Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
Mazaret. »Dann beginnt.«
    Einige Minuten später galoppierten Mazaret und zwölf seiner Ritter hinter den Hügel zu einem Spalt, der von Norden her in die Schlucht führte. In dem Spalt hielten sie an einem Punkt an, der vom Grat des Hügels aus einzusehen war. Ein Augenblick verstrich, dann flimmerte eine Illusion von Mazaret auf seinem Pferd auf. Sie war zunächst verschwommen, als würde man sie durch Wasser betrachten. Langsam wurden die Einzelheiten jedoch schärfer, und er erschrak, als er den grauhaarigen Mann sah, der seine besten Jahre bereits hinter sich hatte, einen Kettenpanzer und darüber schwere Pelze trug, und dessen Gesicht von tiefen Linien gezeichnet war. Der Blick seiner blauen Augen war intensiv und gleichzeitig kummervoll.
    Sehe ich wirklich so aus?, dachte er. Oder ist es Terzis, die mich so sieht?
    Der Rest der Ritter tauchte ebenfalls als Spiegelbild auf. Sie warteten geduldig, als eine zweite Gruppe aus dem Nichts erschien, sich verfestigte, danach eine dritte und schließlich eine vierte. Mazaret hörte das furchtsame Gemurmel seiner Männer, und eine primitive Angst durchfuhr ihn, als all seine Spiegelbilder ihn direkt ansahen. Er zückte sein Schwert und umklammerte fest den Griff, um das Zittern zu unterdrücken, das ihn zu überwältigen drohte. Dann streckte er die Waffe in die Luft und richtete sie anschließend auf den Feind. »Baum und Krone!«, schrie er und gab seinem Pferd die Sporen.
    Seine Männer folgten ihm und wiederholten den Schlachtruf. Zwei der geisterhaften Gruppen überholten sie, angeführt von falschen Mazarets, die ihre Schwerter schwangen und lautlose Schlachtrufe mit den Lippen formten. Ein eisiger Wind riss an ihren Umhängen, als sie den Windschatten des Spalts verließen, und das dichte Schneetreiben griff mit eisigen Klauen nach ihrer Haut. Das tiefe Dröhnen des Sturmes erfüllte die Schlucht, und mitten in diesem gespenstischen Wahnsinn stellte sich Mazaret vor, sein Pferd wäre seine Angst, die er mitten ins Herz der Gefahr steuerte.
    Die Schamanen waren auf ihren Pferden in dem Schneetreiben nur undeutlich zu erkennen. Einer von ihnen kreischte, als er die angreifenden Reiter bemerkte. Der einsame Kämpfer hielt die wandelnden Leichen immer noch in Schach, aber er schwankte bereits. Im nächsten Moment kam ihm eine zweite Gestalt zu Hilfe, der die Wiedergekehrten mit Schlägen und Tritten zurücktrieb. Qael.
    Mazaret sah, wie sich vor ihm einige der Erschlagenen unter ihren Mänteln aus Schnee bewegten, aber sie sanken wieder reglos zurück, als den Schamanen klar wurde, mit wem sie es zu tun hatten. Als die erste Gruppe aus Illusionen vertrieben war, ritt die zweite links an Mazaret vorbei, während gleichzeitig die dritte zu seiner rechten Flanke aufrückte. Mitten in der schützenden Phalanx aus Illusionen hielten Mazaret und seine Männer unbeirrt ihren Kurs. Sie waren jetzt nah genug, dass sie die Gesichter der Schamanen erkennen konnten, die Knochen in ihren verfilzten Haaren, ihre rituellen Narben, ihre lauernde Bosheit. Hinter ihnen, ein Stück weiter in der Schlucht, sah Mazaret undeutliche Gestalten, die sich durch das Schneetreiben näherten. Plötzlich befanden sich keine Geisterbildnisse mehr zwischen ihm und dem nächsten Schamanen. Der Abstand wurde immer kürzer, und der Mogaun blickte in Mazarets Augen und erkannte in ihnen das Versprechen seines Unterganges. Bevor er mehr als nur einige Silben eines Bannes murmeln konnte, trennte ihm Mazarets Klinge den Kopf vom Rumpf.
    Als der leblose Körper vom Sattel fiel, stieß Mazaret einen triumphierenden Schrei aus und zügelte sein Pferd. Er sah sich suchend nach dem zweiten Schamanen um. Die vier toten Krieger sanken in den Schnee, und hinter ihnen galoppierte der zweite Schamane im gestreckten Galopp den Nordhang der Schlucht hinauf. Plötzlich nahm er Bewegungen und Lärm wahr, als die undeutlichen Umrisse, die er vorhin gesehen hatte, ihn erreich ten. Sie entpuppten sich als Reiter mit Speeren und Streitäxten, Karren voller weinender Kinder und Erwachsener, und Schwertkämpfer und Bogenschützen zu Fuß, die sich stolpernd bemühten, Schritt zu halten. Mazarets Ritter mühten sich, ihre Pferde in diesem Pandämonium zu kontrollieren, während Mazaret nach Domas Ausschau hielt.
    »Mylord …«
    Er drehte sich um. Qael kümmerte sich um einige der Verwundeten und drängte sie, auf den Wagen zu bleiben. »Was ist los?«
    Der Kundschafter wischte sich das Blut von der Wange und sah zu ihm

Weitere Kostenlose Bücher