020 - Die Geliebte des Teufels
Sofort!«
»Gehen wir, Tim«, sagte ich.
Wir verließen das Wohnzimmer, und Miriam folgte uns.
»Er will nicht ins Spital«, sagte sie. »Und ich kann ihn nicht dazu zwingen. Er ist völlig verrückt. Ich habe Angst vor ihm. Er beschuldigt mich, daß ich ihn betrüge. Während ich telefoniert habe, soll ich angeblich im Schlafzimmer mit einem Mann gewesen sein. Er habe mich stöhnen gehört, und ich soll ihn beschimpft haben. Das ist natürlich völliger Unsinn. Ich weiß mir keinen Rat. Was soll ich tun, Tim? In einer halben Stunde kommt eine Krankenschwester, aber das ist nicht genug.«
Tim nickte. »Wir müssen einen Psychiater rufen. Elton gehört in ärztliche Behandlung. Ich wußte nicht, daß er blind ist.«
»Ich bin so verzweifelt«, schluchzte Miriam. »Ich weiß nicht mehr ein noch aus. Die Ärzte können sich Eltons Blindheit und seine Lähmung nicht erklären. Sie stehen vor einem Rätsel.«
»Mrs. Dillon«, schaltete ich mich ein, »ich fürchte, daß ein Psychiater auch nicht helfen kann. Ihr Mann ist besessen.«
Sie sah mich überrascht an. »Sie meinen, er ist vom Teufel besessen?«
»So etwas Ähnliches«, sagte ich vorsichtig.
»Aber das ist doch Unsinn!«
»Trotzdem bin ich dafür, daß wir einen Psychiater hinzuziehen«, meinte Tim. »Es kann auf keinen Fall schaden. Wir müssen erreichen, daß Elton für unzurechnungsfähig erklärt wird. Dann ist Miriam sein Vormund und kann darauf bestehen, daß er ins Spital muß.«
Miriam überlegte kurz. »Nein«, sagte sie dann entschieden. »Das will ich nicht. Elton würde mich für immer hassen.«
»Was willst du dann tun?«
»Ich weiß es nicht. Aber ich lasse ihn auf keinen Fall entmündigen. Ich werde mit meinem Arzt sprechen. Er soll vorbeikommen.«
»Ich kann dich zu nichts zwingen«, sagte Tim. »Überlege es dir aber gut.«
»Ich hätte da noch einige Fragen, Mrs. Dillon«, sagte ich. »Hat Ihr Mann Feinde?«
»Feinde? Hm, das ist nicht einfach zu beantworten. Richtige Feinde hat er nicht. Aber einige Leute können ihn nicht besonders gut leiden. Beruflich.«
»Wer zum Beispiel?«
»Da ist Albert Kingsley jr., der Vizepräsident der KBCTV. Er ist der Sohn des Präsidenten. Elton und er haben immer Streit miteinander. Kingsley ist ein Jugendfreund von mir. Elton ist eifersüchtig auf ihn.«
»Und hat er Grund dazu?«
Ihre Augen blitzten mich wütend an, und ihre Wangen überzogen sich mit einem roten Schimmer. »Diese Frage ist eine Frechheit«, sagte sie kalt. »Ich habe Elton noch nie betrogen. Mich ekelt vor allen Männern. Ich …«
»Weshalb ekelt es Sie vor Männern?« fragte ich sanft.
»Das geht sie nichts an.« Ihre Stimme war schrill geworden, sie schnappte fast über.
Ich sah sie genau an. Da hatte ich ihren wunden Punkt getroffen. »Ich wäre Ihnen für eine Antwort sehr dankbar, Mrs. Dillon.«
»Ich hatte einmal ein schreckliches Erlebnis«, gestand sie. »Vor vielen Jahren. Ich will nicht darüber sprechen.«
»Wer ist noch mit Ihrem Mann verfeindet?«
»Verschiedene Leute beim Fernsehen. Aber ich weiß keine Namen. Sie wollen seinen Posten.«
»Hm«, sagte ich und fixierte sie. »Ekelt es Sie eigentlich auch vor Ihrem Mann?«
Sie holte tief Luft.
»Sie sind unverschämt!« zischte sie. »Dein Freund hat keine Manieren, Tim.«
Ich verbeugte mich leicht.
»Ich muß mich für meine indiskreten Fragen entschuldigen, aber sie können uns vielleicht weiterhelfen. Bitte beantworten Sie meine Frage!«
Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Natürlich ekelt es mich vor Elton nicht«, beteuerte sie.
»Sie sagten aber, daß Sie sich vor allen Männern ekeln, Mrs. Dillon.«
»Vor allen außer Elton.«
»Danke, Sie haben mir sehr geholfen. Ich bitte Sie nochmals um Entschuldigung für meine Unhöflichkeit.«
»Ist schon gut.« Sie winkte unwillig ab. »Eines würde mich nur noch interessieren, Mr. Hunter. Weshalb stellen Sie mir überhaupt all diese Fragen?«
Ich lächelte: »Weil ich Ihnen helfen will.«
»Aber wie wollen Sie …«
»Auf Wiedersehen, Mrs. Dillon.«
Ich drehte mich um, stieg die Stufen hinunter, trat auf den Platz hinaus, zündete mir eine Zigarette an und rauchte hastig. Nach einigen Minuten blieb Tim neben mir stehen.
»Du warst alles andere als charmant«, sagte er.
»Ich hatte keine andere Wahl. Ich mußte sie überraschen. Sonst hätte sie meine Fragen wahrscheinlich nicht beantwortet.«
»Und helfen dir ihre Antworten weiter?«
»Ich denke schon«, sagte ich.
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