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02 Winter am Ende der Welt

02 Winter am Ende der Welt

Titel: 02 Winter am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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halblaut vor sich hin.
     
    AUSSEN / TAG – VOR DEM HAUS
    Wir befinden uns vor einem Haus, das wie ein Lebkuchenhaus aussieht. An der Wand lehnen drei Reisigbesen. Im Garten vor dem Haus wachsen zwei wunderschöne Rosenbäume – ein roter und ein weißer.
    Neben dem Hexenhäuschen (denn darum handelt es sich hier) steht eine große Trauerweide. Unter der Trauerweide steht eine rotgestrichene Gartenbank aus Holz, auf der eine schlafende schwarze Katze liegt. Vor dem Haus stehen SCHNEEWEISSCHEN (ca. 18 Jahre alt, Typ Schneewittchen) und ROSENROT (ca. 18, Typ Dornröschen).
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Zum letzten Mal. Es ist mein Bär.
     
    ROSENROT
    Nein, es ist mein Bär. Wer hat ihm denn die Tür geöffnet? Ich. Ich habe ihm die Tür geöffnet.
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Aber er liegt jeden Abend vor meinem Kamin. Er wärmt sich an meinem Kamin. Also ist es mein Bär.
     
    ROSENROT
    Seit wann ist das denn dein Kamin?
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Ich mache den Kamin sauber, also ist es mein Kamin.
     
    ROSENROT
    Das ist albern.
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Ich mache den Kamin sauber, ich schichte das Holz, ich halte das Feuer in Gang.
     
    ROSENROT
    Albern.
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Du kannst den Zwerg haben.
     
    ROSENROT
    Was für einen Zwerg?
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Den Zwerg von vorhin, den Zwerg aus dem Wald.
     
    ROSENROT
    Du spinnst ja, kommt überhaupt nicht in Frage, das ist ein Giftzwerg.
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Vielleicht steckt ja ein goldenes Herz in seiner giftigen Schale.
     
    ROSENROT
    Was soll ich mit dem Giftzwerg? Wer will einen Giftzwerg? Niemand will einen Giftzwerg.
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Und was willst du dann?
     
    ROSENROT
    Den Bären, natürlich.
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Und was willst du mit einem Bären?
     
    ROSENROT (verträumt)
    Der Bär ist bestimmt ein verwunschener Prinz. Das ist kein normaler Bär. Jede Wette – dieser Bär ist ein verwunschener Prinz. Ich spüre das. Ich fühle das einfach.
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Weißt du was, Rosenrot, du bist ja hübsch und nett anzusehen, das bist du wohl, aber manchmal zweifle ich wirklich an deinem Verstand.
     
    ROSENROT
    Dann sag mir, was willst du mit dem Bären, wenn es kein verwunschener Prinz ist?
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Mich im Winter wärmen, was sonst. Auch Hexen müssen Heizkosten sparen. Ein Katzenfell im Bett ist im Winter gut. Ein Bärenfell ist besser. Und ein lebendiger Bär ist das Allerbeste.
     
    Bei diesen Worten schreckt die Katze aus dem Schlaf hoch, streckt sich, springt von der Gartenbank und verschwindet hinter dem Haus.
     
    ROSENROT
    Ganz besonders, wenn ein verwunschener Prinz im Bären steckt.
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Ach Rosenrot, dein ganzes Leben faselst du nun von diesem verwunschenen Prinzen. Das Leben ist kein Märchen. Werde endlich erwachsen, Rosenrot!
     
    ROSENROT
    Ich habe wenigstens einen erwachsenen Namen.
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Im Gegensatz zu?
     
    ROSENROT
    Im Gegensatz zu dir, Schneeweisschweisschenweisschen.
     
    SCHNEEWEISSCHEN
    Du hast recht – ich heiße ab heute Schneeweiß.
     
    ROSENROT
    Was ist nun mit dem Bären, kann ich ihn haben oder nicht?
     
    SCHNEEWEISS
    Du kannst den Giftzwerg haben. Das ist mein letztes Wort.
     
    ROSENROT
    Wer hat eigentlich bestimmt, dass du immer bestimmst?
     
    Schneeweiß dreht sich um und greift nach einem der drei Besen an der Wand. Sie sieht, dass der Besen eine raue Stelle am Stiel hat. Sie stellt den Besen zurück, und nimmt einen anderen. Sie schwingt sich auf den Besen, hebt ab und verschwindet in den Lüften.
     
    ROSENROT
    He, das ist mein Besen ...
     
    Die Tür des Hexenhäuschens öffnet sich. Die Mutter erscheint. Hinter ihr sieht man die Schnauze des Bären.
     
    MUTTER
    Ist Schneeweißchen weg?
     
    ROSENROT
    Ja.
     
    MUTTER
    Gut, sehr gut. Also, Rosenrot, hör mir jetzt gut zu, ich möchte dir einen Vorschlag machen ...
     
    Ende des Textes. Also echt, Clara. Einen Anfang schicken und dann einfach abbrechen. Sie hat mir das als E-Mail geschickt, und obwohl ich nicht mit ihr rede, konnte ich natürlich nicht widerstehen und habe die Mail aufgemacht (verdammte Neugier, die zu Inkonsequenz verleitet, Mist). Jetzt geht unten eine Tür auf und das Geräusch katapultiert mich in mein eigenes Leben zurück. Schritte auf der Treppe, das sind Maria Teresa und Joana. Klar – die sind natürlich früh wach geworden, da hat eindeutig der Jetlag gegen einen im Tee gewonnen.
    „Wir haben in der Kirche gefrühstückt“, sagt Maria Teresa. „Furchtbar unordentlich, und in die Küche guckt man

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