02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
silbern, während ihn ein Licht von innen heraus zu erleuchten schien, als ob er tatsächlich die Wiedergeburt des mazedonischen Eroberers wäre, nach dem er benannt worden war.
In diesem Augenblick erschien Wells sein Sohn unaussprechlich schön – Apollos rechtmäßiger Erbe.
Er hörte, wie sich die Haustür öffnete und dann mit einem Klick wieder ins Schloss fiel. Wells fasste in seine Hosentasche und schaltete den PSI-Störsender ein, der seine Gedanken vor dem telepathischen Hirn seines Sohnes schützen würde.
»Ich habe noch mehr Munition für das Gewehr geholt«, sagte Alexander, als er ins Wohnzimmer spazierte. »Hast du einen Elektroschocker?«
Wells nickte. »Er liegt in der Küche. Ich habe auch noch ein paar andere Dinge vorbereitet.«
»Ich habe noch einmal das Sicherheitssystem kontrolliert. Alles in Ordnung.«
Das habe ich auch und dabei die Geheimcodes geändert, mein tüchtiger Junge, dachte Wells. Laut sagte er: »Gut.«
»Ich werde heute Nacht das Cottage fertig sichern«, meinte Alexander. »Ich werde dafür sorgen, dass Athena sicher und beschäftigt ist, ehe ich morgen nach Seattle fahre.«
»Ich denke, viel mehr können wir für den Augenblick nicht tun.«
Alexander kauerte sich auf den Rand des bequemen Ledersessels, der neben der Couch stand, und nahm die Tasche von der Schulter. Er klappte den Gewehrlauf herunter. »Wenn es Mutter nicht gäbe, könntest du untertauchen, bis sich die Wogen wieder geglättet haben.« Er sah Wells durch seine dichten hellblonden Wimpern an. »Eine tödliche Dosis Morphium … wir würden ihr einen Gefallen tun.«
»Noch vor wenigen Minuten dachte ich das auch. Aber inzwischen …«
Alexander fasste in die kleine Tasche und holte eine Handvoll Patronen heraus. »Was hat dich deine Meinung ändern lassen?«
»Ich habe gerade erfahren, dass S heilen kann.«
»Jeder Vampir kann heilen, wenn er genug von seinem Blut gibt.« Alexander schob die Patronen in den Lauf und klappte
ihn wieder zu. Er blickte zu Wells auf. »Was ist bei S also anders?«
»S hat eine tödlich verletzte Agentin geheilt, ohne sein Blut zu verwenden. Da ich diese Information vom Vater der Agentin habe, gibt es keinen Grund, ihre Echtheit anzuzweifeln.«
Alexander runzelte verblüfft die Stirn. »Tödlich verletzt … meinst du Heather Wallace? Die Agentin auf den Filmen aus der medizinischen Abteilung?«
»Genau. Wo ist übrigens die Disc, wenn ich fragen darf?«
»Thena sieht sie sich gerade nochmal an. Sie gefällt ihr.«
Wells konnte es Athena nicht verdenken; die Aufnahmen waren wirklich spannend. Enthüllend. Ein düsterer Gedanke schoss ihm durch den Kopf … waren sie auch anregend? »Pass auf, dass sie die Disc nicht verliert.«
»Natürlich«, brummte Alexander.
»Ich habe vor, an Wallaces medizinische Akte zu kommen«, sagte Wells und durchquerte den Raum zu der dunklen Mahagonibar am anderen Ende. »Am liebsten würde ich mir Wallace persönlich vornehmen und mit ihr ein paar Tests machen, um zu sehen, was S mit ihr angestellt hat.« Er nahm eine Flasche Courvoisier aus dem Barschrank und hob sie hoch, damit sie sein Sohn sehen konnte. Dieser schüttelte den Kopf, woraufhin Wells den Cognac nur in ein Glas schenkte.
»Vielleicht ginge das«, meinte Alexander grüblerisch. »Ich wette, dass sie heute Abend auf Prejeans Konzert in Seattle ist – vor allem, wenn er ihr das Leben gerettet hat. Ich könnte unseren Plan ändern, sie in unser …«
»Nein, Wallace könnte eine Ablenkung bedeuten. Du musst dich auf das Wesentliche konzentrieren. S wird dich töten, wenn du auch nur einen Fehler begehst. Er ist äußerst schnell und reagiert unvorhersehbar. Er ist ausgesprochen gefährlich. «
»Du trägst Eulen nach Athen, Vater«, seufzte der junge Mann. »Wir haben die Filme gesehen.«
Wells nahm einen Schluck von der goldgelben Flüssigkeit. Der Cognac brannte in seinem Rachen und schmeckte nach Eichenfass und Vanille. »Gib S den codierten MP3-Player oder noch besser: Hinterlege ihn für ihn. So bleibst du in sicherer Distanz. Sobald er seine Aufgabe erledigt hat, betäubst du ihn und bringst ihn her.«
Alexander lehnte das Gewehr gegen den Klubsessel und erhob sich. »Damit er Athena kurieren kann.«
»Ja, und Mutter«, sagte Wells. »Hör genau zu und denke immer daran: Nur ich weiß, wie das Labyrinth in S’ Kopf aussieht, denn ich habe es erschaffen.«
»Fehlt da nicht noch ein Amen?«, antwortete Alexander und lächelte kalt-ironisch. »Ich habe
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