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02 Winter am Ende der Welt

02 Winter am Ende der Welt

Titel: 02 Winter am Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annegret Heinold
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ist Live Music im Motel, da kommt eine Band aus der Stadt und Mr Thompson und Mr Lawrence gehen hin und würden sich freuen, wenn wir auch kommen, und ich fände es schön, wenn wir da auch hingehen würden, das wird bestimmt sehr nett.“
    Meine Schwiegermutter steht auf und nimmt die Tüte mit den Einkäufen und geht zur Küche.
    „Ich backe jetzt trotzdem Kekse“, sagt sie. „Auch wenn die entscheidende Zutat fehlt. Und wenn ich du wäre, würde ich was davon heute Abend mitnehmen, man kann ja nie wissen.“
    Ich soll von den Keksen was mitnehmen? Zu einem Abend im Motel? Mit Live Music? Aber dann zeigt Maria Teresa auf die Schachtel, dir Jeff mir geschenkt hat.
    Das meint sie also. Hallo die Enten.
    „Wenn ich hier jetzt ein bisschen Ordnung mache, wäre das eine Hilfe oder eine Beleidigung?“, fragt meine Schwiegermutter.
    Ich denke kurz nach. In der Tat würde es der Wohnung ja mal ganz gut tun, wenn hier ein bisschen sauber gemacht würde. Und ich habe ja im Grunde gar keine Lust dazu, es selber zu machen. Ich putze nämlich nicht so besonders gerne. Also wäre es doch eine Hilfe, oder? Ich sollte das annehmen, nicht wahr.
    „Es wäre eine Hilfe“, sage ich.
    „Gut“, sagt meine Schwiegermutter. „Dann bleibst du da einfach sitzen, und ich bringe dir einen Kaffee und die Joana und ich machen hier ein bisschen Ordnung. Aber nur, wenn es wirklich okay ist.“
    „Es ist wirklich okay“, sage ich, und merke, es ist wirklich und in der Tat okay, und während ich höre, wie die Kaffeemaschine blubbert und sich der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee im Haus ausbreitet und das Geschirr in der Küche klappert und während um mich herum Ordnung entsteht, ohne dass ich was dafür tun muss, gehe ich zu Facebook und gucke, was da so los ist. Im Grunde ist meine Schwiegermutter jetzt hier doch eine echte Hilfe. Und womöglich hat sie das früher auch als Hilfe gemeint. Nicht als Kritik, sondern als Hilfe. Und ich habe das nur missverstanden. Und missverstanden ist natürlich das Stichwort, weil ich gleich an Jeff und April denke, und womöglich ist die ganze Welt voller Missverständnisse, weil wir alle zu blöde sind, vernünftig miteinander umzugehen.
    Einträge an der Pinnwand:
    Nicole: sag mal, ist die Oma bei dir? Der Papa macht sich echt Sorgen, weil er solange nichts von ihr gehört hat. Deine Nicole
    Das ist ja auch interessant. Bei mir macht sich Jorge Sorgen, bei seiner Mutter macht er sich echt Sorgen.
    Die Prinzessin: was soll ich denn jetzt mit diesem Typen machen? Ich finde ihn total cool – und er beachtet mich nicht. Love Lena
    Mist, über meinen eigenen Problemen habe ich doch ganz vergessen, der Prinzessin zu antworten.
    Anna: komm schon – du kannst doch nicht ewig schmollen – jetzt sag mal piep – Anna
    Clara: Menina Jasmina, wenn du das Ende der Geschichte hören willst, musst du wieder mit mir reden. Bjs – Clara
    Jorge: Jasmin, bitte ruf mich mal an, rede mit mir, du kannst nicht einfach so aus meinem Leben verschwinden nach all den Jahren, so geht das nicht, Jorge
    Also here we go und zwar sofort, damit ich es nicht wieder verschlampe. Ich schreibe eine Nachricht an Lena.
    Jasmin an Lena: liebe Prinzessin – tut mir leid mit der späten Antwort. Leider weiß ich auch nicht so recht, was ich dir raten soll, denn mit Allgemeinplätzen wie die Zeit heilt alle Wunden, kommt Zeit, kommt Rat und so weiter ist dir ja auch nicht wirklich geholfen. Was soll ich sagen? Im Grunde doch: ganz egal, wie alt man wird, Liebe, Beziehungen und Männer werden für Frauen wohl immer ein Rätsel bleiben. Frag Anna, Clara und mich (was du ja in der Tat getan hast), wir können dir das alle bestätigen. Und weißt du was – sprich den Jungen doch einfach mal an, unterhalte dich mit ihm und dann sieht man, was passiert – Küsschen von deiner fast-Tante Jasmin, incompetent love consultant
    Ob die Lena überhaupt das Wort Allgemeinplatz kennt? Womöglich wird das heute gar nicht mehr benutzt, weil es genauso altmodisch ist wie LP, Telegramme und Stofftaschentücher. Wie Galan und Landpomeranze, wie ... Plötzlich steht meine Schwiegermutter neben mir und hält mir einen Brief vor die Nase.
    „Den habe ich beim Aufräumen gefunden“, sagt sie.
    Ach du liebe – äh – Zeit, das ist der Brief von Jan an Anna.
    „Und was machen wir damit?“, fragt meine Schwiegermutter.
    Ja, was machen wir denn damit? Ich weiß es auch nicht.
    „Ich weiß es nicht“, sage ich.
    „Und warum hast du ihn nicht längst

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