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02 - Tanz der Sehnsucht

Titel: 02 - Tanz der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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feststellen, dass es schrecklich war. Aber das meinen Sie doch wohl nicht?"

    „Nein." Roy betrachtete sie prüfend, als er trank.
    „Das nicht."
    „Ich glaube, es ist eher eine Frage
    unterschiedlicher Einstellungen." Sie ließ ihren Finger über den Rand des Glases kreisen. „Ein Mann wie Sie schafft sich seine eigene Routine und muss sich dann jeden Tag daran halten, weil eine Menge Leute von ihm abhängig sind. In meinem Leben wird ein großer Teil der Routine vorgegeben, einfach um den Anforderungen zu entsprechen. Der Rest muss sich immer wieder ändern, sonst verliere ich den Biss. Das sollten Sie verstehen, wenn Sie mit Künstlern arbeiten."
    Seine Lippen verzogen sich leicht, als er das Glas hob. „Ich bemühe mich."
    „Künstler amüsieren Sie?"
    „Zum Teil", gab er zu. „Zum Teil frustrieren sie mich auch, was aber nicht bedeutet, dass ich sie nicht bewundern würde."
    „Obwohl sie alle etwas verrückt sind."
    Der Humor, der um seine Mundwinkel spielte, zeigte sich jetzt auch in seinen Augen. „Völlig."
    „Ich mag Sie, Roy." Freundschaftlich legte sie eine Hand auf seine. „Es ist nur ein Jammer, dass es Ihnen an Illusionen mangelt."
    Er fragte sich, was sie damit meinte. Er war sich nicht sicher, ob er es wissen wollte. Doch zum Glück erschien jetzt auch der Kellner mit den Speisekarten.
    „Das wird ein Problem", sagte Maddy halblaut.
    Roy blickte auf. „Mögen Sie keine französische Küche?"
    „Machen Sie Witze? Ich liebe sie, ich liebe italienische, armenische, indische. Das ist ja das Problem. Es gibt für mich zwei Möglichkeiten. Ich bestelle einen Salat und verleugne mich selbst. Oder ich erkläre das zu einer Feier und gehe aufs Ganze."
    „Den Lachs kann ich nur empfehlen."
    Sie blickte von der Karte auf und musterte ihn voller Ernst. „Tatsächlich?"
    „Sehr sogar."
    „Roy, ich bin eine erwachsene Frau und meinem Wesen nach unabhängig. Doch beim Essen geht mein Appetit mit mir manchmal wie bei einer Zwölfjährigen in der Süßwarenabteilung durch. Ich werde also mein Schicksal in Ihre Hände legen." Sie legte die Speisekarte zur Seite.
    „Einverstanden." Die Gründe dafür wollte er gar nicht so genau wissen, doch er entschloss sich, ihr das Essen ihres Lebens zusammenzustellen.
    Und er wurde nicht enttäuscht. Sie aß langsam, mit einer unwiderstehlich sinnlichen Genussfreude, von der Roy schon vergessen hatte, dass sie im Essen gefunden werden konnte. Sie probierte alles, genoss jeden Bissen, aber aß nichts auf. Selbst jetzt war die ihr in Fleisch und Blut eingegangene Disziplin nicht ausgeschaltet.
    Sie reizte sich selbst mit dem Genuss des Essens, wie andere Frauen sich vielleicht mit Männern reizen. Sie schloss über einem Bissen Fisch die Augen und gab sich ganz dessen Genuss hin, wie andere sich einem Liebesspiel hingeben würden.
    „Oh, das ist wunderbar. Probieren Sie."
    Sie streckte ihm ihre Gabel hin. Für ihn selbst überraschend, spannte sich sein Körper an. Allein sie zu beobachten erregte ihn. Er wollte sie probieren, genießen, so langsam, wie sie jeden Bissen ihres Essens schmeckte.
    Er ließ sich von ihr füttern. Sie beobachtete genau, wie er den Bissen genoss. Doch gleichzeitig erkannte er in ihrem Blick eine Neugier, die deutlich erotisch war.
    „Sie sagten einmal, Tänzer seien immer hungrig."
    Er sprach jetzt nicht vom Essen. Maddy nippte an ihrem Glas, um etwas Zeit zu gewinnen. „Wir treffen schon früh eine Entscheidung. Wir verzichten auf Fußball, Fernsehen, Partys und gehen stattdessen zum Unterricht. Das wirkt sich immer aus."
    „Wie viele Opfer bringen Sie?"
    „So viele, wie erforderlich sind."
    „Und es lohnt sich?"
    „Ja." Sie lächelte entspannt, nun, wo die körperliche Spannung wieder von ihr wich. „Es lohnt sich immer."
    Roy lehnte sich zurück, um den Abstand zu Maddy zu vergrößern. Sie bemerkte es und fragte sich, ob er die gleiche Intensität zwischen ihnen gespürt hatte. „Was bedeutet Erfolg für Sie?"
    „Mit sechzehn hat er Broadway bedeutet. Und zum Teil bedeutet es das immer noch."
    „Dann haben Sie ihn."
    Er verstand sie nicht, wie sie es auch gar nicht anders erwartet hatte. „Ich fühle mich erfolgreich, weil ich mir einrede, die Show wird der Renner. Ich weigere mich einfach, an einen Verriss zu denken."
    „Dann legen Sie also Scheuklappen an."
    „O nein. Rosa gefärbte Brillen, aber nie Scheuklappen. Sie sind Realist. Ich glaube, das gefällt mir an Ihnen, weil es so ganz das Gegenteil von mir ist. Ich

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