02
noch nie mit irgendwem darüber gesprochen, oder? Das dachte ich mir. Offene Wunden können nicht verheilen, John.« Sie kam näher und küsste ihn zärtlich. »Das ist für eine Nacht genug Gesellschaft, und du hast für uns beide zusammen viel zu viel gedacht. Ich möchte jetzt lieber das genießen, was unsere Beziehung noch zu bieten hat.«
Ihr Körper fühlte sich in seinen Armen warm und lebendig an, und für eine Weile waren wenigstens die Sorgen der Gegenwart und die Erinnerungen an die Vergangenheit vergessen. Die richtige Formation zu finden war das Dilemma. Die AllianzFlotte befand sich ganz in der Nähe des Sprungpunkts, durch den eine Syndik-Streitmacht zum Vorschein kommen konnte. Das bedeutete, ihm blieb nur wenig Zeit, um seine Formation anzupassen, sodass er vermutlich seine Flotte so einsetzen musste, wie sie angeordnet war. Aber er würde die Formation der feindlichen Streitmacht erst zu sehen bekommen, sobald die hier eintraf.
Klar war ihm nur eines: Wenn die Syndiks einer kleinen, schwer in Mitleidenschaft gezogenen Allianz-Streitmacht dicht auf den Fersen waren, würden sie mit ihrem Angriff keine Zeit vergeuden. Es war fast mit Sicherheit davon auszugehen, dass schnelle leichte Einheiten den fliehenden Allianz-Schiffen nachstellen würden. Die ließen sich leicht aus dem Weg räumen, ganz gleich wie Gearys Formation aussah. Das Problem war aber, was danach kam. Schwere Kreuzer ließen sich auch noch schnell eliminieren, doch wenn die Syndiks den leichten Einheiten Schlachtschiffe folgen ließen, dann musste Geary sicherstellen, dass die nicht zu viele von seinen eigenen Schiffen mit sich rissen.
Im schlimmsten Fall bekamen sie es mit einer überlegenen Syndik-Streitmacht zu tun, und dann musste die Allianz schnell und energisch zuschlagen, um das Überraschungsmoment zu nutzen.
»Das könnte sehr unangenehm werden«, merkte Geary an, nachdem er mit Captain Duellos die möglichen Optionen durchgesprochen hatte. »Aber da wir uns in der Nähe des Sprungpunkts aufhalten, bedeutet es, dass die sich nicht verteilen können. Ich werde unsere Schiffe eine modifizierte BecherFormation einnehmen lassen.« Auf dem Display zwischen ihnen erinnerte die Formation tatsächlich an einen Becher mit einem dicken kreisförmigen Boden, bestehend aus mehr als der halben Flotte in einer Matrix mit überlappenden Schussfeldern. Die übrigen Schiffe waren in einem Halbrund angeordnet, das sich in Richtung des Feindes erstreckte. »Wir werden in der Lage sein, sie an einer Stelle massiv unter Beschuss zu nehmen und dann einen weiteren Abschnitt ihrer Formation zu attackieren, wie auch immer die aussehen mag.«
»Wenn sie uns zahlenmäßig weit überlegen sind, werden wir sie wie der Teufel bombardieren, selbst wenn wir dabei vernichtet werden«, erwiderte Duellos. »Nicht gerade der ideale Ausgang, aber zusammen mit den Verlusten, die wir ihnen bei Kaliban und Sancere zugefügt haben, werden die Syndiks im Krieg keinen zahlenmäßigen Vorteil mehr haben.«
Geary nickte und schaute auf das Display. »Also würde der Krieg weitergehen.«
»Der Krieg würde weitergehen«, bestätigte Duellos.
»Ich würde gern zu einem besseren Ergebnis gelangen.«
Duellos grinste zynisch. »Sie können auf die Flotte zählen. Hier kommt alles zusammen: der Stolz der Flotte, der Wunsch, die Schiffe unserer Kameraden zu retten, das aus den jüngsten Siegen geborene Selbstbewusstsein, die Ausbildung, die wir von Ihnen erhielten. Auch wenn unsere Chancen schlecht stehen, können wir etwas zustande bringen.« Sein Grinsen wurde noch etwas breiter. »Und gerade fällt mir etwas ein, wie wir unsere Chancen verbessern können.«
Man sollte meinen, dass man sich an das Warten gewöhnt, wenn man so viele Jahre bei der Flotte ist, überlegte Geary, während er durch die Korridore der Dauntless schlenderte. Sehr viel Zeit bei der Flotte verbrachte man einfach nur mit Warten. Warten darauf, irgendwo anzukommen. Warten, wenn man angekommen war. Warten auf einen Notfall oder eine Krise, die vielleicht gar nicht eintreten würden. Warten darauf, dass man herausfand, wie lange man würde warten müssen. Das schien genauso ein Teil des Lebens eines Militärs zu sein wie die miese Verpflegung und die Gefahr, getötet zu werden.
Diese Erkenntnis machte es ihm nicht leichter, darauf zu warten, ob irgendwelche Schiffe zu ihnen zurückkehren würden. Die Flotte war direkt vor dem Sprungpunkt in Position gegangen, durch den Allianz-Schiffe kommen konnten,
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