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02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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März
     
    Dante schritt in die Garderobe hinter der Bühne des Vespers. Von, der es sich auf einem schäbigen Sessel bequem gemacht hatte, blickte von einer Ausgabe der Newsweek auf, die er gerade las.
    »Wurde auch langsam Zeit«, sagte er, die Vokale auf Südstaatenart langziehend. »Du hast den Soundcheck verpasst.«
    »Nö«, gab Dante zurück. »Bei unseren Soundchecks verpasst man echt nichts.« Er packte einen Klappstuhl aus Metall, der vor einem Schminktisch mit Spiegel stand, drehte ihn um und setzte sich rücklings darauf. Im Spiegel beobachtete er, wie Von seine Zeitschrift über die Armlehne des Sessels drapierte.
    »Der Witz kommt immer wieder gut«, meinte der Nomad.
    »Freut mich zu hören. So bin ich nun mal, immer darauf bedacht, die Leute zu erfreuen.«
    Von schnaubte.
    Dante nahm die Sonnenbrille ab und warf sie auf den Tisch. Er schloss die Augen. Er sah immer noch Heather am Fenster vor sich, wie sie in die Nacht blickte, roch sie noch, nahm ihren Duft von Flieder, Salbei und bittersüßem Leid wahr und spürte die Weichheit ihrer Wange unter seinen Fingerspitzen.

    Er öffnete die Augen und schob die Kapuze zurück. Dann fuhr er sich durchs Haar. Ihm war kalt, und er zitterte. Er rieb sich mit den Händen das Gesicht und merkte, wie dringend er Blut brauchte. Vor allem nach dem Gig. »Du und Silver, hattet ihr schon zu trinken?«, fragte er.
    »Ja … aber ist das ein Riss da in deinem Hemd?« Vons Stimme klang misstrauisch. »Hast du es wieder wild getrieben? Oder hat dich die zähe kleine Heather mit einem großen, bösen Messer begrüßt?«
    Dante betrachtete Vons aufmerksam amüsierte Miene im Spiegel. »Nein. Ihre Schwester.«
    Der Spott verschwand aus Vons Gesicht. Er setzte sich auf. »Echt? Bist du in Ordnung?«
    »Ja, alles im grünen Bereich.« Dante zog den Kapuzenpulli aus und hängte ihn über die Rückenlehne des Stuhls. Seine Sachen lagen auf dem Tisch neben einer großen Flasche mit grünem europäischen Absinth vom Schwarzmarkt. Er öffnete seine Schminktasche und suchte nach dem schwarzen Kajal. Als er ihn hatte, zog er ihn heraus und begann, die Umrandung um die Augen aufzufrischen.
    »Die Nachtgeschöpfe Seattles sind für die Show gekommen«, sagte Von. »Nun, jedenfalls einige von ihnen. Die Dame des führenden Hauses hat gebeten, dich noch vor dem Gig zu sprechen, wenn das ginge.«
    »Sie kann wie alle anderen warten, dass ich mich nach dem Konzert zeige«, antwortete Dante. »Warum sollte sie eine Sonderbehandlung kriegen, nur weil sie ein Nachtgeschöpf ist?«
    »So bist du nun mal – immer darauf bedacht, die Leute zu erfreuen.«
    »Mein verdammter Lebenszweck«, stimmte Dante zu. Er hielt inne, den Kajal gegen den Augenwinkel gepresst. Eine plötzliche Bewegung hatte ihn aufmerken lassen.
    Eli eilte durch die Vorhänge in den Raum. »Dante! Ich habe gerade begonnen, mir Sorgen zu machen«, sagte er müde und
angespannt. »Welche Set-Liste willst du heute Abend?« Er ging neben Dantes Stuhl in die Hocke. Dieser nahm den Geruch von Patschuli und Hasch wahr, den Eli ausströmte.
    »Die erste. Wieso so gehetzt, mon ami ?«
    Eli schüttelte den Kopf, wodurch seine Dreadlocks hin und her schwangen. Seine Miene wirkte gespannt. »Ich hatte Programmierprobleme mit den Keyboards.«
    »Gut, ich schaue es mir nachher an«, meinte Dante. »Vielleicht finde ich ja heraus, was los ist.«
    »D’accord.«
    Dante warf den Kajal auf den Tisch. Noch immer wirkten Elis haselnussbraune Augen besorgt. »Was verschweigst du mir? Warum bist du so angespannt?«
    »Im Publikum sind Nachtgeschöpfe«, antwortete Eli.
    »Das ist doch nichts Neues.«
    »Sie suchen nach schnellen Mahlzeiten von außerhalb.«
    »Ja? Wo sind Jack und Antoine?«
    »Sie schauen Dogspit beim Aufbauen zu. Silver ist bei ihnen und versucht, alles im Blick zu behalten.«
    »Ich richte ein paar Worte an die Nachtgeschöpfe, ehe wir mit dem Konzert anfangen. Ja?« Dante legte einen Finger an Elis Kehle. Sein schwarz lackierter Fingernagel ließ die winzige, schimmernde Fledermaus-Tätowierung noch stärker hervortreten, die sich dort befand – eine Tätowierung, die nur Nachtgeschöpfe sehen konnten. »Pass auf, dass du das nicht aus Versehen verdeckst, und erinnere auch die anderen daran: Man muss das Zeichen sehen können. Sonst nützt es nichts.«
    »Mache ich.«
    »Sonst noch was?«
    Eli schüttelte wieder den Kopf und lächelte. »Das war alles.«
    Dante drehte sich zu ihm um und beugte den Kopf nach vorn. Eli

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