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02 Titan

02 Titan

Titel: 02 Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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er und sprach dann, wie ich es schon so oft bei ihm erlebt hatte, in sanfterem Tonfall weiter. »Als Rabirius in Gefahr schwebte, hat dein Mut und dein entschlossenes Handeln die Republik schon einmal gerettet. Seitdem weiß ich, dass die Geschichte dir die Rolle des Helden zugedacht hat. Diese Krise hält Ruhm als auch Gefahren bereit. Denk an Hector: ›Dass nicht arbeitslos in den Staub ich sinke, noch ruhmlos, nein, erst Großes vollendend, wovon auch Künftige hören!‹ Und außerdem, wenn du es nicht machst, dann macht es Crassus.«
    »Crassus? Der ist kein General. Der versteht nur was von Geld.«
    »Kann sein, aber er wittert militärischen Ruhm. Gib ihm ein oder zwei Tage, und er kauft sich die Mehrheit im Senat zusammen.«
    »Wenn es um militärischen Ruhm geht, den will Pompeius für sich allein. Genau deshalb ist ja mein Bruder so schnell nach Rom zurückgekehrt, nämlich um sicherzustellen, dass er ihn auch bekommt.« Celer gab mir die Briefe zurück. »Nein, Konsul. Ich weiß dein Vertrauen in mich zu schätzen, aber ohne Zustimmung der beiden kann ich nicht akzeptieren.«
    »Ich gebe dir Gallia Cisalpina.«
    »Was?«
    »Gallia Cisalpina, die Provinz, sie gehört dir.«
    »Aber es liegt nicht in deiner Macht, Gallia Cisalpina zu vergeben.«
    »O doch. Es ist die mir zugewiesene Provinz, ich habe sie von Hybrida gegen Macedonia eingetauscht, schon vergessen? Ich hatte ohnehin vor, darauf zu verzichten. Du kannst sie haben.«
    »Das ist doch kein Korb voller Eier. Dafür muss es eine neue Verlosung unter den Prätoren geben.«
    »Richtig, und die gewinnst du.«
    »Du willst sie fälschen?« Celer schaute ihn völlig entgeistert an.
    »Ich bestimmt nicht. Das wäre höchst anstößig. Nein, nein, diesen Teil der Geschäfte überlasse ich Hybrida. Er hat zwar nicht sonderlich viele Talente, aber Wahlfälschung gehört, glaube ich, dazu.«
    »Und wenn er sich weigert?«
    »Wird er nicht. Wir haben eine Vereinbarung. Außerdem«, Cicero wedelte mit dem anonymen Brief an Hybrida herum, »bin ich davon überzeugt, dass er das hier nicht gern veröffentlicht sieht.«
    »Gallia Cisalpina«, sagte Celer und rieb sich das breite Kinn. »Das ist besser als Gallia Transalpina.«
    »Liebling«, sagte Clodia und legte ihrem Mann die Hand auf den Arm, »das ist wirklich ein sehr gutes Angebot. Ich bin mir sicher, Nepos und Pompeius werden das verstehen.«
    Celer brummte und wippte ein paarmal auf seinen Hacken vor und zurück. Die Gier stand ihm ins Gesicht geschrieben. Schließlich sagte er: »Was denkst du, wann würde ich die Provinz bekommen?«
    »Heute«, sagte Cicero. »Das ist ein nationaler Notstand. Ich werde argumentieren, dass es in keinem Teil unseres Reiches auch nur die geringste Ungewissheit über den militärischen Oberbefehl geben dürfe und dass bei der Niederschlagung der Rebellion mein Platz in Rom und der deine auf dem Schlachtfeld sei. Wir werden gemeinsam die Republik verteidigen, Celer. Nun, was sagst du?«
    Celer schaute zu Clodia. »Das gibt dir einen Vorsprung vor all deinen Konkurrenten«, erklärte sie. »Wer soll dir dann noch das Konsulat streitig machen?«
    Er brummte wieder und wandte sich dann an Cicero. »Also gut«, sagte er und streckte dem Konsul seinen klobigen, muskulösen Arm entgegen. »Dem Land zuliebe. Einverstanden.«

    Von Celer ging Cicero die paar hundert Meter zu Antonius Hybridas Haus, weckte den präsidierenden Konsul aus seinem gewohnheitsmäßigen Vollrausch, versuchte ihn in einen einigermaßen nüchternen Zustand zu versetzen, erzählte ihm von der sich zusammenrottenden Rebellenarmee in Etrurien und gab ihm seine Anweisungen für den Tag. Erst hatte Hybrida sich dagegen gesperrt, die Verlosung von Gallia Cisalpina zu manipulieren – aber nur, bis Cicero ihm den Verschwörerbrief mit seinem Namen zeigte. Seine glasigen, rot geäderten Augen sprangen ihm fast aus dem Kopf, und vor lauter Panik fing er zu schwitzen und zu zittern an.
    »Ich schwöre, Cicero, ich habe nichts davon gewusst.«
    »Ja, sicher. Unglücklicherweise und wie du sehr wohl weißt, mein lieber Hybrida, wimmelt es in dieser Stadt von neidischen und argwöhnischen Gestalten, die sich nur zu leicht vom Gegenteil überzeugen lassen. Wenn du wirklich deine Loyalität unwiderlegbar beweisen willst, dann schlage ich vor, dass du mir in dieser gallischen Angelegenheit gefällig bist, dann kannst du dich auch voll und ganz auf meine Hilfe verlassen.«
    Damit war Hybrida versorgt, jetzt mussten nur noch

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