02 - Tanz der Sehnsucht
nichts an der Art deiner Gefühle.
Müsstest du hier nicht abbiegen?"
„Wahrscheinlich nicht. Abbiegen? Oh, verdammt."
Maddy verwünschte sich selbst, als sie um den ganzen Block fahren musste. „Jetzt kommen wir zu spät!"
„Es ist sowieso besser, du bringst dich zunächst einmal von dem ab, was dir im Kopf herumspukt."
„Ich habe einfach gehofft, er wäre hier. Ich weiß natürlich, dass er nicht die ganze Woche hier sein kann, die wir geprobt haben. Aber wir hatten doch eigentlich verabredet, dass er heute kommen würde."
„Und?"
„Es ist etwas dazwischengekommen, irgendetwas wegen Plattenlisten oder Werbekampagnen oder was weiß ich."
„Kleines, wir haben alle einen Job zu erledigen!"
„Sicher." Mit einem Manöver, das sogar Wanda bewundern musste, brachte Maddy den Wagen in eine winzige Parklücke direkt gegenüber dem Theater. „Und ich muss jetzt auch an mich denken.
Noch zwei Proben, und dann ist es so weit."
„Erinnere mich nicht daran." Wanda legte eine Hand auf ihren Magen. „Jedes Mal, wenn ich daran denke, landet ein Düsenjet in meinem Magen."
„Du wirst großartig sein." Maddy stieg aus dem Wagen und schlug die Tür zu. „Wir werden großartig sein."
„Ich werde dich daran erinnern. Das letzte Stück, in dem ich mitgespielt habe, ist nach zwei Vorstellungen abgesetzt worden. Ich war schon kurz davor, meinen Kopf in den Ofen zu stecken. Aber er war elektrisch."
„Weißt du was?" Maddy blieb beim
Bühneneingang stehen und grinste lausbübisch.
„Wenn wir durchfallen, kannst du meinen benutzen.
Ich habe Gas."
„Vielen Dank."
„Dafür hat man doch Freunde." Maddy öffnete die Tür, trat ein und stieß einen Freudenschrei aus.
Neugierig beobachtete Wanda, wie sie den Flur hinunterrannte und auf eine Gruppe von Leuten zu-stürzte.
„Ihr seid hier! Ihr seid alle hier!"
„Wo sollten wir sonst sein?" Frank O'Hara nahm seine Jüngste in die Arme und schwang sie herum.
„Aber gleich alle!" Kaum stand sie wieder auf dem Boden, drückte Maddy ihre Mutter fest an sich. „Du siehst gut aus, wirklich gut."
„Du auch." Molly drückte sie an sich. „Und zu spät zur Probe, wie üblich."
„Ich habe die Abzweigung verpasst. O Alana." Sie umarmte ihre Schwester. „Ich freue mich so, dass du kommen konntest."
„Wie oft hat meine Schwester schon Premiere?"
Doch leichte Besorgnis zeigte sich in Alanas Blick.
Sie kannte ihre Schwester so gut wie sich selbst.
Und sie glaubte nicht, dass die Spannung, die sie in ihr spürte, mit beruflicher Nervosität zu tun hatte.
Alana immer noch an sich gedrückt, griff Maddy nach der Hand ihres Schwagers. „Dorian, danke, dass du sie hergebracht hast."
„Das war wohl eher andersherum." Lachend küsste er Maddy auf die Wange.
„Zu schade, dass die Jungen nicht mitkonnten", fuhr Maddy mit einem Zwinkern zu Alana fort.
„Wir sind doch hier."
Absichtlich sah Maddy in die entgegengesetzte Richtung. „Habe ich etwas gehört?"
„Wir sind auch mitgekommen."
„Ich könnte schwören ..." Maddy brach ab, während ihr Blick auf ihre Neffen fiel. Gekonnt täuschte sie vor, sie nicht gleich zu erkennen, dann riss sie die Augen auf. „Ihr seid doch nicht Ben und Chris - oder doch? Das sind doch noch kleine Jungen. Ihr seid viel zu groß, um Ben und Chris sein zu können."
„Wir sind es aber", piepste Chris. „Wir sind gewachsen."
Sorgfältig musterte Maddy sie. „Kein Scherz?"
„Nun mach schon, Maddy." Obwohl Ben versuchte, nicht zu erfreut zu erscheinen, musste er grinsen. „Du weißt doch genau, dass wir es sind."
„Ihr müsst es mir beweisen. Gebt mir einen Kuss."
Sie beugte sich herunter und nahm beide fest in die Arme.
„Wir sind mit dem Flugzeug gekommen", begann Chris. „Ich habe am Fenster gesessen."
„Miss O'Hara, bitte in die Garderobe."
„Es geht los." Maddy richtete sich wieder auf. „Wo wohnt ihr denn? Ich kann ..."
„Wir haben in deinem Hotel Zimmer reserviert", informierte Molly sie. „Und nun geh schon. Wir haben später genug Zeit."
„Okay." Als ihr Name wieder durch den Lautsprecher ertönte, eilte Maddy den Flur hinunter, zunächst rückwärts, um ihre Familie noch etwas länger sehen zu können. „Sobald ich fertig bin, feiern wir. Ich lade euch ein."
Frank lachte auf und legte einen Arm um die Schulter seiner Frau. „Glaubt sie, wir streiten uns deswegen?"
Es war gut gelaufen. Maddy saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und ließ die Probe in ihrem Kopf noch einmal Revue passieren. Sie
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