Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

02 Nightfall - Rueckkehr des Engels

Titel: 02 Nightfall - Rueckkehr des Engels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
Vom Netzwerk:
kann.«
     
    Dogspit begannen ihr Programm mit einem heftigen Schlagzeugsolo, während die Frontfrau brüllte: »Scheiiiiiß-Seattle!« Die Menge tobte wie ein hungriges Monster, und der Boden vibrierte unter Vons Sohlen.
    Die Menge drängte sich auf der anderen Seite des Vorhangs und bearbeitete den Boden mit ihren Stiefeln, während Dogspit einen Feuersturm der Töne entfachten. Von beobachtete allerdings weder die Band noch das Publikum. Er stand hinter dem Vorhang, ein Stück Samt in der Hand, und behielt Dante in der Garderobe im Auge.
    Dieser hob gerade wieder die Absinthflasche, legte den Kopf zurück und nahm einen großen Schluck. Der Kerl litt, und zwar gewaltig.
    Seit dem Vorfall in Washington hatte Dante viel von dem grünen Gesöff getrunken. Von vermutete, dass er es nicht trank, um seine Migräne zu unterdrücken oder um besserer Laune zu sein. Er hatte das Gefühl, Dante hoffte, mit diesem nach Wermut schmeckenden Alkohol den Riegel vor seiner Vergangenheit zurückschieben und hinter die geschlossene Tür schauen zu können. Wenn er bedachte, was Lucien gesagt hatte, wusste Von, dass das keine gute Idee war.
    Luciens Stimme erklang in seinem Inneren: Ich habe Angst um ihn. Er weigerte sich, Ruhe zu geben oder zu trauern. Er weigert sich, seinen Zorn rauszulassen.
    Warum hast du ihm die Wahrheit verschwiegen? Eine Wahrheit, die er gebraucht hätte?

    Er braucht Zeit zu heilen, ehe er sich der Vergangenheit stellen kann. Oder ehe er sich dem stellen kann, wer oder was er ist. Ich möchte, dass du ihn führst, Llygad . Und ihn beschützt, vor allem vor sich selbst.
    Ich habe Dante gewählt und nicht die Straße. Natürlich werde ich ihm beistehen, ihn führen. Ihn beschützen. Aber Dante ist ein großer Junge, und ich vertraue ihm, seine eigenen Entscheidungen treffen zu können.
    Das solltest du aber nicht – nicht, bevor er nicht geheilt ist. Nicht bevor er nicht gebunden ist.
    Gebunden? Wovon zum Teufel sprichst du?
    Bewache ihn vor den Gefallenen, Llygad . Beschütze Dante vor allem vor ihnen.
    Wieso?
    Dante ist ein Schöpfer.
    Von starrt Lucien erstaunt an, unfähig, seine Gedanken zu sortieren.
    Von hatte angenommen, die Existenz von Schöpfern sei nur eine Legende, ein Nachtgeschöpfmärchen über die Macht der Gefallenen. Doch jetzt stand er da und beobachtete, wie diese Legende eine Flasche Absinth kippte.
    Dante senkte die Flasche gerade wieder und wandte sich in Richtung Bühne, vielleicht, um die Keyboards zu untersuchen. Doch stattdessen strauchelte er und wankte, als habe er einen Schlag gegen die Schläfe bekommen. Fast ließ er dabei den Absinth los. Doch dann blieb er stehen, schloss die Augen, und es war deutlich, dass er litt.
    Von hörte, wie Dante der Atem stockte. Er konnte seinen Blutdurst riechen, bitter und deutlich. »Du hast noch nicht getrunken, oder?«, meinte er, als er leise hinter ihn trat.
    Dante schüttelte den Kopf. »Nach der Show.«
    »Machst du Witze, verdammt? Du wirst die Show nicht durchstehen.«
    »Doch, werde ich.« Dante stellte die Flasche auf den Tisch.

    »Nein. Du magst vielleicht der eigensinnigste Idiot sein, dem ich je begegnet bin, aber du bist auch zu jung und leidest zu sehr, als dass du das durchstehen könntest.«
    Dante öffnete die Augen, fuhr herum und streckte Von die geballten Fäuste entgegen. »Was zum Teufel erwartest du von mir? Ich habe keine Zeit.«
    Von zog seine Lederjacke aus und warf sie über einen Stuhl. Er öffnete die Schnallen seiner Pistolenhalfter, schüttelte sie ab und hängte sie gemeinsam mit den Waffen über die Jacke. Schließlich wies er auf sein entblößtes, muskulöses Handgelenk. »Ich erwarte, dass du dir genug nimmst, um das Konzert gut hinter dich zu bringen. Glaubst du, das schaffst du?«
    Dante fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und nickte schließlich. »Ja«, antwortete er heiser.
    »Also gut.« Von setzte sich auf den Boden vor den schäbigen, bequemen Sessel, lehnte sich mit dem Rücken daran und streckte die Beine aus. Dann schob er die Sonnenbrille auf die Stirn, sah Dante an und klopfte sich auf den Schenkel.
    Dante setzte sich rittlings auf seine Schenkel. Leder und Latex knarzten, als er sich vorbeugte und ihn küsste. Seine Lippen öffneten sich, als sie Vons geöffneten Mund berührten. Seine Zunge berührte die Vons; sie schmeckte nach Lakritz und Alkohol. Von atmete Dantes betörenden Duft ein.
    »Merci beaucoup, mon ami«, flüsterte Dante, als er sich wieder von seinem Mund gelöst hatte. Er

Weitere Kostenlose Bücher