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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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abwärts genommen hatte.“
    „Und da spracht Ihr von dem Ring?“
    „Nein, man ließ mich gar nicht vor, sondern schoß auf mich, und ich bin dann natürlich meines Weges fortgeritten.“
    „So ist er, ja; so ist er! Er haßt nichts mehr als Feigheit und hat Euch für mutlos gehalten. Was ist aus Forster geworden?“
    „Ich habe gehört, daß nur allein jene Familie davongekommen sei. Das Glutmeer, von welchem der Talkessel erfüllt war, hat alles verschlungen, was in seinen Bereich gekommen ist.“
    „Es ist schrecklich und eine zu furchtbare Strafe für das allerdings unnütze und lächerliche Vorhaben, das Öl fortlaufen zu lassen, um den Preis desselben in die Höhe zu bringen!“
    „Auch Ihr habt ihn gekannt, Sir?“ fragte ich jetzt.
    „Ich war einige Male bei ihm in New-Venango. Er war ein stolzer, geldprotziger Mann, der wohl Ursache gehabt hätte, wenigstens mit mir etwas manierlicher umzuspringen.“
    „Und Harry habt Ihr bei ihm gesehen?“
    „Harry?“ sagte er mit einem eigentümlichen Lächeln in seinem jetzt wieder ruhigen Angesicht. „Ja, bei ihm und in Omaha, wo der Junge einen Bruder hat – vielleicht auch noch sonst irgendwo.“
    „Ihr könntet mir wohl etwas über ihn mitteilen!“
    „Möglich, aber jetzt nicht! Eure Erzählung hat mich so mitgenommen, daß ich keine rechte Sammlung zu einer solchen Unterhaltung verspüre; aber zu gelegener Zeit sollt Ihr mehr über ihn erfahren, das heißt natürlich, so viel ich selbst von ihm weiß. Hat er Euch nicht gesagt, was er in Venango wollte?“
    „Doch! Er hatte dort nur Absteigequartier genommen.“
    „So, so! Also Ihr behauptet, daß er der Gefahr dort wirklich und ganz bestimmt entgangen ist?“
    „Ganz sicher.“
    „Und schießen habt Ihr ihn auch sehen?“
    „Wie ich Euch sagte, und zwar ganz vorzüglich. Er ist ein ganz ungewöhnlicher Junge.“
    „So ist es. Sein Vater ist ein alter Skalper, der keine einzige Kugel gießt, die nicht ihren Weg zwischen die bewußten zwei Indianerrippen fände. Von ihm hat er das Zielen gelernt, und wenn Ihr etwa glaubt, daß er es nicht zur rechten Zeit und am richtigen Ort anzuwenden verstehe, so irrt Ihr ganz gewaltig.“
    „Wo ist dieser Vater?“
    „Er ist bald da, bald dort zu finden, und ich darf wohl sagen, daß wir einander so ziemlich kennengelernt haben. Es ist möglich, daß ich Euch helfe, ihn einmal zu sehen.“
    „Das würde mir lieb sein, Sir!“
    „Werden ja sehen, Mann; habt es an dem Sohn verdient, daß Euch der Vater Dank sage.“
    „Oh, das ist's nicht, was ich meine!“
    „Versteht sich, versteht sich; kenne Euch gut genug; aber hier habt Ihr Euren Ring. Werdet später erst sehen, was es heißt, daß ich ihn Euch wieder zustelle. Für jetzt aber will ich Euch den Apachen schicken; seine Wache ist um. Legt Euch aufs Ohr, damit Ihr früh am Tage munter seid. Wir werden morgen einmal unsere Gäule mitnehmen und zwei Tagreisen erzwingen müssen.“
    „Zwei? Wollten wir morgen nicht bloß bis zum Green-Park?“
    „Habe mich anders besonnen; good night!“
    „Good guard; vergeßt nicht, mich zu wecken, wenn ich Euch abzulösen habe!“
    „Schlaft nur zu! Kann's auch 'mal für Euch tun, die Augen offen zu halten; habt für mich genug getan!“
    Mir war ganz wunderbar zu Mute. Ich wußte nicht, was ich von dieser Unterredung denken sollte, und als ich nun so allein dalag, gingen mir tausenderlei Vermutungen durch den Kopf, von denen ich nicht eine einzige stichhaltig fand. Lange noch, nachdem Winnetou zurückgekehrt war und sich zum Schlafen in seine Decke gewickelt hatte, warf ich mich ruhelos von einer Seite auf die andere. Die Erzählung hatte mich aufgeregt; jener fürchterliche Abend ging mit allen seinen Einzelheiten immer von neuem an meiner Seele vorüber; zwischen seinen grausigen Gestaltungen tauchte immer und immer wieder Old Firehand empor, und noch im letzten Ringen zwischen Wachen und Träumen klangen mir die Worte ins Ohr. „Schlaft nur zu; habt genug für mich getan!“
    Als ich am andern Morgen erwachte, fand ich mich allein am Feuer; doch konnten die beiden andern nicht weit entfernt sein, denn der kleine, blecherne Kessel hing mit dem kochenden Wasser über der Flamme, und neben dem Stück Fleisch, welches gestern abend übriggeblieben war, lag der offene Mehlbeutel.
    Ich wickelte mich aus meiner Umhüllung und schritt nach dem Wasser, um mich zu waschen.
    Dort standen, im eifrigen Gespräch begriffen, die Gefährten, und ihre Bewegungen, als sie

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