Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
020 - Die Geliebte des Teufels

020 - Die Geliebte des Teufels

Titel: 020 - Die Geliebte des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
nicht taub.
    Der Rollstuhl glitt geräuschlos über den Parkettboden. Elton kam nur langsam vorwärts; das Fahren mit dem Stuhl war noch ungewohnt. Das Stöhnen wurde lauter. Er biß die Zähne zusammen. Schweiß stand auf seiner Stirn. Diese Geräusche kannte er genau. So hatte Miriam immer gestöhnt, wenn sie in seinen Armen gelegen und kurz vor dem Orgasmus gestanden hatte.
    Diese verdammte Schlampe, dachte er. Sie geniert sich nicht, es mit ihrem Geliebten zu treiben, obwohl ich in der Wohnung bin.
    Die Räder des Rollwagens stießen gegen ein Hindernis. Elton streckte die zitternden Hände aus. Seine feuchten Fingerspitzen berührten die Schlafzimmertür. Er suchte nach der Klinke, fand sie, drückte sie nieder und stieß die Tür auf. Leise wimmernde Laute waren zu hören. Das Keuchen wurde heftiger.
    »Aufhören!« schrie Elton und fuhr ins Schlafzimmer. »Sofort aufhören, du schamlose Dirne!« Das Bett quietschte. »Warte nur, ich erwische dich schon!« Er rollte näher ans Bett heran.
    Plötzlich wurde sein Stuhl von hinten gepackt und herumgewirbelt. Er bekam einen gewaltigen Stoß, der Rollstuhl raste durch das Zimmer, streifte das Bett und kippte um. Elton wurde herausgeschleudert und flog gegen einen Stuhl. Die dunkle Brille rutschte von seiner Nase und zerbrach.
    Einige Sekunden blieb er benommen liegen. Dann tastete er nach dem Rollstuhl und versuchte sich auf den Rücken zu drehen, was ihm aber nicht gelang. Er stöhnte hilflos, und Tränen rannen über seine Wangen.
    Da hörte er Miriams Stimme. Sie war laut und beschimpfte ihn.
    »Aufhören!« sagte er. »Hör auf!«
    Miriam brüllte ihm ins rechte Ohr.
    »Hilf mir hoch!« bat er schluchzend.
    Sie beschimpfte ihn weiter.
    Schließlich konnte er es nicht mehr ertragen. Er hielt sich die Ohren zu.

    Die Dillons wohnten in einem schmalen Backsteinhaus am Washington Square, nur zehn Minuten von Tim entfernt. Das Haus war zweistöckig und mußte um die Jahrhundertwende erbaut worden sein.
    »Wohnen sie allein da?« fragte ich.
    »Ja. Elton hat das Haus vor einem halben Jahr gemietet. Es gehört einem seiner Freunde, der für ein paar Jahre nach Los Angeles gezogen ist. In der Zwischenzeit darf er dort wohnen.«
    Wir stiegen drei Stufen hoch und Tim drückte auf den Klingelknopf.
    »Wer ist da?« hörten wir einige Sekunden später Miriams kreischende Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Tim«, sagte er.
    »Gott sei Dank!« sagte sie erleichtert. »Dich schickt der Himmel.«
    Ein Summen ertönte, und die Tür sprang auf. Wir traten ein, gingen den schmalen Korridor entlang, der zu einer Holztreppe führte, und kamen an einem Aufzug vorbei.
    »Ich bin im ersten Stock!« hörten wir Miriam.
    »Ich komme!« rief Tim.
    Wir stiegen die Stufen hoch. Miriam kam uns entgegen. Sie trug einen enganliegenden weißen Pulli und weite, ausgebleichte Jeans. Ihr rotes Haar hatte sie im Nacken zusammengebunden.
    »Es ist so entsetzlich«, sagte sie und preßte die Hände gegen ihren wogenden Busen. »Er wollte nicht im Spital bleiben. Ich versuchte ihn zu überreden, doch er wollte nach Hause. Als ich ihn für ein paar Minuten allein im Wohnzimmer ließ und mit einer Stellenvermittlung wegen eines Krankenpflegers telefonierte, hörte ich ihn toben. Ich lief ins Wohnzimmer. Die Tür zum Schlafzimmer stand offen. Der Rollstuhl war umgestürzt. Er lag auf dem Boden. Ich versuchte ihn aufzuheben, doch er ließ nicht zu, daß ich ihn berührte. Hilf mir, Tim!«
    Tim nickte. Wir traten ins Schlafzimmer. Es sah aus, als wäre ein Tornado hindurchgefegt. Die Türen des Einbauschranks standen offen, Kleider, Unterwäsche und Kopfkissen lagen auf dem Boden; der Toilettentisch war umgestürzt, und unzählige Parfümflakons waren zerbrochen. Der intensive Geruch raubte mir fast den Atem. Elton lag auf der Seite vor dem französischen Bett. Der Rollstuhl stand neben ihn.
    »Hallo!« sagte Tim. »Was …« Sein Blick fiel auf Eltons Gesicht. Er hatte die Augen geöffnet. Sie waren weiß; ohne Pupille und Iris. Nie zuvor hatte ich solche Augen gesehen.
    »Er ist blind«, sagte Miriam leise.
    »Faß mit an!« sagte Tim.
    Wir hoben Elton in den Rollstuhl und schoben ihn ins Wohnzimmer.
    »Was ist geschehen, Elton?« fragte Tim.
    »Das mußt du Miriam fragen. Laßt mich allein! Ich bin müde.«
    »Wir werden einen Arzt …«
    »Nichts werdet ihr!« unterbrach ihn Elton brüllend. »Ich will meine Ruhe. Verlaßt sofort mein Haus! Sofort! Habt ihr verstanden? Ihr sollt verschwinden!

Weitere Kostenlose Bücher