02 - Tanz der Sehnsucht
war gerade dabei, einen Streit zwischen den Jungen zu schlichten, und hörte sich überglücklich an. Dorian verwöhnt sie." Abgespannt nach dem langen Flug, machte Carrie es sich auf dem Sofa bequem. „Werden Mom und Dad zu deiner Premiere kommen?"
„Ich hoffe es. Ich nehme an, du wirst es nicht schaffen, oder?"
„Es tut mir leid." Carrie legte ihre Hand auf Maddys. „Du weißt, ich würde kommen, wenn ich könnte. Aber der Drehbeginn von .Strangers' wurde aufgeschoben ... es gab einige Probleme wegen des Drehortes. Wir fangen wahrscheinlich übernächste Woche an."
„Du musst aufgeregt sein. Das ist eine so großartige Rolle."
„Ja." Nur ganz kurz hatte sich Carries Blick verdüstert.
„Was ist los?"
Carrie zögerte, schon fast entschlossen, Maddy von den anonymen Briefen zu erzählen. Und von den Telefongesprächen, die sie bekam. Doch dann ließ sie es. „Ich weiß auch nicht. Wahrscheinlich die Nerven. Ich habe noch nie eine Miniserie gemacht.
Es ist weder richtiges Fernsehen, noch ist es ein Spielfilm."
„Nun hör aber auf, Carrie. Das kann doch nicht das Problem sein."
„Es ist nichts." Sie hatte sich dazu entschlossen, nichts zu erzählen. Wahrscheinlich würde sich die ganze Angelegenheit als unerhebliches Ärgernis entpuppen. Wenn sie wieder nach Kalifornien zurückkehrte, war bestimmt alles wieder vorüber.
„Nur ein paar unverbindliche Beziehungen, die ich klären muss. Aber jetzt will ich viel lieber über den Mann reden, der dir im Kopf herumgeht." Sie lächelte, als Maddy sich unbeteiligt geben wollte.
„Lass gut sein, Maddy. Erzähle deiner großen Schwester alles."
„Ich weiß gar nicht, was ich groß erzählen soll."
Maddy zog die Beine zum bequemen Lotossitz hoch.
„Kannst du dich daran erinnern, von Dad jemals den Namen Edwin Valentine gehört zu haben?"
„Edwin Valentine?" Mit gerunzelter Stirn suchte Carrie in ihrer Erinnerung. Einer der Gründe für ihre schnelle Karriere als Schauspielerin in Hollywood war ihre Fähigkeit, nichts zu vergessen - keinen Text, keine Namen, keine Gesichter. „Nein, an den Namen kann ich mich nicht erinnern."
„Von Valentine Records. Das ist eine der größten Plattenfirmen, wenn nicht sogar die größte. Wie dem auch sei, er hat Mom und Dad kennengelernt, als wir noch Babys waren. Damals hatte er gerade angefangen, und sie haben ihn auf einer Liege in ihrem Hotelzimmer schlafen lassen."
„Klingt ganz nach ihnen." Carrie streifte ihre Schuhe ab und rekelte sich nachlässig auf der Couch, was sie außerhalb des engsten Fa-milienkreises nie machen würde. „Und weiter?"
„Valentine Records finanziert das Musical."
„Interessant." Doch dann griff sie nach Maddys Hand. „Maddy, du hast dich doch wohl nicht mit ihm eingelassen? Er muss in Dads Alter sein. Nicht, dass das Alter mir so wichtig ist, aber wenn es sich um meine kleine Schwester handelt ..."
„Nun halt aber die Luft an", amüsierte sich Maddy.
„Habe ich
nicht gelesen, dass du mit Count DeVargo von der DeVargo-Juwelier- kette gesehen worden bist? Der muss hart auf die sechzig zugehen."
„Das ist etwas anderes", entgegnete Carrie halblaut. „Europäische Männer sind alterslos.
Außerdem sind wir nichts weiter als Freunde. Aber wenn du verträumte Augen wegen eines Mannes bekommst, der alt genug ist, dein Vater zu sein ..."
„Ich bekomme keine verträumten Augen. Und es ist sein Sohn."
„Aha." Beruhigt setzte Carrie sich wieder zurück.
„Dieser Edwin Valentine hat also einen Sohn. Kein Tänzer?"
„Nein." Maddy musste schmunzeln. „Er hat die Plattenfirma übernommen. Ich nehme an, er ist ein Magnat."
„Gut", sagte Carrie. „Langsam geht's aufwärts mit uns, nicht wahr?"
„Ich weiß nicht, was ich tun soll. Die meiste Zeit habe ich das Gefühl, ich sei verrückt. Er ist großartig und erfolgreich und konservativ. Er mag französische Restaurants."
„Wie abscheulich."
Maddy brach in Lachen aus. „O Carrie, hör auf."
„Hast du mit ihm geschlafen?"
Das war Carrie, immer gleich zur Sache. „Nein."
„Aber daran gedacht."
„Ich kann kaum noch an etwas anderes als an ihn denken."
Carrie griff nach der Flasche, um sich ihr Glas wieder zu füllen. Nach den ersten Schlucken schien auch sie den Wein fast genießbar zu finden. „Und was empfindet er dir gegenüber?"
„Genau da beiße ich auf Granit. Er ist freundlich und aufmerksam und all das. Aber wenn es um Frauen geht, holt er seinen Schutzschild hervor. In der einen Minute nimmt er
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