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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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genug zücken, um Mazarets Schlag zu parieren. Der Lordregent duckte sich unter dem Rückhandschlag weg, sprang an dem Kriegsherrn vorbei und lief mit erhobenem Schwert auf sein eigentliches Ziel zu, den Geistschatten mit dem Speer. Wenn er nur einen Schatten töten konnte, war das wenigstens eine kleine Vergeltung.
    Als er den Speer der Gestalt zur Seite schlug, schrie er: »Suviel, vergib mir!«
    Aber der Geistschatten lachte nur gellend, und im nächsten Moment ging Mazaret in einem Meer von Schatten unter.
    Von der Anhöhe aus hatte Atroc beobachtet, wie die Hügel zerbarsten und die gewaltige Bastion emporstieg. Der titanische Lärm klang wie das Brüllen tausender von Bestien, welche die Ankunft einer Legende ankündigten, die wahr geworden war.
    Gorla. Die ältesten Sagen der Mogaun kündeten von der Verbannung des Herrn des Zwielichts durch den Vater-Baum und die Erden-Mutter nach einer gewaltigen Schlacht in der Morgendämmerung der Welt. Die beiden Gottheiten erlaubten dem Herrn des Zwielichts, zwei kleinere von der Vielzahl seiner gewaltigen Bastionen mit in das Reich der Finsternis zu nehmen, Gorla und Keshada.
    Und jetzt kehrte diese uralte, mythische Festung in die stoffliche Welt zurück, ausgerechnet hier, vor der Haustür Besh-Daroks!
    Mit dem Adlerblick, einer Fähigkeit, die er in seiner lange vergangenen Jugend von einem Kräuterweib auf einem anderen Kontinent erlernt hatte, erkannte Atroc genau, was sich vor den gewaltigen, gähnenden Portalen zutrug. Als der Schattenkönig Byrnak herauskam, stieß er einen finsteren Fluch aus. Einen Moment später jedoch runzelte er die Stirn. Trotz der frappierenden Ähnlichkeit war dieser Hüne hier viel zu groß. Byrnak war untersetzt, breitschultrig und wirkte wie ein Bär. Als Mazaret seine Klinge zückte, empfand Atroc einen traurigen Respekt für den Mut dieses Mannes, wie ein Krieger zu sterben.
    Doch dann sah er erstaunt, wie der Ritter des Vater-Baums an seinem Feind vorüber stürzte und einen Geistschatten angriff. Einen Moment schien es, als würde er ihn überwältigen können, doch dann stürzte sich eine Traube aus dem Dunkel des Torweges auf ihn, die ihn allein durch ihre zahlenmäßige Überlegenheit überwältigten.
    Als die Wächter den gebundenen Lordregenten in die Dunkelheit der Feste tragen, wendete Atroc grimmig sein Pferd und gab ihm die Sporen. Er galoppierte so schnell wie möglich davon, um nach Besh-Darok zurückzukehren und herauszufinden, ob Gorlas Schwesterzitadelle, Keshada, ebenfalls erschienen war. Wenn ja, sah sich Besh-Darok einer Sturmflut von Gewalt und Boshaftigkeit gegenüber, welche die Menschenlande seit der Morgendämmerung der Welt nicht erlebt hatten.
    Er peitschte sein Pferd rascher durch den Nebel zwischen den Bäumen, als wollte er vor dem flüchten, was er in seiner Erinnerung noch in aller Deutlichkeit vor Augen hatte.

8
    Leer und hungrig kommt der Winter,
Mit weißen Ketten und Geläut,
Und einer blassen Umarmung
Für die Unachtsamen.
    JEDHESSA GANT, DIE HERRN DER VERWÜSTUNG, 2. AKT, II
    Gilly saß in dem schwankenden Kastenwagen neben einem wärmenden Kohlenbecken auf einer wackelnden, gepolsterten Bank, während er versuchte, die achtsaitige Kulesti zu stimmen, die er am frühen Nachmittag erworben hatte. Der Firnis auf dem Holz war verschrammt und an vielen Stellen verkohlt, und einer der elfenbeinernen Stimmpflöcke war stümperhaft durch ein minderes Material ersetzt worden. Gilly war jedoch der Metallsteg am Hals aufgefallen, vielleicht sogar Bronze, was ein eindeutiges Zeichen für Qualität war. Die vorherige Besitzerin war eine leidgeprüfte Mutter, die anscheinend Hunger und Verzweiflung getrieben hatten, das Instrument zu verkaufen. Aus einem Anflug von Mitgefühl hatte er ihr auf den verlangten Preis noch einen halben Taler extra gegeben. Doch als er sich jetzt bemühte, eine Katzendarmsaite durch einen der Stimmpflöcke zu fädeln, während der Wagen weiterholperte, verlor er allmählich die Geduld.
    »Wenn du wartest, bis wir unser Lager aufschlagen, ist die Herausforderung vielleicht nicht ganz so groß.« Gilly warf einen kurzen Blick auf Keren. Sie hatte die Beine angezogen und lümmelte sich mitten in einem Sammelsurium aus schrillbunten Kissen. Ihm fielen mehrere bissige Erwiderungen ein, doch statt dessen lächelte er anzüglich.
    »Oh, ich genieße Herausforderungen, meine Teuerste.«
    Keren betrachtete ihn kühl. »Das ist wohl der Grund, aus dem du uns begleitest.«
    »Hm, Ihr solltet

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