02 - Tanz der Sehnsucht
erwähnt."
„Und?"
„Nichts und. Ich habe ihn kennengelernt, ich habe mich in ihn verliebt, und ich habe mich selbst zum Narren gemacht." Sie bemühte sich um einen sorglosen und leichten Tonfall, und es gelang ihr auch fast. „Und nun sitze ich hier, starre das Telefon an und warte auf seinen Anruf .Wie ein Teenager."
„Als du sechzehn warst, hattest du nicht die Möglichkeit, wie ein Teenager zu sein."
„Das habe ich nie groß bedauert. Er ist ein guter Mann, Alana. Freundlich und zärtlich, obwohl er sich selbst nie so sehen würde. Kann ich dir von ihm erzählen?"
„Du weißt, dass du das kannst."
Maddy erzählte von Anfang an und ließ nichts aus.
Sie erzählte von ihrer Liebe, von den
Einschränkungen, von dem schrecklichen Erlebnis, das Roys Kindheit überschattet hatte und bis heute sein Leben bestimmte. Und Alana hörte in ihrer ruhigen und mitfühlenden Art zu.
„Verstehst du jetzt? Wie sehr ich ihn auch liebe, ich kann das, was ihm widerfahren ist und wie er fühlt, nicht ändern."
Sie rückten noch enger zusammen, und Alana legte den Arm um Maddys Schulter. „Ich weiß, wie schmerzhaft das ist. Ich kann dir nur aus meiner Erfahrung sagen, dass Liebe, wenn sie stark genug ist, Wunder bewirken kann. Dorian wollte mich nicht lieben. Und die Wahrheit ist, ich wollte ihn auch nicht lieben." Heute fiel ihr die Erinnerung an die Ereignisse von damals leicht. „Wir hatten uns beide geschworen, nie wieder eine feste Beziehung einzugehen. Es war eine rein vernunftmäßige Entscheidung von zwei intelligenten Menschen." Sie lächelte versonnen und lehnte den Kopf an Maddys Kopf. „Liebe kann wie ein Großreinemachen sein und alles, mit Ausnahme des wirklich Wichtigen, wegwischen."
„Das habe ich mir auch immer wieder gesagt.
Aber, Alana, er hat mir nichts vorgemacht. Von Anfang an hat er mir zu verstehen gegeben, dass er sich nicht binden will. Im Gegensatz zu mir ist er nur zu etwas Unverbindlichem bereit, und so muss ich mich an seine Bedingungen anpassen."
„Was ist nur mit deinem Optimismus geschehen, Maddy?"
„Den habe ich zu Hause in einer Schublade gelassen."
„Dann wird es Zeit, dass du ihn wieder hervorholst. Das bist einfach nicht du, nur alles grau in grau zu sehen. Du warst immer diejenige, die entschlossen so lange an einer Sache festgehalten hat, bis sie zu deiner Zufriedenheit lief."
„Dies hier ist anders."
„Nein. Weißt du eigentlich, wie sehr ich mir immer gewünscht habe, dein Selbstvertrauen zu haben?
Darum habe ich dich immer beneidet, wenn ich in mir Ängste vor dem Versagen spürte. Wenn du ihn liebst, wirklich liebst, dann musst du so entschlossen wie immer daran festhalten, bis es ihm möglich ist, sich einzugestehen, dass er dich auch liebt."
„Aber er muss es zunächst einmal empfinden."
„Ich glaube, er tut es." Sanft schüttelte sie ihre Schwester. „Bedenke doch selbst noch einmal all das, was du mir erzählt hast. Der Mann ist verrückt nach dir, Maddy, er konnte es bisher sich oder dir nur noch nicht zugeben."
Die Hoffnung, die Maddy nie ganz vollständig verloren hatte, regte sich wieder. „Ich werde versuchen, das zu glauben."
„Nicht versuchen, tun. Ich hatte die schlechteste Beziehung, die man sich vorstellen kann, Maddy.
Und nun erlebe ich die beste." Instinktiv legte sie eine Hand auf ihren Bauch, wo ein neues Leben he-ranwuchs. „Du darfst nicht aufgeben. Aber ich will verdammt sein, hier herumzusitzen und dich dabei zu beobachten, wie du darauf wartest, dass er sich gnädig dazu herablässt, dir ein paar Krümel hin-zuwerfen. Zieh dich an", bestimmte sie. „Wir wollen feiern."
„Was bist du doch herrisch!" Maddy lächelte verschmitzt, als sie zu ihrem Schrank ging. „So warst du schon immer."
Roy ließ das Telefon ein Dutzend Mal klingeln, bevor er auflegte. Es war fast Mitternacht. Wo verdammt war Maddy? Warum lag sie nicht im Bett? Wo zum Teufel war sie?
In Philadelphia, dachte er verärgert und ging aufgebracht zum Fenster und wieder zurück. Sie war Meilen entfernt in Philadelphia, in ihrer eigenen Welt, mit ihren eigenen Leuten. Sie konnte jederzeit alles mit jedem tun. Und er hatte kein Recht, sie danach zu fragen.
Zum Teufel mit allen Rechten, sagte er sich und griff wieder nach dem Hörer. Sie war es doch, die von Liebe, Verbindlichkeit und Vertrauen gesprochen hatte. Und sie war es, die den Hörer nicht abnahm.
Er konnte sich noch daran erinnern, wie enttäuscht sie bei seiner Mitteilung ausgesehen hatte, er wisse
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