02 - Tanz der Sehnsucht
mich in den Arm, und ich habe das Gefühl, darauf mein Leben lang nur gewartet zu haben. In der nächsten Minute lässt er mich links liegen, als würden wir uns kaum kennen."
„Weiß er von deinen Gefühlen?"
„Ich fürchte fast, dass er es weiß. Ich würde es nicht wagen, es ihm zu sagen. Er hat mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er an einer Verbindung über einen, wie er sagt, längeren Zeitraum nicht interessiert ist."
Carrie horchte auf. „Und du denkst dabei an etwas Verbindliches?"
„Ich könnte mein Leben mit ihm verbringen."
Tiefer Ernst und
offene Verletzlichkeit spiegelten sich in den Augen wider, mit denen sie ihre Schwester ansah. „Carrie, ich könnte ihn glücklich machen."
„Maddy, so etwas klappt nur bei Gegenseitigkeit."
Wie gut hatte sie das selbst erfahren. „Kann er dich glücklich machen?"
„Wenn er sich öffnen würde. Wenn er sich nur etwas öffnen würde, damit ich verstehen kann, warum er so vor Gefühlen zurückschreckt. Carrie, irgendetwas muss in seinem Leben geschehen sein, etwas Verheerendes, um ihn so misstrauisch zu machen. Wenn ich nur wüsste, was es war, dann könnte ich mich entsprechend verhalten. Aber ich habe keine Ahnung."
Carrie setzte ihr Glas ab und ergriff beide Hände von Maddy. „Du liebst ihn wirklich?"
„Ich liebe ihn wirklich."
„Dann ist er glücklich zu schätzen."
„Du bist voreingenommen."
„Da hast du verdammt recht." Sie legte eine Hand unter Maddys Kinn. „Man braucht sich dieses Gesicht doch nur anzusehen. Es verrät Vertrauen, Treue und Hingabe."
„Du sprichst von mir wie von einem niedlichen Cockerspaniel."
„Maddy, es ist ganz einfach. Wenn du diesen Burschen liebst, dann ist der beste Weg, um von ihm wiedergeliebt zu werden, das zu sein, was du bist."
Entmutigt griff Maddy nach ihrem Wein. Heute würde sie die Vorsicht einfach in den Wind schlagen und sich noch ein halbes Glas gönnen. „Ich hatte eher erwartet, von dir einige gut erprobte Tipps über die Kunst der Verführung zu bekommen."
„Ich habe sie dir gerade gegeben, für dich.
Darling, wenn ich dir einige meiner Geheimnisse verrate, würden dir die Haare zu Berge stehen.
Außerdem, du hast doch die Ehe im Auge, richtig?"
„Ich denke, ja."
„Also, in dem Fall kann ich dir doch nicht zur Verstellung raten, da solltest du schon aufrichtig sein. Wann siehst du ihn wieder?"
„Nicht vor Samstag."
Carrie runzelte die Stirn. Sie würde sich gern persönlich ein Bild von diesem Valentine machen, aber Samstag würde sie schon wieder im Flugzeug Richtung Westen sitzen. „Auf alle Fälle würde neue Garderobe nicht schaden. Schon etwas
Verführerisches, aber etwas,
das zu dir passt. Nun, das überlass nur mir." Sie warf Maddy einen kurzen Blick zu und schätzte, dass sie beide immer noch dieselbe Kleidergröße hatten. „Das ist das Einzige, was mir wirklich in New York gefällt: einkaufen. Wo wir schon vom Einkaufen sprechen, weißt du, dass du nur noch drei Mohrrüben und einen Fruchtsaft im Kühlschrank hast?"
„Ich wollte eigentlich noch etwas in dem ÖkoLaden um die Ecke kaufen."
„Erspar mir das. Ich mag keine Körner essen!"
„In der Nähe gibt es ein Restaurant, wo sie gute Spaghetti machen."
„Großartig. Muss ich mich umziehen oder du?"
„Du", meinte Maddy mit einem Blick auf Carries elegantes Seidenkleid. „Hast du nicht irgendetwas Unauffälligeres dabei?"
„Ich kann nichts mitbringen, was ich nicht habe.
Es ist harte Arbeit, ein Image von Glanz und etwas Verruchtheit aufrechtzuerhalten."
„Ich habe etwas, das du überwerfen kannst, ohne gleich zu sehr dein Image anzukratzen. Außerdem, bei ,Franco' wird dich sowieso niemand erkennen."
Lächelnd erhob sich Carrie. „Welche Chancen räumst du mir ein?"
Maddy legte den Arm um ihre Schwester. „Carrie, du bist einzigartig."
Carrie legte ihre Wange an die ihrer Schwester. So einfach sollte alles sein, dachte sie, alles sollte immer so einfach wie jetzt im Augenblick sein.
„Nein, wir drei sind einzigartig. Und ich bin so froh, dich zu haben."
Als Maddy am Samstag von der Probe nach Hause kam, war ihre Wohnung leer. Während ihres dreitägigen Besuches hatte Carrie den
griesgrämigen Guido verzaubert, während eines kurzen Besuchs bei der Probe nachhaltigen Eindruck auf alle beim Musical Beteiligten gemacht und fast die Hälfte der Geschäfte in der Fifth Avenue leer gekauft.
Maddy vermisste sie schon jetzt. Doch sie bezeichnete sich auch sofort als töricht,
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