Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
Vom Netzwerk:
haben.«
    »Die Bedürftigen verfolgen die Sinnlosen.« Byrnak sprach wie zu sich selbst, während er Kodel betrachtete. »Also können wir ihren Kaiserjungen abschlachten, wann immer wir wollen. Gut.«
    »Ich hatte vor, ihn zu einer uns genehmen Zeit aus der Stadt zu schaffen und in unsere Hände zu bringen«, widersprach Kodel. »Er würde dem Waffenmeister überall hin folgen.«
    »Ja … Ich sehe den Vorteil, den es mit sich brächte, den Jungen in unserer Gewalt zu haben …«Byrnak hielt inne und schaute auf die Gestalt auf dem Tisch. Er nickte, löste das Geflecht der Macht auf und erweckte seinen Diener. »Es ist getan. Richte dich auf.«
    Vorsichtig erhob sich Azurech in eine sitzende Position, und während er seine neuen Arme und Beine überprüfte, bewunderte Byrnak seine eigene Arbeit. Azurech trug jetzt Byrnaks eigene Gesichtszüge. Kodel neben ihm lachte leise, holte einen kleinen Spiegel aus einer Rauchfahne der Brunn-Quell-Macht und hielt ihn Azurech vor das Gesicht. Der Mann blickte hinein und rang nach Luft.
    »Du hast immer noch deine Größe und deine Statur, also dürfte nur ein Uneingeweihter dich mit mir verwechseln«, erklärte Byrnak. »Dennoch genügt die Ähnlichkeit für die Aufgaben, zu denen ich dich ausersehen habe. Zunächst wirst du durch den Großen Gang nach Gorla reisen.«
    Azurech kniete sich vor ihm nieder und blickte mit glänzenden Augen zu ihm auf.
    »Hören heißt gehorchen, o Gebieter.«

7
    Weder Klinge, noch Zauber,
Noch feierliche Pflicht
Konnten die Ketten
Ihrer fürchterlichen Schönheit brechen.
    AVALTI: ODE AN DIE HOCHGESCHÄTZTE KÖNIGIN
    Das Kolleg von Hendreds Hallen lag im Norden des alten Kappellforts auf einem Hügel in der Nähe eines Weihers. Von dort aus konnte man einen Bezirk aus engen Straßen und alten, verfallenen Gebäuden überblicken. Das Kolleg, eines von mehreren in der Altstadt, war das Zweitälteste in Besh-Darok, und sein größter Hörsaal konnte sich mit jedem in den westlichen Reichen messen.
    Das waren die spärlichen Einzelheiten, die Alael von Bardow früher an diesem Morgen erfahren hatte. Aber als ihre Kutsche durch die schmiedeeisernen Gitter fuhr, war sie überrascht, wie abschreckend das Gebäude wirkte. Das Kolleg war kaum breiter als eine große Stadtvilla, aber seine grauen, unscheinbaren Mauern erhoben sich hoch in die Luft. Seine vier quadratischen Türme hatten kleine Spitzdächer, und im Gegensatz zu dem nüchternen Bauwerk verkörperte das Grundstück selbst die Eleganz der Natur. Die immergrünen Büsche drängten sich dicht an die Mauern des Kollegs, lockerten seine Strenge und betonten seine Würde. Auf Rasen und Blättern lag noch der Neuschnee, den der starke Frost in der Nacht zu einer glitzernden Eisschicht gefroren hatte. Die leicht ansteigende, gepflasterte Auffahrt war jedoch geräumt, als Alaels Kutsche zu dem von einem Portico gesäumten Eingang vorfuhr. Sie hüllte sich in ihren dunkelvioletten Umhang, stieg aus und eilte die Stufen zu Türen des Haupteinganges hinauf, die bereits geöffnet wurden.
    »Willkommen in Hendreds Hallen, Mylady.« Der alte Verwalter wartete mit der Mütze in der Hand auf sie. »Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft, guter Mann«, erwiderte Alael, während die hohen Türen hinter ihr zuschwangen und die Wärme des Raumes sie angenehm einhüllte. Die Empfangshalle des Kollegs war klein, dafür jedoch verschwenderisch mit Marmor ausgestattet. An ihren Wänden hingen Gemälde und Wandteppiche, und die Fliesen auf dem Boden bildeten ein rot-blau-schwarzes Muster, dessen Mittelpunkt ein Mosaik des Vater-Baumes und der Erden-Mutter darstellte. Im Kamin loderte ein großes Feuer, und in jeder Wand befand sich ein Durchgang.
    »Wir haben die Nachricht aus dem Palast erhalten, Mylady, in der uns Eure Ankunft angekündigt wurde.« »Ach ja … Ich habe meine Legitimierung hier.« Sie nahm ein zusammengerolltes Pergament aus einer Innentasche ihres Umhanges und reichte es dem Mann. Er überflog es und nickte.
    »Von der Hand des Erzmagiers selbst und mit seinem Siegel versehen. Lady Alael, wir fühlen uns durch Euren Besuch geehrt. Seid so freundlich und folgt mir bitte.«
    Der Verwalter führte sie durch den Gang zur Linken über einen schmalen Flur, der von bemalten Panelen gesäumt und mit Parkettboden ausgelegt war, auf dem ihre Absätze klickten. Sie gingen an Lesesälen und einer Spülküche vorüber und stiegen dann eine steinerne Wendeltreppe hinauf. Nach einer Weile blieb der Verwalter

Weitere Kostenlose Bücher