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02 - Tanz der Sehnsucht

Titel: 02 - Tanz der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Nacken. Es war zwanzig nach sieben.
    Seine Geduld war auf dem Nullpunkt angelangt, als er sie endlich sah. Warum unterschied sie sich von den vielen Menschen um sie herum? Es gab doch andere, die noch viel fantasievoller als sie gekleidet waren. Ihr Gang war von einer Art entspannter Anmut, aber sie ging nicht langsam.
    Offensichtlich tat sie sowieso nichts langsam. Und doch strahlte sie unbekümmerte Leichtigkeit aus.
    Roy wusste, wenn er sich die Mühe machen und sich umsehen würde, könnte er auf Anhieb einige Frauen finden, die von größerer Schönheit waren.
    Doch sein Blick war auf diese eine fixiert und ebenso seine Gedanken.
    Beim Bettler hielt sie an und kramte in ihrer Tasche. Sie holte etwas Kleingeld heraus und tauschte mit ihm ein paar offensichtlich freundliche Worte aus, bevor sie sich ihren Weg weiter durch die Menge bahnte. Und dann erblickte sie Roy und beschleunigte ihren Schritt.
    „Es tut mir leid. Immer muss ich mich fürs Zuspätkommen entschuldigen. Aber ich wollte nach der Probe noch schnell nach Hause und mich umziehen, weil Sie bestimmt einen Anzug tragen würden." Mit einem zufriedenen Lächeln musterte sie ihn. „Und ich hatte recht."
    Sie hatte ihren Overall mit einem schwingenden Rock in Regenbogenfarben vertauscht, in dem sie wie die Zigeunerin, die sie immer zu sein behauptete, wirkte. Die anderen Menschen auf dem Gehweg verblassten völlig neben ihr.
    „Sie hätten ein Taxi nehmen können."
    „Daran kann ich mich einfach nicht gewöhnen. Ich übernehme das Essen, damit mache ich es wieder gut." Wie selbstverständlich hakte sie sich kameradschaftlich bei ihm ein, sodass sein Widerstreben persönlichem Kontakt gegenüber gar nicht erst zum Zuge kommen konnte. „Sie sind sicherlich hungrig, nachdem Sie so lange auf mich warten mussten." Sie verlagerte ihre Körperhaltung, um einer entgegenkommenden Frau, die es eilig hatte, auszuweichen. „Es gibt eine gute Pizzeria gleich ..."
    Er schnitt ihr das Wort ab. „Ich zahle, und es gibt Besseres als Pizzerien."
    Maddy war beeindruckt, als es ihm gleich beim ersten Versuch gelang, ein Taxi zu bekommen. Sie erhob auch keine Einwände, als er dem Fahrer eine vornehme Adresse bei der Park Avenue nannte.
    „Damit wäre die Pizza wohl gestorben", bemerkte sie nur, da sie immer für Überraschungen zu haben war. „Übrigens, ich mag Ihren Vater."
    „Ich kann Ihnen verraten, das Gefühl ist gegenseitig."
    „Ist es nicht merkwürdig, dass er meine Eltern kennt? Dad schmeißt gern mit Namen um sich - vor allem, wenn er die betreffende Person tatsächlich gar nicht kennt. Aber Ihren Vater hat er nie erwähnt."
    Ob ihr Duft in dem stickig riechenden Taxi hängen blieb, wenn sie ausgestiegen sein würden?
    Irgendwie glaubte er es. „Vielleicht hat er ihn einfach vergessen."
    Maddy lachte kurz auf. „Unwahrscheinlich. Einmal hat Dad die Nichte der Frau eines Mannes kennengelernt, dessen Bruder als Statist in ,Singin'
    in the Rain' gearbeitet hat. Das hat er nie vergessen.
    Merkwürdig ist nur, dass Ihr Vater sich daran erinnert, dass eine Nacht auf der Liege in einem Hotelzimmer ihm so wichtig ist."
    Auch Roy war das aufgefallen. Edwin lernte hundert und aberhundert Menschen kennen. Warum erinnerte er sich dann so deutlich an ein herumreisendes Unterhaltungskünstlerpaar, das ihm für eine Nacht eine Schlafgelegenheit geboten hatte? „Ich kann nur vermuten, dass Ihre Eltern Eindruck auf ihn gemacht haben."
    „Sie sind auch großartig. Da wären wir", fügte sie hinzu, als das Taxi vor einem elegant schlichten französischen Restaurant vorfuhr. „In diese Gegend komme ich selten."
    „Warum?"
    „Alles, was für mich wichtig ist, liegt in meinem Viertel." Sie wäre auf der Straßenseite aus dem Taxi gestiegen, wenn Roy nicht ihre Hand genommen und Maddy mit sich auf der Gehwegseite hätte aussteigen lassen. „Ich habe keine Zeit für häufige Verabredungen. Und wenn, dann gewöhnlich mit Männern, deren Französisch sich auf
    Ballettpositionen begrenzt." Sie hielt inne. „Das war doch sicher wieder eine meiner typisch unverblümten Bemerkungen?"
    Sie betraten das Lokal, das angenehm kühl und in ruhigen Pastelltönen gehalten war.
    „Ja. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, Sie zerbrechen sich wegen unverblümter Bemerkungen nicht unbedingt den Kopf."
    „Ich werde mir später überlegen, ob ich das als Kompliment oder als Beleidigung auffassen soll.
    Beleidigungen vermitteln mir schlechte Laune, und ich will mir nicht das Essen

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