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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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kam zielstrebig und lautlos näher. Sie war blass wie von Milch getrübtes Wasser, und bewegte sich merkwürdig, während sie die Stufen hinaufschritt… Dann erkannte Keren, dass es sich um zwei oder mehr Gestalten handelte, die in einer Reihe hintereinander gingen. Wortlos baute sich die Dämonenbrut zu beiden Seiten neben Keren auf. Ihre Stäbe glühten, und sie verfolgten wachsam, wie die magischen Hüter näher kamen und dann nebeneinander die Stufen hinaufgingen. Schließlich waren sie so dicht vor ihnen, dass Keren Einzelheiten erkennen konnte. Sie rang nach Luft, als ihr klar wurde, dass sie Abbildern von sich selbst und der Dämonenbrut gegenüber stand!
    Macht kehrt!,
flüsterten schreckliche, kratzende Stimmen.
Flieht von diesem Ort! Hier wartet nur der Tod auf euch…
    Dann glitten die geisterhaften Wesen die Stufen hinauf und stürzten sich auf sie. Sie hatten keinerlei Substanz, aber Keren fühlte, wie etwas Kaltes über ihre Hände und Arme glitt, als sie instinktiv zurückwich. Ihr Abbild besaß nur eine rudimentäre Ähnlichkeit mit ihr, das Gesicht war grob gezeichnet und wies keinen Unterschied zwischen Haut und Kleidung auf. Ihre Augen waren Höhlen und ihr Mund bewegte sich unaufhörlich. Es zerrte an Kerens Haar und ihrer Kleidung, und sie zog würgend vor Angst ihr Schwert heraus und schlug wild auf das neblige Gespenst ein. Als die Klinge das Abbild traf, riss sie einen gelbglühenden Riss in der milchigen Gestalt auf, welche einen dünnen Schrei ausstieß …
    Im nächsten Moment lösten sich die drei Nebelwolken in dünne Rauchfäden auf. Keren schaute schweratmend die Dämonenbrat an.
    »Sie überbrachten nur eine Warnung, Keren Asherol.« Orgraaleshenoth pflanzte seinen Stab fest vor sich auf die Stufe. »Die Schutzzauber haben sie vorgeschickt, um zu signalisieren, dass unsere Anwesenheit bemerkt wurde. Aus diesem Grund …«
    Er hob den Stab und beschrieb damit einen kleinen Kreis zwischen ihnen. Einen Moment nahm Keren keine Veränderung wahr, doch dann entdeckte sie eine schwache Aura um ihre beiden Gefährten. »Ich habe einen Nimbus um uns gelegt«, fuhr Orgraaleshenoth fort, »der uns vor fremden Blicken und weitgehend vor magischer Entdeckung schützt. Die Schutzzauber werden wissen, dass jemand sie passiert, erkennen jedoch nicht, wer noch wo. Aus diesem Grund müssen wir vollkommen leise sein. Von jetzt an schweben wir in tödlicher Gefahr.«
    Sie stiegen weiter hinab und stießen auf immer mehr staubige, ausgetrocknete Kadaver. Nach einer Weile bahnten sie sich vorsichtig den Weg zwischen einem ganzen Teppich aus Knochen hindurch, als hätte hier ein fürchterliches Massaker stattgefunden. Überall lagen vertrocknete Kadaver herum, denen Köpfe und Gliedmaßen fehlten, selbst auf den Sockeln, die aus den großen, dunklen Nischen herausragten. Keren erinnerte sich an Rakrotherangisals Worte von der Armee, die einst hier einmarschiert war. Dies hier mussten ihre Reste sein. Dann ertönte aus einer Nische ein Geräusch, bei dem es sie eiskalt durchführ. Es war ein langes, raues Atmen. Sie erbebte und schaute furchtsam über die Schulter zurück. Sie sah, wie mehrere neblige, formlose Wesen aus den Nischen in ihrer Nähe schwebten. Andere tauchten weiter vorn im Schacht auf, während sich wieder andere lautlos von der Decke herabsenkten.
    Sie wollte aufschreien, unterdrückte aber eingedenk der Warnung Orgraaleshenoths selbst das leiseste Wimmern, während sie stehen blieb und sich duckte, um den schwebenden Wesen auszuweichen, die über den knochenübersäten Boden glitten. Orgraaleshenoth bedeutete ihr, weiterzugehen. Also richtete sie sich zitternd auf und nahm ihren vorsichtigen Abstieg wieder auf.
    Sie trafen auf zwei weitere Knochenfelder, die allerdings deutlich kleiner waren. Während sie weiter vorrückten, lösten sich immer mehr formlose, dunstige Hüter aus den Nischen. Einige nahmen zwar die Gestalten der Dämonenbrut an, doch sie konnten die drei Eindringlinge offenbar nicht sehen.
    Als sie ein viertes Knochenfeld mit staubigen Kadavern passierten, konnte Keren endlich das Ende der Treppe ausmachen. Irgendwo da unten befand sich der Stab der Leere, und selbst wenn sie ihn ohne Schwierigkeiten aufspüren und an sich bringen konnten, blieb immer noch die Frage, wie sie sicher an die Oberfläche zurückkehren sollten. Vielleicht kann der Stab ja unter diesen Umständen als Waffe eingesetzt werden, dachte sie und so etwas wie Hoffnung keimte in ihr auf, nur um im

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