entwarf James in Gedanken die Mail, die er schreiben wollte.
    Ist die Menschlichkeit meiner Tochter korrumpiert?

9
IM HERZEN DES MONSTERS
    Damascus, Oregon · 22. März
     
    Dr. Robert Wells füllte eine letzte Spritze mit einer tödlichen Dosis Atropin und legte sie dann außer Sicht oben auf den Türrahmen des Schlafzimmers. Er hatte im ganzen Haus Spritzen versteckt – in Schubfächern, Schränken, unter Möbeln und sogar unter dem Kopfkissen seiner Frau.
    Ja, alles tödliche Dosen – für Sterbliche. Wenn die Auftragskiller Vampire sein sollten, würde das Atropin sie zumindest eine Weile lang außer Gefecht setzen, indem es sie entweder umwarf und ein ungeplantes Nickerchen machen ließ oder – je nach Alter – wenigstens verlangsamte, damit die geringe Chance für ihn bestand, zu entkommen.
    Wells vermutete, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, ehe das FBI – nein, genau genommen die Schattenabteilung, die in Wahrheit die FBI-Obersten in der Hand hatte – jemanden schickte, um ihn zu töten, und das alles wegen Bronlees Diebstahl.
    Es sei denn, er handelte zuerst.
    »Wie lange noch, was glaubst du?«, fragte Gloria, deren Stimme trocken und papierdünn klang.
    »Sie könnten schon auf dem Weg sein. Es könnte aber auch noch Wochen dauern.« Wells trat von der Tür weg und kehrte zum Bett seiner Frau zurück, das an ein Krankenhausbett erinnerte,
um die Geschwindigkeit des Tropfs mit dem Morphium einzustellen. »Schließlich ist es eine Behörde«, fügte er mit einem trockenen Lächeln hinzu.
    Gloria schloss die Augen, und die tiefen Falten um ihren Mund – Anzeichen ihrer starken Schmerzen – entspannten sich ein wenig. Sie seufzte leise und fast wehmütig. »Wir dürfen keine Zeit verlieren«, wisperte sie. »Schick Alexander nach Seattle.«
    »Das ist alles geregelt, Süße. Mach dir keine Sorgen.«
    Im Zimmer roch es nach Ammoniak und Chlor, doch kein antibakterielles Mittel der Welt konnte den allgegenwärtigen Gestank des Verfalls überdecken.
    Des Versagens.
    Wells trat ans Fenster und öffnete es. Kühle, frische Luft, die nach Tannennadeln und ersten Tulpen duftete, wehte herein. Er setzte sich ans Bett seiner Frau, nahm ihre Hände und versuchte, sie warmzureiben.
    Sie war erst siebenundfünfzig. Aber der Krebs und die Chemotherapie hatten ihr ihre Verspieltheit geraubt und alles Hinreißende jener Frau, die er fünfunddreißig Jahre zuvor lachend und vom Champagner beschwipst über die Türschwelle ihres ersten Hauses getragen hatte, ausradiert.
    Glorias Kopf fiel zur Seite, und ihre Lippen öffneten sich leicht. Ihr Atem wurde tiefer und gleichmäßiger, während das Morphium sie davontrug wie Hades Persephone in die Unterwelt.
    Wells schnürte es den Hals zu. Gloria war jetzt die Geliebte des Krebses, und er konnte sie nicht retten – ganz gleich, wie sehr er sich auch anstrengen mochte, ganz gleich, wie sehr er sich danach sehnte, sie zurückzubekommen, ganz gleich, was er alles dafür opferte. Der Kampf war verloren. Er führte ihre Hand an seine Lippen und küsste ihre kalten Finger.
    Wenn er fortfuhr, ihr Leiden zu verlängern, dann hatte sich seine Liebe für sie in etwas Erbärmliches und Selbstsüchtiges
verwandelt. Wenn er sie wirklich liebte, musste er sie jetzt loslassen.
    Die Wahrheit war selten freundlich und noch seltener das, was man erhofft hatte.
    Das Einzige, was er tun musste, war, ihre Morphiumdosis so weit zu steigern, bis sie ohne Schmerzen in das große Unbekannte hinüberging. Ganz einfach und nicht schwer zu bewerkstelligen.
    Wells blieb nach

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