02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
Inferno sprechen. Es ist wichtig.«
Die Frau rollte mit den Augen. »Ja, klar. Leben und Tod, oder? Du musst wie alle anderen warten, bis er nach dem Konzert rauskommt.« Kopfschüttelnd begann sie, die Tür wieder zu schließen.
Heather schob einen Fuß zwischen Tür und Türrahmen, fasste in die Tasche und fischte ihren FBI-Ausweis heraus. Sie klappte ihn auf. »Bitte«, sagte sie. »Wenn ich jetzt reindürfte …«
Die Miene der Türsteherin wurde völlig ausdruckslos. Sie sah sich eilig um, ob jemand die Szene und Heathers Marke beobachtet hatte, ehe sie Heather hereinwinkte und die Tür hinter ihr zumachte.
Einige Augenblicke lang betrachtete die Türsteherin die Marke. »Wow. FBI.« Sie warf Heather einen besorgten Blick zu. »Sie wollten Dante von Inferno sprechen? Steckt er in Schwierigkeiten? Müssen Sie das Konzert absagen, oder was ist los?«
»Nein, keine Schwierigkeiten«, versicherte Heather und steckte den Ausweis wieder ein. »Aber ich muss mit ihm sprechen. Bitte richten Sie ihm aus, Heather Wallace sei hier.«
Plötzlich erhellte ein erleichtertes Lächeln die Miene der Frau. »Gut. Warten Sie bitte«, sagte sie und eilte dann einen
schlecht beleuchteten Gang entlang, wobei der Stoff ihrer weiten schwarzen Jeans bei jedem Schritt aneinanderschlug.
Heather warf einen Blick auf ein Poster von Inferno, das gleich neben der Tür an der Wand befestigt war: ein brennendes Anarchiesymbol vor einem schwarzen Hintergrund. Unter dem Symbol stand BRENNE. Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Plötzlich hatte sie Schmetterlinge im Bauch. Würde er sie überhaupt sehen wollen und falls er kam, was würde er dann wohl sagen?
Was würde sie sagen?
Sie nahm einen Hauch von altem Leder und frischer Luft war. Es war ein Geruch, den sie kannte.
»Na schön. Was kann ich für Sie tun?« Es war eine tiefe, entspannt klingende Stimme, die belustigt wirkte.
Heather drehte sich um und blickte in Vons grünliche Augen. Sein Schnurrbart unterstrich noch das schalkhafte Grinsen auf seinem Gesicht. Sein Mund war leicht geöffnet, so dass man die dünnen Reißzähne sehen konnte. Sein dunkelbraunes Haar war zurückgebunden. Von war einen Meter dreiundachtzig groß und breitschultrig. Er trug Chaps aus Leder über ausgeblichenen Jeans, ein dunkles T-Shirt und verschrammte Stiefel. Seine raue, erdig wirkende Aufmachung passte gut zu seinem anziehenden Äußeren. Er streckte ihr eine schwielige Hand entgegen.
»Schön, Sie zu sehen, Von«, sagte Heather und nahm die Hand des Nomads.
»Mich auch, Püppchen.« Er drückte zu und ließ sie dann los. »Aber sind Sie sich sicher? Sie senden ganz andere Signale aus.« Das schwache Licht an der Decke des Gangs ließ die silberne Halbmond-Tätowierung unter seinem rechten Auge ein wenig schillern.
Heather schüttelte den Kopf und spürte, dass ihre Freude diesmal echt war. »Tut mir leid, Von. Ich hatte ganz vergessen, wie genau der Emo-Radar von Nachtgeschöpfen sein kann.«
Von lachte. »Emo-Radar? Mensch, Frau – was für ein Wort soll das denn sein?«
Heathers Lächeln verschwand, als sie an dem Nomad vorbei den düsteren Gang hinunterblickte, in der Hoffnung, dort Dante auf sich zukommen zu sehen. »Wo ist er?«, fragte sie.
Von runzelte verlegen die Stirn. »Ist er nicht bei Ihnen?«
»Was?« Heather fixierte den Vampir.
»Er ist vor etwa zwei Stunden weg«, erläuterte dieser. »Meinte, er wolle kurz bei Ihnen vorbeischauen. Sagte, er wolle mit Ihnen sprechen.«
Heather atmete erleichtert auf. »Ich war noch nicht zu Hause«, sagte sie. Es war ihr auf einmal etwas unangenehm, dass sie angenommen hatte, Dante würde ihr wie ein unglücklich verliebter Jüngling aus dem Weg gehen. »Glauben Sie, er ist noch dort?«
»Werde ich gleich rausfinden, Püppchen.«
Vons Blick richtete sich einen Augenblick lang nach innen. Heather beobachtete, wie er mit Dante auf eine Weise in Kontakt trat, um die sie ihn beneidete. Sie hatte erlebt, wie sie Dantes Bewusstsein mitten in ihrem Kern berührt hatte – eine Blutsverbindung, die bei ihr nur vorübergehend, aber sehr intim gewesen war.
Von sah sie mit seinen grünlichen Augen an. »Er ist noch dort, und er ist nicht allein.«
»Nicht allein?« Sie erstarrte vor Angst. »Wer ist bei ihm?«
»Ihre Schwester.«
8
IN DEN SCHATTEN
Portland, Oregon · 22. März
Seine Tochter beschützte einen Vampir.
James Wallace schüttete heißes Wasser in einen Becher und über den Teebeutel, der darin hing. Als der Tee
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