020 - Das Schiff der schwarzen Piraten
antwortete die Hexe.
»Mich würde interessieren, wie ich aus dem Tunnel nach Cullkirk zurückkam«, bemerkte ich.
»Ich habe dich und Cruv mitgenommen«, sagte Roxane. »Mr. Silver fand den Weg allein.«
Da waren wir wieder.
In Cullkirk! Und der Kampf, den wir hier begonnen hatten, war noch nicht zu Ende.
Es mußte eine Zeitmanipulation gegeben haben. Ich weiß nicht, wer dafür verantwortlich war – Mr. Silver oder Roxane. Jedenfalls war nur wenig Zeit zwischen meinem Verschwinden aus dem Heimatmuseum und unserer Rückkehr vergangen.
Rufus und die Geisterpiraten hatten erst ihre Boote bestiegen und befanden sich jetzt auf dem Weg zum Geisterschiff, das erfuhren wir von zwei Dorfbewohnern. Wir hörten auch, daß Rufus Roy Cassidys Vater Cary getötet hatte, als dieser ihn angriff, und daß sich die drei Geiseln ebenfalls zum Schiff der schwarzen Piraten begaben.
Als ich erfuhr, wie sich Rufus abgesichert hatte, knirschte ich mit den Zähnen. Ich schaute Mr. Silver fragend an. »Kannst du Rufus' Bann brechen, Silver?«
»Das weiß ich nicht, Tony. Es käme auf einen Versuch an.«
»Wenn du's nicht schaffst, können wir die schwarzen Piraten nicht angreifen.«
»Das ist mir klar. Ich möchte natürlich auch nicht, daß sich Charlie le Mat, Roy Cassidy und Jimmy MacKenzie etwas antun.«
»Vielleicht schaffen wir's mit vereinten Kräften«, sagte Roxane.
»Wenn wir uns beide auf den Bann konzentrieren, müßte er doch auszuschalten sein.«
Wir starteten. Als wir den Hafen erreichten, sahen wir zahlreiche Dorfbewohner, und Rufus und die schwarzen Piraten waren noch zum Geisterschiff unterwegs.
Alle starrten den Booten nach. Niemand nahm von uns Notiz.
Die schwarzen Wesen waren etwa hundert Meter vom Ufer entfernt. Roxane und Mr. Silver konzentrierten sich. Sie mußten den Bann brechen, ohne daß es Rufus auffiel. Mr. Silver war mit Kraft und Eifer bei der Sache. Endlich hatte er seine übernatürlichen Fähigkeiten wieder, und er setzte sie voll gegen das Böse ein. Es mußte ihm und Roxane gelingen, dem Dämon ein Schnippchen zu schlagen, sonst waren die drei Geiseln verloren, denn freilassen würden die schwarzen Piraten sie bestimmt nicht mehr.
Roxane und Mr. Silver bekamen Kontakt mit den Geiseln. Sie schälten sie mit ihrer starken Magie vorsichtig aus der schwarzen Umklammerung, trugen den Jungen aber auf, sich nicht anmerken zu lassen, daß sie befreit worden waren. Mr. Silver befahl ihnen, auf sein nächstes telepathisches Kommando zu warten.
Dann ließ er mich wissen, daß Roxane und er Erfolg gehabt hatten. Nun stand unserem Vorhaben nichts mehr im Wege, wir konnten hinter den schwarzen Piraten herrasen, sie angreifen und sie – vielleicht auch Rufus – vernichten. Wir brauchten nur noch ein Boot. Marvin Nelsons Boot. Wo sich das befand, wußte ich.
»Auf geht's«, sagte ich und eilte zur Mole.
Als wir sie erreichten, kamen uns Oda, Lance Selby, Frank Esslin und Marvin Nelson entgegen. An ihren Gesichtern war unschwer zu erkennen, daß etwas Schlimmes passiert war.
Mein Gott, was denn noch?
»Tony, wo bist du gewesen?« wollte Frank Esslin wissen.
»Auf der Prä-Welt Coor.« Ich erzählte im Telegrammstil und stellte Cruv, den häßlichen Gnom mit dem Dreizack, vor.
Oda begrüßte es, daß Mr. Silver wiedererstarkt war. Sie deutete an, daß seine übernatürlichen Fähigkeiten das schlechte Blatt vielleicht noch wenden könnten.
Mein Blick streifte die Gesichter der Freunde. Ein Antlitz fehlte: das von Vicky Bonney. Mir war, als würde sich ein Eisenring um meine Brust legen.
»Wo ist Vicky?« fragte ich hastig.
»Erinnerst du dich an Yora, Tony?« fragte Oda.
»Natürlich. Das Mädchen mit dem Seelendolch. Deine Zwillingsschwester, die in ihrem eigenen Krematorium umkam.«
»Das machte sie dich glauben«, sagte Oda mit niedergeschlagenem Blick. »In Wirklichkeit machte sie sich auf diese Weise aus dem Staub.«
»Willst du damit sagen, daß Yora, die Totenpriesterin, noch lebt?« fragte ich aufgeregt.
Oda nickte langsam. »Nicht nur das. Sie haßt dich wie die Pest…«
»Das beruht auf Gegenseitigkeit.«
»Sie wartete einen günstigen Zeitpunkt ab, um sich für das, was du ihr angetan hast, zu rächen.«
»Vicky!« stieß ich entsetzt hervor. »Sie hat sich an Vicky vergriffen.«
Oda nickte abermals. »Es tut mir schrecklich leid, daß ausgerechnet meine Zwillingsschwester…«
»Lebt Vicky noch?« fiel ich Oda ins Wort. »Wo ist Vicky?«
»Ich vermute, Yora hat sie auf
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