02 - Tanz der Sehnsucht
Kopf.
„Wäre nicht nach meinem Geschmack."
Ein Prospekt senkte sich lautlos herunter. Ein Scheinwerfer kreiste auf ihm, sein Lichtkreis weitete sich, wurde wieder kleiner
und verhielt dann. Maddy strich mit den Händen über das Geländer.
„Das ist mein Scheinwerfer im ersten Akt, Szene drei."
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du seist nervös."
„Ich bin nicht nervös. Ich bin zu Tode verängstigt."
„Warum?" Er legte eine Hand über ihre. „Du weißt doch, was du kannst."
„Ich weiß, was ich gekonnt habe", verbesserte sie.
„Erst heute Abend, wenn sich der Vorhang hebt, werde ich wissen, ob ich es auch hier kann. Da unten ist dein Vater. Er scheint sich mit dem Theaterdirektor zu unterhalten. Du solltest dort unten bei ihnen sein."
„Nein, ich sollte hier, bei dir sein." Erst langsam kam er dazu, die Wahrheit dieser Aussage zu akzeptieren. Er war nicht nur mitten in der Nacht nach Philadelphia gefahren, weil er ihr misstraut hatte. Er hatte sie nicht zum Theater begleitet, weil er nichts Besseres zu tun hatte. Er hatte beides getan, weil er dorthin gehörte, wo immer sie auch war. Sie hatte die roten Schuhe an und musste tanzen. Tanzte er nach ihrer Pfeife? Der Gedanke alarmierte ihn plötzlich.
Gut neun Meter über der Bühne, auf der schmalen eisernen Plattform, spürte Roy plötzlich Angst vor dem Fallen - aber nicht im Sinne von auf die Bühne fallen. „Lass uns hinuntergehen." Er wollte Menschen um sich herum, Fremde, Lärm, alles, was ihn von dem ablenken konnte, das in ihm vor sich ging.
„Gut. Oh, da ist meine Familie." Maddys Nervosität verschwand, und die Freude war so groß, dass sie es nicht bemerkte, wie er sich versteifte, als sie den Arm um seine Taille legte. „Da ist Dad.
Siehst du den drahtigen, kleinen Mann, der dem Schreiner ungefragte Ratschläge gibt? Er könnte in dieser Show alles machen - das Licht, die Kulisse, die Aufbauten. Er könnte einstudieren oder choreografieren, aber es sollte nie sein." Stolz und liebevoll strahlte sie hinunter. „Das Rampenlicht, das braucht Dad."
„Und du?"
„Man sagt, ich komme am meisten nach ihm. Dort ist meine Mutter. Siehst du die hübsche Frau mit dem kleinen Jungen? Das ist mein jüngster Neffe, Chris. Gestern hat er sich entschieden, Beleuchter zu werden, weil sie auf den Hebebühnen hochgefahren werden. Und meine Schwester Alana.
Ist sie nicht reizend?"
Roy betrachtete die schlanke Frau mit leicht lockigem Haar. Obwohl sie mitten in dem Chaos dort unten stand, ging von ihr ruhige Zufriedenheit aus.
Sie legte einem anderen Jungen die Hand auf die Schulter und zeigte in den Zuschauerraum.
„Wahrscheinlich zeigt sie Ben, wo sie heute Abend sitzen."
Dorian, Alanas Mann, beugte sich in diesem Augenblick zu Chris herunter und nahm ihn auf seine Schultern. Das Jauchzen des kleinen Jungen drang bis zu Maddy und Roy herauf.
„Wunderbare Kinder." Maddy hörte Wehmut aus ihrer eigenen Stimme heraus und schüttelte das Gefühl ab. „Lass uns gehen und sie begrüßen."
Gerade als sie wieder unten waren, ertönte ein Signal, und Maddy nahm Roys Hand, um ihn zur Seite zu ziehen, während sich auch schon der Perlenvorhang glitzernd herabsenkte.
„Ist er nicht überwältigend? Er wird während meiner Traumszene eingesetzt, in der ich glaube, eine Ballerina und keine Stripperin zu sein. Und natürlich drehe ich eine Pirouette direkt in die Arme meines geliebten Jonathan. Das ist das Schöne am Theater - und an Träumen: Man kann alles verwirklichen, was man sich wünscht."
Als sie um einen anderen Prospekt herumgingen, hörte Maddy die Stimme ihres Vaters bis zu ihnen heraufschallen.
„Valentine, mich trifft der Schlag." Und der kleine, flinke Frank O'Hara zog den großen, stämmigen Edwin Valentine an sich. „Mein Mädchen hat mir schon erzählt, dass du über dich selbst hinauswächst bei der Finanzierung dieser Show."
Strahlend vor Freude trat Frank einen Schritt zurück und betrachtete ihn. „Wie lange ist es eigentlich her?"
„Zu lange." Edwin ergriff Franks Hand und schüttelte sie begeistert. „Viel zu lange. Du siehst überhaupt nicht älter aus."
„Nur, weil deine Augen es geworden sind."
„Und Molly." Edwin küsste sie auf die Wange.
„Bezaubernd wie immer."
„Mit deinen Augen ist offensichtlich doch nichts falsch", versicherte sie ihm lächelnd und küsste ebenfalls seine Wange. „Wie schön ist es doch immer, alte Freunde zu treffen."
„Ich habe euch nie vergessen. Und ich
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