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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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feststellten, dass die Briganten die Brücke niedergerissen hatten und auf der anderen Seite auf uns warteten. Wir näherten uns ihnen, und ihr Anführer ritt uns entgegen. An den Kleidern sah ich, dass es sich um eine Frau handelte. Sie trug ein weites Gewand, das so blass und farblos war wie ihr Gesicht und ihr Haar. Sie ritt langsam auf einen flachen Felsen und sagte: ›Wer hat das Kommando?‹
    Ich erwiderte nichts, sondern trieb mein Pferd an das grasige Ufer des reißenden Flusses. Erst als ich dort anhielt, vermochte ich die Gesichtszüge der Frau zu erkennen.« Yarram hielt inne. »Ihr habt vermutlich Suviel Hantika nie kennen gelernt, Lordregent? Die Magierin, welche die Geliebte meines Herrn Mazaret war? Ich dagegen habe sie bei vielen Gelegenheiten gesehen …«
    »Die Frau ist tot«, erwiderte Yasgur schroff. »Jedenfalls behauptet das diese Spionin Nerek. Und Ihr wollt jetzt behaupten, Ihr hättet sie lebend angetroffen und dazu noch an der Spitze unserer Feinde?«
    Yarram nickte. »Sie wirkte eher wie ein Gespenst, denn wie ein Wesen aus Fleisch und Blut, aber es war ihr Gesicht, das ich sah, und ihre Stimme, die ich hörte, dessen bin ich mir sicher.«
    Yasgur holte tief Luft. Atroc, dachte er, wärst du doch hier, um mich zu beraten …
    »Was hat sie noch gesagt?«
    »Sie sagte: ›Berichte deinen Herren, dass der Tod viele Türen hat, und ihr sie nicht alle verschließen könnt. Und Ikarno richte aus, dass ich ihn an der Blauaxt-Klamm erwarte.‹ Dann drehten sie und ihr Gefolge um und ritten davon.«
    Yasgurs Nackenhaare richteten sich auf, und ein kalter Schauer rann ihm über den Rücken. In den Sagen der Mogaun fanden sich viele Legenden über die Macht der Worte der Toten.
Die Schattenkönige sind uns nah, strecken ihre Hände nach uns aus, und schicken ihre Kreaturen vor, um uns zu verhöhnen.
    Und diese Worte galten Mazaret. Was wird er tun, wenn er sie vernimmt?
    Er ballte die Fäuste, weil er vor Verlangen brannte, zu handeln. »Es hat wenig Sinn, hier zu warten«, sagte er. »Kehren wir so schnell wie möglich zum Palast zurück. Dort werde ich das Hohe Konklave zusammenrufen …« »Eine ausgezeichnete Idee, Mylord«, sagte jemand hinter ihm. »Ich habe bereits einige Leute vorausgeschickt, um dieses Treffen vorzubereiten.«
    Es war Bardow, dessen Augen vor Energie leuchteten und dessen Lippen sich zu einem harten Lächeln verzogen.
    »Seid gegrüßt, Lordregent, Lordkommandeur und verzeiht mein Eindringen, aber ich bringe Euch Kunde von beunruhigenden Entwicklungen in der Stadt selbst.«
    »Eine sehr passende Unterbrechung, Meister Erzmagier. Ich habe soeben ebenfalls einen beunruhigenden Bericht erhalten. Ich schlage vor, dass wir uns umgehend in den Palast begeben und unterwegs unsere schlechten Neuigkeiten austauschen.«
    »Vielleicht löscht die eine ja die andere aus, Mylord«, vermutete Ghazrek und grinste finster, während er die Tür öffnete.
    Bardow lachte trocken. »Das halte ich bedauerlicherweise eher für unwahrscheinlich, Hauptmann.«

4
    Die Wurzeln der Erinnerung,
Sind ein tiefes, finsteres Geflecht,
Aus Liebe und Hass geflochten,
Zu ewigen, unzerstörbaren Banden.
    AVALTI, AUGRONAC'S KLAGELIED
    Ikarno Mazaret saß in der beißenden, frühmorgendlichen Kälte auf einem breiten Felsbrocken auf einem verschneiten Hügel und blickte über das ehemalige Herzogtum von Patrein. Er dachte an die beiden Gelegenheiten, bei denen er bisher den Kriegsherrn Azurech geschlagen hatte.
    Die Hiebe, die er dem Mann versetzt hatte, hätten jeden gewöhnlichen Krieger getötet. Das erste Mal waren sie während eines Regensturmes in den ausgebrannten Ruinen von Tobrosa aufeinander getroffen. Er hatte Azurech und seine Garde durch rußgeschwärzte, nasse Straßen gejagt. Als er ihn schließlich allein hatte stellen können, gelang es Mazaret, dem anderen das Schwert wegzuschlagen und ihm einen derartig heftigen Stoß zu versetzen, dass seine Klinge in der Nähe des Herzens durch das Kettenhemd des Mannes gedrungen und ihn bis zum Heft durchbohrt hatte. Mazaret erinnerte sich noch daran, wie er sein bluttriefendes Schwert herausgerissen hatte. Azurech war einen Schritt zurückgetaumelt und dann scheinbar tot zu Boden gefallen. Als Mazaret die Schreie der Feinde in dem prasselnden Regen hörte, war er geflohen und hatte sich in einem zerstörten Brunnenhaus versteckt. Von dort hatte er zurückgeblickt. Und einen Fluch unterdrückt, als er sah, wie Azurech sich aufsetzte und dann nach seinen

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