02 Titan
Menge nach Balbus, aber er hatte sich schon davongemacht. Ich ging zu Cicero aufs Podium und gratulierte ihm zu seiner fulminanten Rede.
»Hast du alles mitgeschrieben?«, fragte er, und als ich bejahte, wies er mich an, die Rede sofort nach unserer Rückkehr nach Hause niederzuschreiben und dann an einem sicheren Ort zu verwahren. »Ich nehme an, dass in diesem Augenblick eine Version auf dem Weg zu Caesar ist«, fügte er hinzu. »Ich habe diese Schlange Balbus gesehen, der hat fast so schnell geschrieben, wie ich gesprochen habe. Wir brauchen für den Fall, dass das Thema im Senat zur Sprache kommt, eine exakte Abschrift der Rede.«
Ich konnte nicht mehr länger mit ihm reden, da der Prätor die Geschworenen aufforderte, mit der Abstimmung zu beginnen. Ich schaute zum Himmel. Ich weiß noch, dass es ungefähr Mittag war. Die Sonne stand hoch, es war warm. Ich ging zu meinem Platz zurück und sah von dort aus, wie die Urne von Hand zu Hand ging und ein Täfelchen nach dem anderen darin verschwand. Auch Cicero und Hybrida schauten gespannt zu. Sie saßen nebeneinander, waren aber zu nervös, um miteinander zu sprechen. Ich dachte an all die anderen Prozesse, die ich miterlebt hatte, und daran, dass sie alle genauso geendet hatten, mit dieser schrecklichen Phase des Wartens. Schließlich hatten die Schreiber ihre Strichliste fertiggestellt und reichten sie dem Prätor. Er erhob sich, und auch wir standen auf.
»Das Gericht hat darüber zu entscheiden, ob Gaius Antonius Hybrida in Zusammenhang mit seiner Amtszeit als Statthalter von Macedonia des Hochverrats schuldig ist. Für schuldig stimmten siebenundvierzig, für Freispruch dreizehn.« In der Menge brach Jubel aus. Hybrida senkte den Kopf. Der Prätor wartete, bis wieder Ruhe eingekehrt war. »Gaius Antonius Hybrida werden somit all seine Besitzrechte sowie das Bürgerrecht auf Dauer aberkannt, ihm soll, beginnend um Mitternacht, in allen Regionen, Provinzen und Kolonien Italiens Feuer und Wasser verweigert werden, und jeder, der ihm Hilfe zu leisten versucht, hat die gleiche Strafe zu gewärtigen. Damit ist die Sitzung geschlossen.«
Cicero verlor nicht viele Prozesse, aber wenn der seltene Fall eintrat, dann achtete er peinlich genau darauf, seinen Gegnern zu gratulieren. Nicht so diesmal. Als Rufus auf ihn zuging, um ihm sein Bedauern auszusprechen, wandte er ihm demonstrativ den Rücken zu. Es war ein köstlicher Anblick, wie Rufus mit ausgestreckter Hand wie ein Idiot dastand. Rufus zuckte mit den Achseln und drehte sich wieder um. Was Hybrida anging, der nahm das Ergebnis gelassen hin. Während er darauf wartete, dass die Liktoren ihn abführten, hörte ich ihn sagen: »Tja, Cicero, du hast mir vorher gesagt, woher der Wind weht. Glücklicherweise habe ich fürs Alter ein bisschen Geld zur Seite gelegt. Außerdem, wie ich höre, soll die Südküste Galliens ziemlich viel Ähnlichkeit mit dem Golf von Neapel haben. Also, um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Nach der Rede heute solltest du dir Sorgen um dich selbst machen.«
Es war wohl etwa zwei Stunden später, sicher nicht mehr, als plötzlich die Tür zu Ciceros Haus aufflog und ein aufs Höchste erregter Metellus Celer meinen Herrn zu sprechen
wünschte. Cicero saß mit Terentia beim Essen, und ich arbeitete noch an der Niederschrift der Rede. Ich sah sofort, dass es sich um etwas sehr Dringendes handeln musste, also bat ich ihn sofort herein.
Cicero lag auf einem Sofa und schilderte gerade die Schlussphase des Prozesses, als Celer ins Speisezimmer rauschte.
»Was hast du heute Morgen vor Gericht über Caesar gesagt?«
»Einen schönen guten Tag, Celer. Ich habe nur ein paar Wahrheiten ausgesprochen, nichts weiter. Setz dich zu uns.«
»Tja, das waren wohl ziemlich gefährliche Wahrheiten, Gaius fordert nämlich scharfe Rache.«
»Ach, tut er das?«, sagte Cicero und versuchte, den Kaltblütigen zu geben. »Und wie wird sie aussehen, meine Bestrafung?«
»In diesem Augenblick, während wir hier sprechen, ist er im Senat und macht dieses Schwein von meinem Schwager zum Plebejer.«
Mit Ciceros gespielter Gelassenheit war es schlagartig vorbei. Er fuhr hoch, wobei er seinen Becher umstieß. »Unmöglich«, sagte er. »Das kann nicht stimmen. Caesar würde nie einen Finger für Clodius rühren – nach allem, was Clodius seiner Frau angetan hat.«
»Falsch. Genau das tut er, in diesem Augenblick.«
»Woher weißt du das?«
»Meine allerliebste Frau hat es mir breit lächelnd
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