02 - Schwarze Küsse
»Prue hat sie alle geküsst. Also muss der Zauber - oder was immer es ist - mit dem Kerl angefangen haben, der Prue diesen Neujahrskuss gegeben hat.«
Phoebe nickte zustimmend. »Ich war bei Claiborne und hatte eine Vision. Ich sah, wie Lascaris Prue geküsst hat. Er hat ihr das Leben ausgesaugt.«
»Was bedeutet, dass er sich befreien konnte«, folgerte Piper.
»Vielleicht steht er irgendwie in Verbindung mit Claiborne oder seinem Haus«, sagte Phoebe. »Vielleicht hatte ich deshalb genau dort eine Vision.«
»In deiner Vision«, fragte Piper aufgeregt, »hast du da gesehen, wie er entkommen konnte?«
»Nein«, musste Phoebe zugeben. »Und ich habe auch keine Ahnung, wie man einen Bannspruch über.« Sie brach mitten im Satz ab und machte vom Buch der Schatten fort einen erschrockenen Sprung zurück. Die Seiten des Buches blätterten sich in rasendem Tempo selbst um. »W-w-was macht es da?«, fragte sie.
Piper sprang zu dem Buch. »Es muss einen Grund dafür geben«, sagte sie. »Es versucht, uns irgendetwas mitzuteilen!«
Phoebe trat vorsichtig wieder näher an das Podium heran.
Sie starrte auf die Seite, die das Buch von selbst aufgeschlagen hatte. Darauf war eine Halskette abgebildet - ein wunderschöner ovaler Smaragd, der in Gold eingefasst war.
»Das macht mir jetzt echt eine Gänsehaut«, sagte Phoebe. »Genau diese Halskette hat Claiborne mir gezeigt. Er verkauft sie Robert für seinen Laden in Frankreich!«
Phoebes Herz klopfte wie wild, als sie die Zeilen unter dem Bild las. »Hier steht, dass diese Smaragd-Halskette einst einer Hexe gehörte, die mit einem mächtigen Hexenmeister namens Lascaris kämpfte. Die Hexe nahm Lascaris im Inneren dieses Smaragds gefangen - und zwar mit einem Zauber, der dem Hexer nur einmal in jedem Jahrhundert die Chance gibt, zu entkommen. Um eine Minute nach zwölf in der Silvesternacht.«
Phoebe drehte sich mit wachsender Aufregung zu Piper um. »Okay, jetzt weiß ich genau, was passiert ist. Lascaris - uns besser bekannt als Robert - konnte auf Claibornes Party irgendwie aus dieser Halskette entkommen!«
Piper schüttelte den Kopf. »Nein, das kann nicht sein, Phoebe. Wir haben Robert schon an dem Nachmittag vor der Party getroffen, also kann er nicht Lascaris sein. Und Claiborne kann es auch nicht sein, weil Prue sagte, dass sie schon lange mit ihm Geschäfte macht.«
»Aber wer ist dann Lascaris?«
»Jemand, den wir nicht kennen, jemand, den wir vor zwölf Uhr in der Silvesternacht noch nie gesehen haben«, sagte Piper voller Überzeugung.
Phoebe hörte, wie Prue in ihrem Zimmer laut stöhnte - und ein furchtbarer Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Sie flüsterte: »Vielleicht ist es auch jemand, den wir überhaupt nicht sehen können.«
»Wie meinst du das?«, fragte Piper.
Phoebe ergriff Pipers Schultern. »Ich hatte meine Vision, während ich bei Claiborne war und in der Nähe dieser Vitrine stand, in der die Halskette lag. Was, wenn Prue um Mitternacht an genau derselben Stelle stand? Erinnere dich, sie hat gesagt, dass plötzlich die Lichter ausgingen. Sie küsste jemanden, und als das Licht wieder anging, war niemand mehr da.«
Piper starrte sie an. »Willst du damit etwa das sagen, was ich glaube?«
»Lascaris' Seele ist um Mitternacht aus der Halskette entkommen und durch den Kuss irgendwie in Prue geschlüpft!«
Phoebe sah zu, wie Piper anfing, aufgeregt auf und ab zu gehen. »Okay, betrachten wir die Dinge doch mal vernünftig.«
»Wir haben es hier mit einem uralten Hexer zu tun, Piper. Das hat mit Vernunft nicht das Geringste zu tun«, stellte Phoebe klar. »Lascaris war für Gott weiß wie lange Zeit in diesem Smaragd gefangen. Er war wahrscheinlich sehr schwach, als er entkam - zu geschwächt, um selbst die Lebenskraft zu sammeln, die er braucht, um in der Welt außerhalb des Steins zu überleben. Also zwingt er Prue dazu, alle möglichen Männer zu küssen, und durch diese Küsse stiehlt er ihnen ihre Kraft. Und deshalb wird auch fast jeder, den sie küsst, kurz darauf krank. Aber je stärker Lascaris wird, desto schwächer wird Prue - denn sie ist ja eine Art Energieleiter!«
Piper blieb stehen und runzelte die Stirn. »Hättest du dir nicht eine Theorie ausdenken können, die nicht ganz so kompliziert ist?«
Phoebe zuckte mit den Schultern »Tut mir Leid.« »Okay, es ist also ziemlich kompliziert«, sagte Piper. »Und was tun wir jetzt?«
»Wir müssen einen Hexer einfangen, den wir nicht kennen«, erwiderte Phoebe. »Und wir
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