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02 - Tanz der Sehnsucht

Titel: 02 - Tanz der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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vorher festgestellt, wie klein die Welt ist."
    Ihr Haar hing nass auf dem Rücken. Lächerliche rote Glasgehänge baumelten an ihren Ohren. Ihr gelber Overall und das hellblaue T-Shirt schienen an diesem düsteren Tag die einzigen Farbflecke zu sein. „Ja, das haben wir. Sie nehmen doch die Pflanze, nicht wahr?"
    Er warf einen Blick auf die Pflanze. Sie sah Mitleid erregend aus. „Ich tue, was ich kann. Aber ich kann nichts versprechen."
    „Versprechungen machen mich sowieso nervös.
    Wenn man sie macht, muss man sie auch
    einhalten." Sie wusste, sie sollte jetzt gehen, doch sie konnte sich noch nicht losreißen. „Ihr Büro ist genau so, wie ich es mir vorgestellt habe. Von durchdachter Eleganz. Es passt zu Ihnen. Danke für den Kuchen."
    Er wollte sie berühren. Es erstaunte ihn selbst, dass er den Drang bekämpfen musste, hinter dem Schreibtisch hervorzukommen und die Hände auf ihre Schultern zu legen. „Es ist mir jederzeit ein Vergnügen."
    „Wie wäre es mit Freitag?", sagte sie, ohne nachzudenken.
    „Freitag?"
    „Freitag habe ich frei." Jetzt, wo es heraus war, wollte Maddy es auch nicht bedauern. „Ich habe Freitag frei", wiederholte sie. „Nach der Probe. Wir könnten uns treffen."
    Fast hätte er den Kopf geschüttelt. Er wusste nicht, was auf seinem Terminkalender stand. Er wusste nicht, was er einer Frau sagen sollte, die eine beiläufige Höflichkeitsfloskel für bare Münze nahm. Und er wusste nicht, warum er sich darüber freute. „Wo?"
    Sie strahlte übers ganze Gesicht. „Rockefeller Center. Um sieben. Ich bin schon spät dran." Sie wandte sich Edwin zu und reichte ihm die Hand. „Ich habe mich gefreut, Sie hier getroffen zu haben!" Und in ihrer unbekümmerten Art beugte sie sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Auf Wiedersehen."
    „Auf Wiedersehen, Maddy." Edwin wartete, bis sie hinausgegangen war, und sah dann seinen Sohn an.
    Diesen verwirrten Blick hatte er noch nicht oft bei Roy erlebt. „Wenn ein Mann in einen solchen Hurrikan gerät, sollte er sich entweder festschnallen oder die Fahrt genießen." Hintergründig lächelnd nahm Edwin das letzte Stück Kuchen und aß es mit Genuss. „Ich will verdammt sein, wenn ich die Fahrt nicht genießen würde."

4. KAPITEL
    oy fragte sich, ob sie irgendwelche Zaubermittel besaß, um ihn zu beeinflussen. Maddy O'Hara sah zwar nicht so aus, wie sich die meisten Leute eine Hexe vorstellten, doch eigentlich wäre das die stichhaltigste Erklärung dafür, dass Roy um sieben Uhr, an einem feuchten Freitagabend, um das Rockefeller Center schlenderte. Jetzt hätte er eigentlich zu Hause sein und ein ruhiges Dinner genießen sollen, bevor er sich in den Stapel von Geschäftsunterlagen vergrub, den er in seiner Aktentasche trug.
    Unterhaltungsfetzen von den vorbeibummelnden Menschen drangen an sein Ohr, aber er achtete nicht darauf. Er war zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
    Warum hatte er zugesagt, sich mit ihr zu treffen?
    Die Antwort darauf lag eigentlich offen zutage: Er hatte sie sehen wollen. Da nützte ihm kein Wenn und Aber. Sie erregte einfach seine ... Neugier. Eine Frau wie sie musste automatisch die Neugier von jedem wecken. Sie war erfolgreich, doch sie tat die Eitelkeiten des Erfolges mit einem Schulterzucken ab. Sie war attraktiv, doch sie setzte ihr Aussehen nicht als Mittel ein. Ihre Augen drückten Ehrlichkeit aus - wenn man an so etwas glaubte. Ja, Maddy war ein Mensch, der neugierig machte.
    Aber warum, zum Teufel, hatte er nicht wenigstens so viel Geistesgegenwart besessen, einen anderen Verabredungsort vorzuschlagen -
    zumindest einen passenderen?
    Eine Gruppe kichernder Teenager hätte ihn fast umgelaufen. Eine sah sich nach ihm um, flüsterte aufgeregt ihrer Freundin etwas zu, worauf sie erneut in Gelächter ausbrachen, bevor sie in der Menge verschwanden.
    Roy beobachtete ohne besonderes Interesse Kinder, die Touristen oder gutmütigen Passanten rote Nelken, das Stück für einen Dollar, andrehen wollten. Ein Straßenverkäufer bot Eis an. Ein Bettler versuchte sein Glück mit weniger Erfolg. Roy musste einen Mann abwimmeln, der ihm schwarz die angeblich letzten Eintrittskarten für eine Show im berühmten Radio City verkaufen wollte.
    Anschließend stürzte der sich auf ein älteres Touristenpaar. In der Nähe heulte eine Sirene auf, doch niemand machte sich die Mühe, auch nur aufzublicken.
    Langsam machte sich die Schwüle bemerkbar.
    Roy spürte die ersten Schweißtropfen an seinem Kragen und auf seinem

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