02 Nightfall - Rueckkehr des Engels
öffneten sich, und er strich mit den Händen über seine Schenkel. Das Leder knirschte. Dann drehte er sich zu Heather um und sah sie an. Seine Miene wirkte jetzt wieder ruhiger. Der Zorn in seinen Augen schien gebändigt, wenn auch seine Körpersprache – angespannt und hart – das genaue
Gegenteil ausstrahlte. Er bebte fast vor unterdrückten Emotionen.
»Alles in Ordnung?«, fragte Heather. »Brauchst du etwas?«
Er musterte sie. Seine geheimnisvollen Augen schienen sie in sich aufzusaugen. Sein Blick war so erhitzt und leidenschaftlich, dass Heathers Puls zu rasen begann. »Ich meine … möchtest du etwas … trinken?« Sag es, forderte sie sich innerlich auf. Sprich es aus. »Blut«, verbesserte sie sich schließlich.
»Ja, aber das kann warten«, sagte er und strich sich mit beiden Händen durchs Haar. Seine Haut hob sich fahl von den schwarzblauen Strähnen ab. »Gut, deinen Boss umzubringen ist also keine Lösung. Was willst du tun? Ich werde dir bei allem helfen, soweit es in meiner Macht steht.«
»Das ist das andere«, sagte sie. »Um dich mache ich mir auch Sorgen.«
»Ach? Pourquoi? Mir geht es gut.«
Eerie meldete sich mit einem leisen Miauen zu Wort und rieb sich an Heathers Bein. Als sie sich zu ihm hinunterbeugte, um ihn zu streicheln, hoppelte er maunzend sofort Richtung Küche, wobei er mit seinen drei Beinen genauso schnell war, wie wenn er vier gehabt hätte.
»He, Minou« , flüsterte Dante. »Jetzt schlägst du plötzlich Alarm, was?«
Heather stand auf und folgte Eerie in die Küche. Sein Fressnapf war leer. »Mami war sehr gedankenlos«, sagte sie bedauernd und schüttete ihm Trockenfutter in das Schälchen. »Tut mir leid.« Eerie stimmte ihr laut zu – Ja, du warst sehr gedankenlos –, oder vielleicht nahm er auch nur ihre Entschuldigung an. Oder beides. Einen Augenblick strich sie ihm über den Kopf, während er die nach Lachs schmeckenden Stückchen verspeiste.
»Willst du Kaffee?«, rief sie. »Ich kann einen machen.«
»Gern.« Direkt hinter ihr.
»Verdammt!« Heather fuhr mit pochendem Herzen und automatisch geballten Fäusten herum.
Dante wich einen Schritt zurück und hob defensiv die Hände. Sie hatte nicht gehört, wie er aufgestanden oder in die Küche gekommen war. Zudem hatte sie vergessen, wie leise und schnell er war – noch schneller und leiser als die anderen Nachtgeschöpfe, und das bedeutete einiges, soweit sie das bisher beurteilen konnte.
»He! Tut mir leid«, lachte er. »Ich wollte dich nicht erschrecken. «
»Jesses! Vielleicht sollte ich dir in Zukunft ein Glöckchen umhängen – wie einer Katze!« Sie schob sich an ihm vorbei zum Tresen, wo sie die Glaskanne aus der Kaffeemaschine nahm und diese dann mit Wasser füllte. Sobald der Kaffee durchzulaufen begann, stieg sein starkes Aroma in die Luft. Gemeinsam gingen sie ins Esszimmer.
Am Tisch begann Heather erneut, die Papiere und Bilder durchzugehen. »Was hat De Noir … ich meine, dein Vater … was hat dir dein Vater von Bad Seed erzählt?«
»Nichts«, antwortete Dante leise. »Allerdings war ich auch nicht sehr freundlich.«
Heather warf ihm einen schnellen Blick zu, empfand plötzlich Mitleid mit ihm. »Er hätte ehrlich mit dir sein sollen.«
Dante strich sich mit einer Hand durchs Haar, und in seinem bleichen Gesicht zeigte sich Erschöpfung. Er wies mit dem Kopf auf die Papiere, die Heather noch immer durchstöberte. »Warum machst du dir Sorgen um mich? Bad Seed ist mit Johanna Moore gestorben, oder? Es ist vorbei.«
Heather schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht ganz. Es gab noch jemanden, der mit dem Projekt zu tun hatte – der Mann, der überhaupt auf die Idee kam und dann Moore dafür gewann. « Endlich hatte sie die Seiten gefunden, die sie gesucht hatte. Sie zog sie heraus und schob den übrigen Stapel beiseite. Dann sah sie Dante an.
»Sprich weiter«, sagte er. Sein Blick wirkte ruhig, während sein hübsches Gesicht argwöhnisch schien. »Wie heißt er?« Er hielt sich so sehr an der Rückenlehne seines Stuhles fest, dass die Fingerknöchel weißlich hervortraten.
»Dr. Robert Wells.« Heather stand auf und trat neben ihn, um ihm die Akten zu zeigen. Er sah sie konzentriert an. Sein Blick richtete sich auf das Bild, das obenauf lag. »Er hat dich auf die Welt gebracht und den Tod deiner Mutter angeordnet. «
Das Splittern von Holz hallte im Zimmer wider, als die Lehne unter Dantes Fingern zerbrach.
13
IN EINER EHRLOSEN WELT
In der Luft · 22. März
Caterina sah
Weitere Kostenlose Bücher